Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. dieser Insel, ohngefähr 6 englische Meilen weit von Herrn Loughnans Gute1772.August. liegt. Hier war die Luft merklich kühler; und da wir gern den kürzesten Rückweg nehmen wollten, so mietheten wir einen Schwarzen, der uns nach anderthalb Stunden zu unserm gütigen Wirthe zurück brachte. Am folgenden Tage wurden Anstalten zu unsrer Abreise gemacht und ich Ehe ich diese Insel ganz verlasse, will ich die Anmerkungen einrücken, welche Die Insel Madera ist ohngefähr 55 englische Meilen lang und 10 Mei- *) in seinem Humphrey Klinker etc. B 3
in den Jahren 1772 bis 1775. dieſer Inſel, ohngefaͤhr 6 engliſche Meilen weit von Herrn Loughnans Gute1772.Auguſt. liegt. Hier war die Luft merklich kuͤhler; und da wir gern den kuͤrzeſten Ruͤckweg nehmen wollten, ſo mietheten wir einen Schwarzen, der uns nach anderthalb Stunden zu unſerm guͤtigen Wirthe zuruͤck brachte. Am folgenden Tage wurden Anſtalten zu unſrer Abreiſe gemacht und ich Ehe ich dieſe Inſel ganz verlaſſe, will ich die Anmerkungen einruͤcken, welche Die Inſel Madera iſt ohngefaͤhr 55 engliſche Meilen lang und 10 Mei- *) in ſeinem Humphrey Klinker ꝛc. B 3
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in den Jahren 1772 bis 1775.
dieſer Inſel, ohngefaͤhr 6 engliſche Meilen weit von Herrn Loughnans Gute
liegt. Hier war die Luft merklich kuͤhler; und da wir gern den kuͤrzeſten Ruͤckweg
nehmen wollten, ſo mietheten wir einen Schwarzen, der uns nach anderthalb
Stunden zu unſerm guͤtigen Wirthe zuruͤck brachte.
1772.
Auguſt.
Am folgenden Tage wurden Anſtalten zu unſrer Abreiſe gemacht und ich
verließ nun mit geruͤhrtem Herzen dies reizende Land und dieſe edelmuͤthigen
Freunde, welche die Wonne, daß ſie ihren Nebenmenſchen froh ſehen, zu ſchaͤtzen,
zu empfinden und zu genießen wiſſen. Noch immer wallet mein Herz von jenen
Regungen der Dankbarkeit und Hochachtung, die mir damals den Abſchied ſo
ſchwer machten; und es bleibt mir ein wahrhaftes Vergnuͤgen, brittiſche Gaſt-
freyheit noch außerhalb Landes gefunden zu haben, von der Smollet *) in Eng-
land ſelbſt keine Spuhr mehr zu entdecken wußte.
Ehe ich dieſe Inſel ganz verlaſſe, will ich die Anmerkungen einruͤcken, welche
ich daſelbſt zu machen und zu ſammlen Gelegenheit hatte; und ich hoffe ſie ſollen mei-
nen Leſern willkommen ſeyn, weil ſie ſich groͤßtentheils von verſtaͤndigen Englaͤn-
dern herſchreiben, die lange dort gewohnt haben. Freylich kann ich mir vorſtellen,
daß Nachrichten von Madera einigen meiner Leſer uͤberfluͤßig ſcheinen werden;
wenn ſie ſich aber in den zahlreichen Reiſen ſo vieler Seefahrer, welche die Welt
umſchift haben, nicht finden ſollten, wie dies vielleicht der Fall ſeyn moͤgte, ſo be-
duͤrfen ſie wohl keiner weitern Schutzrede. Nur gar zu leicht uͤberſieht man
Dinge, die uns gleichſam vor der Thuͤr ſind, vornemlich wenn man “auf Entde-
ckungen ausgeht,“ die gemeiniglich in eben dem Maaße fuͤr wichtiger gehalten
werden als ſie weit entferntere Laͤnder betreffen.
Die Inſel Madera iſt ohngefaͤhr 55 engliſche Meilen lang und 10 Mei-
len breit. Sie ward am 2ten Julius 1419. zuerſt entdeckt von Joao Gonzales
Zarco; denn die fabelhafte Erzaͤhlung, daß ſie von einem gewiſſen Englaͤnder
Machin gefunden ſeyn ſoll, hat keinen hiſtoriſch erweislichen Grund. Sie
wird in zwey Capitaneas getheilt, welche nach den darinn gelegnen Staͤdten,
Funchal und Maxico (Maſchiko) heißen. Die erſtere Capitanea enthaͤlt zween
Gerichtshoͤfe (Iudicaturas) davon der eine zu Funchal, der andre zu Cal-
*) in ſeinem Humphrey Klinker ꝛc.
B 3
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