Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Das Spiel war kühn, doch ist's geglückt,
Und der Gefahr seid Ihr entrückt," Ruft froh der Waidgeselle. "Wo ist die Fuhrt? wer zeigt den Weg?" Fährt Nella fort zu klagen, "Hier durch die Fluth ohn' Weg und Steg Kann mich mein Roß nicht tragen, Schon strauchelt es. Der Uferrand Voll Felsgeröll, Gestrüpp und Sand, Er bringt uns noch zu Falle. Was raschelt da? ... Wie Hufschlag klingt's!" ... Der Waidmann greift zum Schwerte: "Dicht hinter uns aus Tannen dringt's Und dröhnet auf der Erde" -- -- "Erbarm Dich, Gott! -- ein Räuber gar?" -- "Getrost, Vieledle! Die Gefahr Habt Ihr nicht zu befürchten." Im Mondschein auf dem Wiesenplan Hersprengen zwei Gestalten, Zu Rosse hoch, und wie sie nah'n Und neben Nella halten, Visir geschlossen -- schwarz und groß -- Sinkt zitternd ihr die Hand zum Schooß: "Er ist's! ... es ist ... die Katze!" Doch hastig ruft der Reitersmann Und deutet nach den Wellen: "Sucht Ihr die Fuhrt im Fluß? -- sagt an! Wollt Ihr hindurch, Gesellen? Nur nachgefolgt, ich reit' voraus, Will sie Euch gerne weisen; Zum Teufel, ja! Wie schaut Ihr aus? Das Spiel war kühn, doch iſt's geglückt,
Und der Gefahr ſeid Ihr entrückt,“ Ruft froh der Waidgeſelle. „Wo iſt die Fuhrt? wer zeigt den Weg?“ Fährt Nella fort zu klagen, „Hier durch die Fluth ohn' Weg und Steg Kann mich mein Roß nicht tragen, Schon ſtrauchelt es. Der Uferrand Voll Felsgeröll, Geſtrüpp und Sand, Er bringt uns noch zu Falle. Was raſchelt da? ... Wie Hufſchlag klingt's!“ ... Der Waidmann greift zum Schwerte: „Dicht hinter uns aus Tannen dringt's Und dröhnet auf der Erde“ — — „Erbarm Dich, Gott! — ein Räuber gar?“ — „Getroſt, Vieledle! Die Gefahr Habt Ihr nicht zu befürchten.“ Im Mondſchein auf dem Wieſenplan Herſprengen zwei Geſtalten, Zu Roſſe hoch, und wie ſie nah'n Und neben Nella halten, Viſir geſchloſſen — ſchwarz und groß — Sinkt zitternd ihr die Hand zum Schooß: „Er iſt's! ... es iſt ... die Katze!“ Doch haſtig ruft der Reitersmann Und deutet nach den Wellen: „Sucht Ihr die Fuhrt im Fluß? — ſagt an! Wollt Ihr hindurch, Geſellen? Nur nachgefolgt, ich reit' voraus, Will ſie Euch gerne weiſen; Zum Teufel, ja! Wie ſchaut Ihr aus? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0073" n="59"/> <lg n="2"> <l>Das Spiel war kühn, doch iſt's geglückt,</l><lb/> <l>Und der Gefahr ſeid Ihr entrückt,“</l><lb/> <l>Ruft froh der Waidgeſelle.</l><lb/> <l>„Wo iſt die Fuhrt? wer zeigt den Weg?“</l><lb/> <l>Fährt Nella fort zu klagen,</l><lb/> <l>„Hier durch die Fluth ohn' Weg und Steg</l><lb/> <l>Kann mich mein Roß nicht tragen,</l><lb/> <l>Schon ſtrauchelt es. Der Uferrand</l><lb/> <l>Voll Felsgeröll, Geſtrüpp und Sand,</l><lb/> <l>Er bringt uns noch zu Falle.</l><lb/> <l>Was raſchelt da? ... Wie Hufſchlag klingt's!“ ...</l><lb/> <l>Der Waidmann greift zum Schwerte:</l><lb/> <l>„Dicht hinter uns aus Tannen dringt's</l><lb/> <l>Und dröhnet auf der Erde“ — —</l><lb/> <l>„Erbarm Dich, Gott! — ein Räuber gar?“</l><lb/> <l>— „Getroſt, Vieledle! Die Gefahr</l><lb/> <l>Habt Ihr nicht zu befürchten.“</l><lb/> <l>Im Mondſchein auf dem Wieſenplan</l><lb/> <l>Herſprengen zwei Geſtalten,</l><lb/> <l>Zu Roſſe hoch, und wie ſie nah'n</l><lb/> <l>Und neben Nella halten,</l><lb/> <l>Viſir geſchloſſen — ſchwarz und groß —</l><lb/> <l>Sinkt zitternd ihr die Hand zum Schooß:</l><lb/> <l>„Er iſt's! ... es iſt ... die Katze!“</l><lb/> <l>Doch haſtig ruft der Reitersmann</l><lb/> <l>Und deutet nach den Wellen:</l><lb/> <l>„Sucht Ihr die Fuhrt im Fluß? — ſagt an!</l><lb/> <l>Wollt Ihr hindurch, Geſellen?</l><lb/> <l>Nur nachgefolgt, ich reit' voraus,</l><lb/> <l>Will ſie Euch gerne weiſen;</l><lb/> <l>Zum Teufel, ja! Wie ſchaut Ihr aus?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [59/0073]
Das Spiel war kühn, doch iſt's geglückt,
Und der Gefahr ſeid Ihr entrückt,“
Ruft froh der Waidgeſelle.
„Wo iſt die Fuhrt? wer zeigt den Weg?“
Fährt Nella fort zu klagen,
„Hier durch die Fluth ohn' Weg und Steg
Kann mich mein Roß nicht tragen,
Schon ſtrauchelt es. Der Uferrand
Voll Felsgeröll, Geſtrüpp und Sand,
Er bringt uns noch zu Falle.
Was raſchelt da? ... Wie Hufſchlag klingt's!“ ...
Der Waidmann greift zum Schwerte:
„Dicht hinter uns aus Tannen dringt's
Und dröhnet auf der Erde“ — —
„Erbarm Dich, Gott! — ein Räuber gar?“
— „Getroſt, Vieledle! Die Gefahr
Habt Ihr nicht zu befürchten.“
Im Mondſchein auf dem Wieſenplan
Herſprengen zwei Geſtalten,
Zu Roſſe hoch, und wie ſie nah'n
Und neben Nella halten,
Viſir geſchloſſen — ſchwarz und groß —
Sinkt zitternd ihr die Hand zum Schooß:
„Er iſt's! ... es iſt ... die Katze!“
Doch haſtig ruft der Reitersmann
Und deutet nach den Wellen:
„Sucht Ihr die Fuhrt im Fluß? — ſagt an!
Wollt Ihr hindurch, Geſellen?
Nur nachgefolgt, ich reit' voraus,
Will ſie Euch gerne weiſen;
Zum Teufel, ja! Wie ſchaut Ihr aus?
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Zitationshilfe: | Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/73>, abgerufen am 18.06.2024. |