Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.immer normal, nicht immer das, was Ehen sein sollen, aber es Ueberraschend zu sagen, die Hauptfestlichkeiten in Friedrichs- "Diese glückliche Entbindung war um so viel freudiger, weil Ueber die anderweiten Aufzeichnungen des Kirchenbuches *) Dieser Pastor Lindenberg starb 1774 an den Folgen eines Schrecks,
dem ihn eine Spuk-Erscheinung verursacht hatte. Als er nämlich, kurz vor seinem Tode, von einem Besuch im Schloß in seine Pfarre zurückwollte, sah er eine weibliche Gestalt, die vor ihm herging und auf sein Anrufen keine Antwort gab. Als sie bis dicht vor der Kirche waren, wies sie mit der Hand auf eine Stelle neben einem Eckpfeiler und verschwand dann. Der Pastor kam in äußerster Erregung in seiner Wohnung an, erzählte was er ge- sehen und starb den dritten Tag danach. Er wurde neben dem Eckpfeiler an eben der Stelle begraben, auf die die Gestalt gezeigt hatte. immer normal, nicht immer das, was Ehen ſein ſollen, aber es Ueberraſchend zu ſagen, die Hauptfeſtlichkeiten in Friedrichs- „Dieſe glückliche Entbindung war um ſo viel freudiger, weil Ueber die anderweiten Aufzeichnungen des Kirchenbuches *) Dieſer Paſtor Lindenberg ſtarb 1774 an den Folgen eines Schrecks,
dem ihn eine Spuk-Erſcheinung verurſacht hatte. Als er nämlich, kurz vor ſeinem Tode, von einem Beſuch im Schloß in ſeine Pfarre zurückwollte, ſah er eine weibliche Geſtalt, die vor ihm herging und auf ſein Anrufen keine Antwort gab. Als ſie bis dicht vor der Kirche waren, wies ſie mit der Hand auf eine Stelle neben einem Eckpfeiler und verſchwand dann. Der Paſtor kam in äußerſter Erregung in ſeiner Wohnung an, erzählte was er ge- ſehen und ſtarb den dritten Tag danach. Er wurde neben dem Eckpfeiler an eben der Stelle begraben, auf die die Geſtalt gezeigt hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0154" n="138"/> immer normal, nicht immer das, was Ehen ſein ſollen, aber es<lb/> waren gute Frauen, und — die Männer waren glücklich.</p><lb/> <p>Ueberraſchend zu ſagen, die Hauptfeſtlichkeiten in Friedrichs-<lb/> felde waren Taufen! Namentlich um jene Zeit herum, wo die<lb/> geſammte hohenzollernſche Deſcendenz auf zwei Augen ſtand. Am<lb/> 11. November 1771 wurd’ im Friedrichsfelder Schloß ein Prinz<lb/> geboren, bei der damaligen Sachlage durchaus ein „Ereigniß.“ Der<lb/> Prinz erhielt die Namen Friedrich Chriſtian <hi rendition="#g">Heinrich</hi> Ludwig. Der<lb/> König, die Königin, Prinz Heinrich, wohnten der Tauffeierlichkeit<lb/> bei; von auswärtigen Mitgliedern der Familie war die verwitt-<lb/> wete Königin von Schweden, Louiſe Ulrike, geladen. Im Kirchen-<lb/> buche finden ſich von der Hand des Paſtors Lindenberg,<note place="foot" n="*)">Dieſer Paſtor <hi rendition="#g">Lindenberg</hi> ſtarb 1774 an den Folgen eines Schrecks,<lb/> dem ihn eine Spuk-Erſcheinung verurſacht hatte. Als er nämlich, kurz vor<lb/> ſeinem Tode, von einem Beſuch im Schloß in ſeine Pfarre zurückwollte, ſah<lb/> er eine weibliche Geſtalt, die vor ihm herging und auf ſein Anrufen keine<lb/> Antwort gab. Als ſie bis dicht vor der Kirche waren, wies ſie mit der<lb/> Hand auf eine Stelle neben einem Eckpfeiler und verſchwand dann. Der<lb/> Paſtor kam in äußerſter Erregung in ſeiner Wohnung an, erzählte was er ge-<lb/> ſehen und ſtarb den dritten Tag danach. Er wurde neben dem Eckpfeiler<lb/> an eben der Stelle begraben, auf die die Geſtalt gezeigt hatte.</note> der die<lb/> Taufe vollzog, folgende Bemerkungen eingetragen:</p><lb/> <p>„Dieſe glückliche Entbindung war um ſo viel freudiger, weil<lb/> der theuerſte Vater ſeit einigen Wochen an einer ſehr gefährlichen<lb/> Krankheit darnieder lag, ſo daß man verſchiedene Tage ſein Ab-<lb/> leben befürchtete; Umſtände, welche bei der nahen Entbindung die<lb/> geliebte Gemahlin äußerſt geängſtigt und elend gemacht hatten, ſo<lb/> daß man wegen ihres Lebens beſorget war. … Es war auch, bei<lb/> der äußerſten Gefahr des Prinzen, von Seiner Fürſtlichen Ge-<lb/> mahlin und zwar vor Ihrer Entbindung dem Prediger aufge-<lb/> tragen worden, eine Betſtunde in dero Zimmer zu halten, welches<lb/> denn auch in aller Stille, in Gegenwart der Prinzeſſin, der Prin-<lb/> zeſſin Philippine und zween Dames geſchah. Es war <hi rendition="#g">rührend,<lb/> dabei ſo viel Andacht</hi> und Wehmuth an <hi rendition="#g">ſo hohen</hi> Perſonen<lb/> wahrzunehmen.“</p><lb/> <p>Ueber die anderweiten Aufzeichnungen des Kirchenbuches<lb/> gehen wir ſchneller hinfort, trotzdem dieſelben an zwei Namen an-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0154]
immer normal, nicht immer das, was Ehen ſein ſollen, aber es
waren gute Frauen, und — die Männer waren glücklich.
Ueberraſchend zu ſagen, die Hauptfeſtlichkeiten in Friedrichs-
felde waren Taufen! Namentlich um jene Zeit herum, wo die
geſammte hohenzollernſche Deſcendenz auf zwei Augen ſtand. Am
11. November 1771 wurd’ im Friedrichsfelder Schloß ein Prinz
geboren, bei der damaligen Sachlage durchaus ein „Ereigniß.“ Der
Prinz erhielt die Namen Friedrich Chriſtian Heinrich Ludwig. Der
König, die Königin, Prinz Heinrich, wohnten der Tauffeierlichkeit
bei; von auswärtigen Mitgliedern der Familie war die verwitt-
wete Königin von Schweden, Louiſe Ulrike, geladen. Im Kirchen-
buche finden ſich von der Hand des Paſtors Lindenberg, *) der die
Taufe vollzog, folgende Bemerkungen eingetragen:
„Dieſe glückliche Entbindung war um ſo viel freudiger, weil
der theuerſte Vater ſeit einigen Wochen an einer ſehr gefährlichen
Krankheit darnieder lag, ſo daß man verſchiedene Tage ſein Ab-
leben befürchtete; Umſtände, welche bei der nahen Entbindung die
geliebte Gemahlin äußerſt geängſtigt und elend gemacht hatten, ſo
daß man wegen ihres Lebens beſorget war. … Es war auch, bei
der äußerſten Gefahr des Prinzen, von Seiner Fürſtlichen Ge-
mahlin und zwar vor Ihrer Entbindung dem Prediger aufge-
tragen worden, eine Betſtunde in dero Zimmer zu halten, welches
denn auch in aller Stille, in Gegenwart der Prinzeſſin, der Prin-
zeſſin Philippine und zween Dames geſchah. Es war rührend,
dabei ſo viel Andacht und Wehmuth an ſo hohen Perſonen
wahrzunehmen.“
Ueber die anderweiten Aufzeichnungen des Kirchenbuches
gehen wir ſchneller hinfort, trotzdem dieſelben an zwei Namen an-
*) Dieſer Paſtor Lindenberg ſtarb 1774 an den Folgen eines Schrecks,
dem ihn eine Spuk-Erſcheinung verurſacht hatte. Als er nämlich, kurz vor
ſeinem Tode, von einem Beſuch im Schloß in ſeine Pfarre zurückwollte, ſah
er eine weibliche Geſtalt, die vor ihm herging und auf ſein Anrufen keine
Antwort gab. Als ſie bis dicht vor der Kirche waren, wies ſie mit der
Hand auf eine Stelle neben einem Eckpfeiler und verſchwand dann. Der
Paſtor kam in äußerſter Erregung in ſeiner Wohnung an, erzählte was er ge-
ſehen und ſtarb den dritten Tag danach. Er wurde neben dem Eckpfeiler
an eben der Stelle begraben, auf die die Geſtalt gezeigt hatte.
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