Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber waren denn auch jene Voraussetzun¬
gen allgemein, und ohne alle Ausnahme, zu
machen. War nicht im Mittelpunkte von Eu¬
ropa die übermächtige deutsche Nation rein
geblieben von dieser Beute, und von der An¬
steckung mit der Lust darnach, und fast ohne
Vermögen, Anspruch auf dieselbe zu machen?
Wäre nur diese zu Einem gemeinschaftlichen
Willen, und Einer gemeinschaftlichen Kraft
vereinigt geblieben; hätten doch dann die übri¬
gen Europäer sich morden mögen in allen Mee¬
ren, und auf allen Inseln und Küsten: in der
Mitte von Europa hätte der feste Wall der
Deutschen sie verhindert an einander zu kom¬
men, -- hier wäre Friede geblieben, und die
Deutschen hätten sich, und mit sich zugleich
einen Theil der übrigen Europäischen Völker,
in Ruhe und Wohlstand erhalten.

Es war dem nur den nächsten Augenblik
berechnenden Eigennutze des Auslandes nicht
gemäß, daß es also bliebe. Sie fanden die
deutsche Tapferkeit brauchbar, um durch sie ihre
Kriege zu führen, und die Hände derselben, um
mit ihnen ihren Nebenbuhlern die Beute zu

Aber waren denn auch jene Vorausſetzun¬
gen allgemein, und ohne alle Ausnahme, zu
machen. War nicht im Mittelpunkte von Eu¬
ropa die uͤbermaͤchtige deutſche Nation rein
geblieben von dieſer Beute, und von der An¬
ſteckung mit der Luſt darnach, und faſt ohne
Vermoͤgen, Anſpruch auf dieſelbe zu machen?
Waͤre nur dieſe zu Einem gemeinſchaftlichen
Willen, und Einer gemeinſchaftlichen Kraft
vereinigt geblieben; haͤtten doch dann die uͤbri¬
gen Europaͤer ſich morden moͤgen in allen Mee¬
ren, und auf allen Inſeln und Kuͤſten: in der
Mitte von Europa haͤtte der feſte Wall der
Deutſchen ſie verhindert an einander zu kom¬
men, — hier waͤre Friede geblieben, und die
Deutſchen haͤtten ſich, und mit ſich zugleich
einen Theil der uͤbrigen Europaͤiſchen Voͤlker,
in Ruhe und Wohlſtand erhalten.

Es war dem nur den naͤchſten Augenblik
berechnenden Eigennutze des Auslandes nicht
gemaͤß, daß es alſo bliebe. Sie fanden die
deutſche Tapferkeit brauchbar, um durch ſie ihre
Kriege zu fuͤhren, und die Haͤnde derſelben, um
mit ihnen ihren Nebenbuhlern die Beute zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0420" n="414"/>
        <p>Aber waren denn auch jene Voraus&#x017F;etzun¬<lb/>
gen allgemein, und ohne alle Ausnahme, zu<lb/>
machen. War nicht im Mittelpunkte von Eu¬<lb/>
ropa die u&#x0364;berma&#x0364;chtige deut&#x017F;che Nation rein<lb/>
geblieben von die&#x017F;er Beute, und von der An¬<lb/>
&#x017F;teckung mit der Lu&#x017F;t darnach, und fa&#x017F;t ohne<lb/>
Vermo&#x0364;gen, An&#x017F;pruch auf die&#x017F;elbe zu machen?<lb/>
Wa&#x0364;re nur die&#x017F;e zu Einem gemein&#x017F;chaftlichen<lb/>
Willen, und Einer gemein&#x017F;chaftlichen Kraft<lb/>
vereinigt geblieben; ha&#x0364;tten doch dann die u&#x0364;bri¬<lb/>
gen Europa&#x0364;er &#x017F;ich morden mo&#x0364;gen in allen Mee¬<lb/>
ren, und auf allen In&#x017F;eln und Ku&#x0364;&#x017F;ten: in der<lb/>
Mitte von Europa ha&#x0364;tte der fe&#x017F;te Wall der<lb/>
Deut&#x017F;chen &#x017F;ie verhindert an einander zu kom¬<lb/>
men, &#x2014; hier wa&#x0364;re Friede geblieben, und die<lb/>
Deut&#x017F;chen ha&#x0364;tten &#x017F;ich, und mit &#x017F;ich zugleich<lb/>
einen Theil der u&#x0364;brigen Europa&#x0364;i&#x017F;chen Vo&#x0364;lker,<lb/>
in Ruhe und Wohl&#x017F;tand erhalten.</p><lb/>
        <p>Es war dem nur den na&#x0364;ch&#x017F;ten Augenblik<lb/>
berechnenden Eigennutze des Auslandes nicht<lb/>
gema&#x0364;ß, daß es al&#x017F;o bliebe. Sie fanden die<lb/>
deut&#x017F;che Tapferkeit brauchbar, um durch &#x017F;ie ihre<lb/>
Kriege zu fu&#x0364;hren, und die Ha&#x0364;nde der&#x017F;elben, um<lb/>
mit ihnen ihren Nebenbuhlern die Beute zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0420] Aber waren denn auch jene Vorausſetzun¬ gen allgemein, und ohne alle Ausnahme, zu machen. War nicht im Mittelpunkte von Eu¬ ropa die uͤbermaͤchtige deutſche Nation rein geblieben von dieſer Beute, und von der An¬ ſteckung mit der Luſt darnach, und faſt ohne Vermoͤgen, Anſpruch auf dieſelbe zu machen? Waͤre nur dieſe zu Einem gemeinſchaftlichen Willen, und Einer gemeinſchaftlichen Kraft vereinigt geblieben; haͤtten doch dann die uͤbri¬ gen Europaͤer ſich morden moͤgen in allen Mee¬ ren, und auf allen Inſeln und Kuͤſten: in der Mitte von Europa haͤtte der feſte Wall der Deutſchen ſie verhindert an einander zu kom¬ men, — hier waͤre Friede geblieben, und die Deutſchen haͤtten ſich, und mit ſich zugleich einen Theil der uͤbrigen Europaͤiſchen Voͤlker, in Ruhe und Wohlſtand erhalten. Es war dem nur den naͤchſten Augenblik berechnenden Eigennutze des Auslandes nicht gemaͤß, daß es alſo bliebe. Sie fanden die deutſche Tapferkeit brauchbar, um durch ſie ihre Kriege zu fuͤhren, und die Haͤnde derſelben, um mit ihnen ihren Nebenbuhlern die Beute zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/420
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/420>, abgerufen am 03.06.2024.