mische ich Kühn-Ruß und ein wenig Colo- quinten-Extract, und daraus mache ich meine Pillen. Sehet! welche eine tumme Kühn- heit von einen Land-Streicher, sprach der Phy- sicus, und was habt ihr denn vor ein Glieder- Oel? Es ist/ antwortete er, Kühn-Oel. Schöne Artzeneyen, replicirte der Physicus. Sehet ihr Bösewicht, wie ihr bey mir waret, habt ihr eurer Sache ein schön Färblein anstrei- chen können, und wo das Glücke gut ist, so wird die Artzeney die ich von euch zur Probe bekommen, gantz anders seyn; als es sich auch befunden. Jhr Ertz-Betrüger fuhr der Phy- sicus fort, ihr solt hierdurch verursacht haben, ins künfftige mit euers gleichen ein schärffer Examen vorzunehmen. Hier siehet ein Ed- ler Rath die schändliche Verwegenheit und Betrug. Hierauff fragte ihn der Bürger- Meister; dieweil ihr nun ein solcher Betrüger seyd, warumb habt ihr euch gestern denn mit euern Nachbahren so sehr gezanckt? Gestren- ger Herr, antwortete der Qvacksalber, wir sind gute Cameraden, und dieses geschicht nur denen Leuthen einen blauen Dunst zu machen, sonsten gehen wir auf einen Pfennig, und in solchen Zulauff der Leuthe, finden sich unsere Consorten, die ihnen im Gedrängniß die Beu- tel fegen. So bist du der Arth, sagte der
Bür-
miſche ich Kuͤhn-Ruß und ein wenig Colo- quinten-Extract, und daraus mache ich meine Pillen. Sehet! welche eine tumme Kuͤhn- heit von einen Land-Streicher, ſprach der Phy- ſicus, und was habt ihr denn vor ein Glieder- Oel? Es iſt/ antwortete er, Kuͤhn-Oel. Schoͤne Artzeneyen, replicirte der Phyſicus. Sehet ihr Boͤſewicht, wie ihr bey mir waret, habt ihr eurer Sache ein ſchoͤn Faͤrblein anſtrei- chen koͤnnen, und wo das Gluͤcke gut iſt, ſo wird die Artzeney die ich von euch zur Probe bekommen, gantz anders ſeyn; als es ſich auch befunden. Jhr Ertz-Betruͤger fuhr der Phy- ſicus fort, ihr ſolt hierdurch verurſacht haben, ins kuͤnfftige mit euers gleichen ein ſchaͤrffer Examen vorzunehmen. Hier ſiehet ein Ed- ler Rath die ſchaͤndliche Verwegenheit und Betrug. Hierauff fragte ihn der Buͤrger- Meiſter; dieweil ihr nun ein ſolcher Betruͤger ſeyd, warumb habt ihr euch geſtern denn mit euern Nachbahren ſo ſehr gezanckt? Geſtren- ger Herr, antwortete der Qvackſalber, wir ſind gute Cameraden, und dieſes geſchicht nur denen Leuthen einen blauen Dunſt zu machen, ſonſten gehen wir auf einen Pfennig, und in ſolchen Zulauff der Leuthe, finden ſich unſere Conſorten, die ihnen im Gedraͤngniß die Beu- tel fegen. So biſt du der Arth, ſagte der
Buͤr-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0234"n="218"/>
miſche ich Kuͤhn-Ruß und ein wenig <hirendition="#aq">Colo-<lb/>
quint</hi>en-<hirendition="#aq">Extract,</hi> und daraus mache ich meine<lb/>
Pillen. Sehet! welche eine tumme Kuͤhn-<lb/>
heit von einen Land-Streicher, ſprach der <hirendition="#aq">Phy-<lb/>ſicus,</hi> und was habt ihr denn vor ein Glieder-<lb/>
Oel? Es iſt/ antwortete er, Kuͤhn-Oel.<lb/>
Schoͤne Artzeneyen, <hirendition="#aq">replici</hi>rte der <hirendition="#aq">Phyſicus.</hi><lb/>
Sehet ihr Boͤſewicht, wie ihr bey mir waret,<lb/>
habt ihr eurer Sache ein ſchoͤn Faͤrblein anſtrei-<lb/>
chen koͤnnen, und wo das Gluͤcke gut iſt, ſo<lb/>
wird die Artzeney die ich von euch zur Probe<lb/>
bekommen, gantz anders ſeyn; als es ſich auch<lb/>
befunden. Jhr Ertz-Betruͤger fuhr der <hirendition="#aq">Phy-<lb/>ſicus</hi> fort, ihr ſolt hierdurch verurſacht haben,<lb/>
ins kuͤnfftige mit euers gleichen ein ſchaͤrffer<lb/><hirendition="#aq">Examen</hi> vorzunehmen. Hier ſiehet ein Ed-<lb/>
ler Rath die ſchaͤndliche Verwegenheit und<lb/>
Betrug. Hierauff fragte ihn der Buͤrger-<lb/>
Meiſter; dieweil ihr nun ein ſolcher Betruͤger<lb/>ſeyd, warumb habt ihr euch geſtern denn mit<lb/>
euern Nachbahren ſo ſehr gezanckt? Geſtren-<lb/>
ger Herr, antwortete der Qvackſalber, wir<lb/>ſind gute Cameraden, und dieſes geſchicht nur<lb/>
denen Leuthen einen blauen Dunſt zu machen,<lb/>ſonſten gehen wir auf einen Pfennig, und in<lb/>ſolchen Zulauff der Leuthe, finden ſich unſere<lb/><hirendition="#aq">Conſort</hi>en, die ihnen im Gedraͤngniß die Beu-<lb/>
tel fegen. So biſt du der Arth, ſagte der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Buͤr-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[218/0234]
miſche ich Kuͤhn-Ruß und ein wenig Colo-
quinten-Extract, und daraus mache ich meine
Pillen. Sehet! welche eine tumme Kuͤhn-
heit von einen Land-Streicher, ſprach der Phy-
ſicus, und was habt ihr denn vor ein Glieder-
Oel? Es iſt/ antwortete er, Kuͤhn-Oel.
Schoͤne Artzeneyen, replicirte der Phyſicus.
Sehet ihr Boͤſewicht, wie ihr bey mir waret,
habt ihr eurer Sache ein ſchoͤn Faͤrblein anſtrei-
chen koͤnnen, und wo das Gluͤcke gut iſt, ſo
wird die Artzeney die ich von euch zur Probe
bekommen, gantz anders ſeyn; als es ſich auch
befunden. Jhr Ertz-Betruͤger fuhr der Phy-
ſicus fort, ihr ſolt hierdurch verurſacht haben,
ins kuͤnfftige mit euers gleichen ein ſchaͤrffer
Examen vorzunehmen. Hier ſiehet ein Ed-
ler Rath die ſchaͤndliche Verwegenheit und
Betrug. Hierauff fragte ihn der Buͤrger-
Meiſter; dieweil ihr nun ein ſolcher Betruͤger
ſeyd, warumb habt ihr euch geſtern denn mit
euern Nachbahren ſo ſehr gezanckt? Geſtren-
ger Herr, antwortete der Qvackſalber, wir
ſind gute Cameraden, und dieſes geſchicht nur
denen Leuthen einen blauen Dunſt zu machen,
ſonſten gehen wir auf einen Pfennig, und in
ſolchen Zulauff der Leuthe, finden ſich unſere
Conſorten, die ihnen im Gedraͤngniß die Beu-
tel fegen. So biſt du der Arth, ſagte der
Buͤr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/234>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.