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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte1773.
März.

Haven, nebst Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen sie allenthalben so
viel Fische und Wasser-Vögel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le-
bensmitteln dieser Art besorgen durfte, wenn wir gleich noch so lange hier ver-
bleiben wollten. So günstige Aussichten bewogen den Capitain Cook, einige
Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf seiner ersten Reise das südliche Ende
von Neu-Seeland nur flüchtig untersucht hatte. Unsrer Seits fanden wir, so
wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthümer, und es gab kaum eine
einzige Gattung, die mit den bekannten völlig übereinstimmte, ja viele wollten
sich gar nicht einmal unter die bekannten Geschlechter bringen laßen. Hieran
glaubten wir nun während unsers Aufenthalts hinlänglich Beschäftigung zu
finden, obgleich der Herbst dem Pflanzenreiche schon den Untergang anzukündigen
schien.

Am folgenden Morgen ward in aller Frühe, ein kleines Boot gegen die
Küste geschickt und nach Verlauf dreyer Stunden brachte es bereits so viele Fi-
sche, die blos mit Angeln gefangen waren, zurück, daß das ganze Schiffsvolk
eine Mahlzeit davon halten konnte. Der beste und wohlschmeckendste darunter
war eine Art von Cabeljau (cod) den die Matrosen, der Farbe wegen, den Koh-
lenfisch nannten. Außerdem bekamen wir auch verschiedne Arten von vortrefli-
chen dünnen See-Rappen (Scioenoe) Meer-Scorpionen (Scorpens) Dick-Kö-
pfe (mugil. mullet) Bastard-Mackrelen (Scomber Trachurus) und andre
wohlschmeckende Fische mehr, die in Europa ganz unbekannt sind. Um 9 Uhr
giengen wir von unserm bisherigen, unzulänglichen Anckerplatz unter Seegel, und
liefen in den gestern ausfindig gemachten und Pickersgill genannten Hafen ein.
Hier lagen wir in einer kleinen Bucht, und so nahe am Ufer, daß wirs mit ei-
nem Gerüste von wenigen Planken erreichen konnten. Die Natur kam uns
dabey mit einem großen Baum zu Hülfe, der vom Lande aus in horizontaler
Richtung schief über das Wasser hingewachsen war. Das äußerste Ende befestig-
ten wir mitten aufs Schiff und machten längst dem Baume einen Steg von Bret-
tern. Am Ufer selbst fanden wir für unsre Bedürfnisse nicht weniger Bequem-
lichkeiten. Die Bäume standen so nahe am Schiffe, daß die Aeste bis an unsre
Masten hinreichten und ein schöner Strohm frischen Waßers floß nur einen Pi-

in den Jahren 1772 bis 1775.
Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte1773.
Maͤrz.

Haven, nebſt Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen ſie allenthalben ſo
viel Fiſche und Waſſer-Voͤgel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le-
bensmitteln dieſer Art beſorgen durfte, wenn wir gleich noch ſo lange hier ver-
bleiben wollten. So guͤnſtige Ausſichten bewogen den Capitain Cook, einige
Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf ſeiner erſten Reiſe das ſuͤdliche Ende
von Neu-Seeland nur fluͤchtig unterſucht hatte. Unſrer Seits fanden wir, ſo
wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthuͤmer, und es gab kaum eine
einzige Gattung, die mit den bekannten voͤllig uͤbereinſtimmte, ja viele wollten
ſich gar nicht einmal unter die bekannten Geſchlechter bringen laßen. Hieran
glaubten wir nun waͤhrend unſers Aufenthalts hinlaͤnglich Beſchaͤftigung zu
finden, obgleich der Herbſt dem Pflanzenreiche ſchon den Untergang anzukuͤndigen
ſchien.

Am folgenden Morgen ward in aller Fruͤhe, ein kleines Boot gegen die
Kuͤſte geſchickt und nach Verlauf dreyer Stunden brachte es bereits ſo viele Fi-
ſche, die blos mit Angeln gefangen waren, zuruͤck, daß das ganze Schiffsvolk
eine Mahlzeit davon halten konnte. Der beſte und wohlſchmeckendſte darunter
war eine Art von Cabeljau (cod) den die Matroſen, der Farbe wegen, den Koh-
lenfiſch nannten. Außerdem bekamen wir auch verſchiedne Arten von vortrefli-
chen duͤnnen See-Rappen (Sciœnœ) Meer-Scorpionen (Scorpens) Dick-Koͤ-
pfe (mugil. mullet) Baſtard-Mackrelen (Scomber Trachurus) und andre
wohlſchmeckende Fiſche mehr, die in Europa ganz unbekannt ſind. Um 9 Uhr
giengen wir von unſerm bisherigen, unzulaͤnglichen Anckerplatz unter Seegel, und
liefen in den geſtern ausfindig gemachten und Pickersgill genannten Hafen ein.
Hier lagen wir in einer kleinen Bucht, und ſo nahe am Ufer, daß wirs mit ei-
nem Geruͤſte von wenigen Planken erreichen konnten. Die Natur kam uns
dabey mit einem großen Baum zu Huͤlfe, der vom Lande aus in horizontaler
Richtung ſchief uͤber das Waſſer hingewachſen war. Das aͤußerſte Ende befeſtig-
ten wir mitten aufs Schiff und machten laͤngſt dem Baume einen Steg von Bret-
tern. Am Ufer ſelbſt fanden wir fuͤr unſre Beduͤrfniſſe nicht weniger Bequem-
lichkeiten. Die Baͤume ſtanden ſo nahe am Schiffe, daß die Aeſte bis an unſre
Maſten hinreichten und ein ſchoͤner Strohm friſchen Waßers floß nur einen Pi-

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[95/0140] in den Jahren 1772 bis 1775. Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte Haven, nebſt Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen ſie allenthalben ſo viel Fiſche und Waſſer-Voͤgel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le- bensmitteln dieſer Art beſorgen durfte, wenn wir gleich noch ſo lange hier ver- bleiben wollten. So guͤnſtige Ausſichten bewogen den Capitain Cook, einige Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf ſeiner erſten Reiſe das ſuͤdliche Ende von Neu-Seeland nur fluͤchtig unterſucht hatte. Unſrer Seits fanden wir, ſo wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthuͤmer, und es gab kaum eine einzige Gattung, die mit den bekannten voͤllig uͤbereinſtimmte, ja viele wollten ſich gar nicht einmal unter die bekannten Geſchlechter bringen laßen. Hieran glaubten wir nun waͤhrend unſers Aufenthalts hinlaͤnglich Beſchaͤftigung zu finden, obgleich der Herbſt dem Pflanzenreiche ſchon den Untergang anzukuͤndigen ſchien. 1773. Maͤrz. Am folgenden Morgen ward in aller Fruͤhe, ein kleines Boot gegen die Kuͤſte geſchickt und nach Verlauf dreyer Stunden brachte es bereits ſo viele Fi- ſche, die blos mit Angeln gefangen waren, zuruͤck, daß das ganze Schiffsvolk eine Mahlzeit davon halten konnte. Der beſte und wohlſchmeckendſte darunter war eine Art von Cabeljau (cod) den die Matroſen, der Farbe wegen, den Koh- lenfiſch nannten. Außerdem bekamen wir auch verſchiedne Arten von vortrefli- chen duͤnnen See-Rappen (Sciœnœ) Meer-Scorpionen (Scorpens) Dick-Koͤ- pfe (mugil. mullet) Baſtard-Mackrelen (Scomber Trachurus) und andre wohlſchmeckende Fiſche mehr, die in Europa ganz unbekannt ſind. Um 9 Uhr giengen wir von unſerm bisherigen, unzulaͤnglichen Anckerplatz unter Seegel, und liefen in den geſtern ausfindig gemachten und Pickersgill genannten Hafen ein. Hier lagen wir in einer kleinen Bucht, und ſo nahe am Ufer, daß wirs mit ei- nem Geruͤſte von wenigen Planken erreichen konnten. Die Natur kam uns dabey mit einem großen Baum zu Huͤlfe, der vom Lande aus in horizontaler Richtung ſchief uͤber das Waſſer hingewachſen war. Das aͤußerſte Ende befeſtig- ten wir mitten aufs Schiff und machten laͤngſt dem Baume einen Steg von Bret- tern. Am Ufer ſelbſt fanden wir fuͤr unſre Beduͤrfniſſe nicht weniger Bequem- lichkeiten. Die Baͤume ſtanden ſo nahe am Schiffe, daß die Aeſte bis an unſre Maſten hinreichten und ein ſchoͤner Strohm friſchen Waßers floß nur einen Pi-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/140>, abgerufen am 31.10.2024.