Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte1773.März. Haven, nebst Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen sie allenthalben so viel Fische und Wasser-Vögel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le- bensmitteln dieser Art besorgen durfte, wenn wir gleich noch so lange hier ver- bleiben wollten. So günstige Aussichten bewogen den Capitain Cook, einige Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf seiner ersten Reise das südliche Ende von Neu-Seeland nur flüchtig untersucht hatte. Unsrer Seits fanden wir, so wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthümer, und es gab kaum eine einzige Gattung, die mit den bekannten völlig übereinstimmte, ja viele wollten sich gar nicht einmal unter die bekannten Geschlechter bringen laßen. Hieran glaubten wir nun während unsers Aufenthalts hinlänglich Beschäftigung zu finden, obgleich der Herbst dem Pflanzenreiche schon den Untergang anzukündigen schien. Am folgenden Morgen ward in aller Frühe, ein kleines Boot gegen die in den Jahren 1772 bis 1775. Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte1773.Maͤrz. Haven, nebſt Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen ſie allenthalben ſo viel Fiſche und Waſſer-Voͤgel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le- bensmitteln dieſer Art beſorgen durfte, wenn wir gleich noch ſo lange hier ver- bleiben wollten. So guͤnſtige Ausſichten bewogen den Capitain Cook, einige Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf ſeiner erſten Reiſe das ſuͤdliche Ende von Neu-Seeland nur fluͤchtig unterſucht hatte. Unſrer Seits fanden wir, ſo wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthuͤmer, und es gab kaum eine einzige Gattung, die mit den bekannten voͤllig uͤbereinſtimmte, ja viele wollten ſich gar nicht einmal unter die bekannten Geſchlechter bringen laßen. Hieran glaubten wir nun waͤhrend unſers Aufenthalts hinlaͤnglich Beſchaͤftigung zu finden, obgleich der Herbſt dem Pflanzenreiche ſchon den Untergang anzukuͤndigen ſchien. Am folgenden Morgen ward in aller Fruͤhe, ein kleines Boot gegen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> Zeit Gebrauch zu machen. 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in den Jahren 1772 bis 1775.
Zeit Gebrauch zu machen. Beide Partheien fanden bequeme und wohlgedeckte
Haven, nebſt Ueberfluß an Holz und Waßer; auch trafen ſie allenthalben ſo
viel Fiſche und Waſſer-Voͤgel an, daß man nicht leicht einen Mangel an Le-
bensmitteln dieſer Art beſorgen durfte, wenn wir gleich noch ſo lange hier ver-
bleiben wollten. So guͤnſtige Ausſichten bewogen den Capitain Cook, einige
Zeit hier zuzubringen, zumahl da er auf ſeiner erſten Reiſe das ſuͤdliche Ende
von Neu-Seeland nur fluͤchtig unterſucht hatte. Unſrer Seits fanden wir, ſo
wohl in dem Thier- als Pflanzenreiche, neue Reichthuͤmer, und es gab kaum eine
einzige Gattung, die mit den bekannten voͤllig uͤbereinſtimmte, ja viele wollten
ſich gar nicht einmal unter die bekannten Geſchlechter bringen laßen. Hieran
glaubten wir nun waͤhrend unſers Aufenthalts hinlaͤnglich Beſchaͤftigung zu
finden, obgleich der Herbſt dem Pflanzenreiche ſchon den Untergang anzukuͤndigen
ſchien.
1773.
Maͤrz.
Am folgenden Morgen ward in aller Fruͤhe, ein kleines Boot gegen die
Kuͤſte geſchickt und nach Verlauf dreyer Stunden brachte es bereits ſo viele Fi-
ſche, die blos mit Angeln gefangen waren, zuruͤck, daß das ganze Schiffsvolk
eine Mahlzeit davon halten konnte. Der beſte und wohlſchmeckendſte darunter
war eine Art von Cabeljau (cod) den die Matroſen, der Farbe wegen, den Koh-
lenfiſch nannten. Außerdem bekamen wir auch verſchiedne Arten von vortrefli-
chen duͤnnen See-Rappen (Sciœnœ) Meer-Scorpionen (Scorpens) Dick-Koͤ-
pfe (mugil. mullet) Baſtard-Mackrelen (Scomber Trachurus) und andre
wohlſchmeckende Fiſche mehr, die in Europa ganz unbekannt ſind. Um 9 Uhr
giengen wir von unſerm bisherigen, unzulaͤnglichen Anckerplatz unter Seegel, und
liefen in den geſtern ausfindig gemachten und Pickersgill genannten Hafen ein.
Hier lagen wir in einer kleinen Bucht, und ſo nahe am Ufer, daß wirs mit ei-
nem Geruͤſte von wenigen Planken erreichen konnten. Die Natur kam uns
dabey mit einem großen Baum zu Huͤlfe, der vom Lande aus in horizontaler
Richtung ſchief uͤber das Waſſer hingewachſen war. Das aͤußerſte Ende befeſtig-
ten wir mitten aufs Schiff und machten laͤngſt dem Baume einen Steg von Bret-
tern. Am Ufer ſelbſt fanden wir fuͤr unſre Beduͤrfniſſe nicht weniger Bequem-
lichkeiten. Die Baͤume ſtanden ſo nahe am Schiffe, daß die Aeſte bis an unſre
Maſten hinreichten und ein ſchoͤner Strohm friſchen Waßers floß nur einen Pi-
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