Wir kriegten unsre Manuskripte zurück, ohne daß die Verlagsbuchhandlung auch nur einen Blick hinein gethan hätte. Wie konnte sie auch! Es brach eben damals eine Hochflut über sie herein. Und alles waren Worte, Worte, Worte.
Trotzdem, - und mit dieser vielleicht allweisen Betrachtung möcht' ich hier schließen, - dürfen Regierungen über solche Zeiterscheinung nicht vornehm hinweggehn und all dergleichen mit der Bemerkung "elendes Phrasenwerk" abthun wollen. Es liegt den Regierungen vielmehr ob, sich die Frage vorzulegen, "ob dieser oft in ungewollte Komik verfallenden Phrasenfülle nicht doch vielleicht etwas sehr Beherzigenswertes zu Grunde liege?" Wie war damals die Situation? An das Hinscheiden Friedrich Wilhelms des Dritten hatten sich Hoffnungen für die Zukunft geknüpft und diese Hoffnungen erkannte man sehr bald als eitel. Die Sehnsucht nach anderen Zuständen und die tiefe, ganz aufrichtige Mißstimmung darüber, daß diese Zustände noch immer nicht kommen wollten, das war das durchaus
den Terzinen an Friedrich Wilhelm IV.:
"Zu scheu der neuen Zeit ins Aug' zu sehen, Zu beifallslüstern, um sie zu verachten, Zu hochgeboren, um sie zu verstehn."
Wie tief gefaßt ist hier alles, wie vollendet im Ausdruck.
Wir kriegten unsre Manuskripte zurück, ohne daß die Verlagsbuchhandlung auch nur einen Blick hinein gethan hätte. Wie konnte sie auch! Es brach eben damals eine Hochflut über sie herein. Und alles waren Worte, Worte, Worte.
Trotzdem, – und mit dieser vielleicht allweisen Betrachtung möcht’ ich hier schließen, – dürfen Regierungen über solche Zeiterscheinung nicht vornehm hinweggehn und all dergleichen mit der Bemerkung „elendes Phrasenwerk“ abthun wollen. Es liegt den Regierungen vielmehr ob, sich die Frage vorzulegen, „ob dieser oft in ungewollte Komik verfallenden Phrasenfülle nicht doch vielleicht etwas sehr Beherzigenswertes zu Grunde liege?“ Wie war damals die Situation? An das Hinscheiden Friedrich Wilhelms des Dritten hatten sich Hoffnungen für die Zukunft geknüpft und diese Hoffnungen erkannte man sehr bald als eitel. Die Sehnsucht nach anderen Zuständen und die tiefe, ganz aufrichtige Mißstimmung darüber, daß diese Zustände noch immer nicht kommen wollten, das war das durchaus
den Terzinen an Friedrich Wilhelm IV.:
„Zu scheu der neuen Zeit ins Aug’ zu sehen, Zu beifallslüstern, um sie zu verachten, Zu hochgeboren, um sie zu verstehn.“
Wie tief gefaßt ist hier alles, wie vollendet im Ausdruck.
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Wir kriegten unsre Manuskripte zurück, ohne daß die Verlagsbuchhandlung auch nur einen Blick hinein gethan hätte. Wie konnte sie auch! Es brach eben damals eine Hochflut über sie herein. Und alles waren Worte, Worte, Worte.
Trotzdem, – und mit dieser vielleicht allweisen Betrachtung möcht’ ich hier schließen, – dürfen Regierungen über solche Zeiterscheinung nicht vornehm hinweggehn und all dergleichen mit der Bemerkung „elendes Phrasenwerk“ abthun wollen. Es liegt den Regierungen vielmehr ob, sich die Frage vorzulegen, „ob dieser oft in ungewollte Komik verfallenden Phrasenfülle nicht doch vielleicht etwas sehr Beherzigenswertes zu Grunde liege?“ Wie war damals die Situation? An das Hinscheiden Friedrich Wilhelms des Dritten hatten sich Hoffnungen für die Zukunft geknüpft und diese Hoffnungen erkannte man sehr bald als eitel. Die Sehnsucht nach anderen Zuständen und die tiefe, ganz aufrichtige Mißstimmung darüber, daß diese Zustände noch immer nicht kommen wollten, das war das durchaus
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*) den Terzinen an Friedrich Wilhelm IV.: „Zu scheu der neuen Zeit ins Aug’ zu sehen,
Zu beifallslüstern, um sie zu verachten,
Zu hochgeboren, um sie zu verstehn.“
Wie tief gefaßt ist hier alles, wie vollendet im Ausdruck.
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/171>, abgerufen am 14.06.2024.
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