Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.alles aus ihren privaten Mitteln, nur um sich und mir die Freude dieser Gastlichkeit zu gönnen. Und dann unterbrachen wir Lektionsplan und Stundenvorschrift und plauderten eine halbe Stunde lang über Dinge, die mit Chemie herzlich wenig zu schaffen hatten und ließen dabei unsre Umgebung bez. unsere Vorgesetzten Revue passieren, erst die Aerzte, dann den Inspektor - über dessen Frömmigkeit wir gemeinschaftlich lachten - und verstiegen uns auch wohl zur Oberin, ja bis zu "Conrad von Marburg". Alles natürlich sehr vorsichtig. Meine Partnerin war außerordentlich fein geschult und jeder wird an sich selber die Erfahrung gemacht haben, daß der feine Ton andrer auch seiner eignen Sprechweise zu gute kommt. Ohne solche Führung war ich immer ziemlich unvorsichtig. alles aus ihren privaten Mitteln, nur um sich und mir die Freude dieser Gastlichkeit zu gönnen. Und dann unterbrachen wir Lektionsplan und Stundenvorschrift und plauderten eine halbe Stunde lang über Dinge, die mit Chemie herzlich wenig zu schaffen hatten und ließen dabei unsre Umgebung bez. unsere Vorgesetzten Revue passieren, erst die Aerzte, dann den Inspektor – über dessen Frömmigkeit wir gemeinschaftlich lachten – und verstiegen uns auch wohl zur Oberin, ja bis zu „Conrad von Marburg“. Alles natürlich sehr vorsichtig. Meine Partnerin war außerordentlich fein geschult und jeder wird an sich selber die Erfahrung gemacht haben, daß der feine Ton andrer auch seiner eignen Sprechweise zu gute kommt. Ohne solche Führung war ich immer ziemlich unvorsichtig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0663" n="654"/> alles aus ihren privaten Mitteln, nur um sich und mir die Freude dieser Gastlichkeit zu gönnen. Und dann unterbrachen wir Lektionsplan und Stundenvorschrift und plauderten eine halbe Stunde lang über Dinge, die mit Chemie herzlich wenig zu schaffen hatten und ließen dabei unsre Umgebung bez. unsere Vorgesetzten Revue passieren, erst die Aerzte, dann den Inspektor – über dessen Frömmigkeit wir gemeinschaftlich lachten – und verstiegen uns auch wohl zur Oberin, ja bis zu „Conrad von Marburg“. Alles natürlich sehr vorsichtig. Meine Partnerin war außerordentlich fein geschult und jeder wird an sich selber die Erfahrung gemacht haben, daß der feine Ton andrer auch seiner eignen Sprechweise zu gute kommt.</p><lb/> <p>Ohne solche Führung war ich immer ziemlich unvorsichtig.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [654/0663]
alles aus ihren privaten Mitteln, nur um sich und mir die Freude dieser Gastlichkeit zu gönnen. Und dann unterbrachen wir Lektionsplan und Stundenvorschrift und plauderten eine halbe Stunde lang über Dinge, die mit Chemie herzlich wenig zu schaffen hatten und ließen dabei unsre Umgebung bez. unsere Vorgesetzten Revue passieren, erst die Aerzte, dann den Inspektor – über dessen Frömmigkeit wir gemeinschaftlich lachten – und verstiegen uns auch wohl zur Oberin, ja bis zu „Conrad von Marburg“. Alles natürlich sehr vorsichtig. Meine Partnerin war außerordentlich fein geschult und jeder wird an sich selber die Erfahrung gemacht haben, daß der feine Ton andrer auch seiner eignen Sprechweise zu gute kommt.
Ohne solche Führung war ich immer ziemlich unvorsichtig.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/663 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/663>, abgerufen am 14.06.2024. |