Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Gü-1772.August. tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann auf der Insel; die Miliz hingegen ist an dreytausend Mann stark und in Com- pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Fähn- rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieser Miliz werden besoldet, weil man aber einen gewissen Rang durch sie bekommt, so bemüht sich ein jeder darinn aufgenommen zu werden. Sie stößt jährlich einmal zusammen, und wird einen Monath lang exercirt. Das ganze Militär steht unter dem Serjeante Mor, und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um sich hat, thun Adjudanten-Dienste. Die Anzahl der Welt-Geistlichen auf dieser Insel beläuft sich auf 1200, Im Jahr 1768. bestanden die gesammten Einwohner der drey und in den Jahren 1772 bis 1775. men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Guͤ-1772.Auguſt. tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann auf der Inſel; die Miliz hingegen iſt an dreytauſend Mann ſtark und in Com- pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Faͤhn- rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieſer Miliz werden beſoldet, weil man aber einen gewiſſen Rang durch ſie bekommt, ſo bemuͤht ſich ein jeder darinn aufgenommen zu werden. Sie ſtoͤßt jaͤhrlich einmal zuſammen, und wird einen Monath lang exercirt. Das ganze Militaͤr ſteht unter dem Serjeante Môr, und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um ſich hat, thun Adjudanten-Dienſte. Die Anzahl der Welt-Geiſtlichen auf dieſer Inſel belaͤuft ſich auf 1200, Im Jahr 1768. beſtanden die geſammten Einwohner der drey und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Guͤ-<note place="right">1772.<lb/> Auguſt.</note><lb/> tern. Es giebt nur <hi rendition="#fr">eine</hi> Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann<lb/> auf der <choice><sic>Infel</sic><corr>Inſel</corr></choice>; die Miliz hingegen iſt an dreytauſend Mann ſtark und in Com-<lb/> pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Faͤhn-<lb/> rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieſer Miliz werden beſoldet, weil man<lb/> aber einen gewiſſen Rang durch ſie bekommt, ſo bemuͤht ſich ein jeder darinn<lb/> aufgenommen zu werden. Sie ſtoͤßt jaͤhrlich einmal zuſammen, und wird einen<lb/> Monath lang exercirt. Das ganze Militaͤr ſteht unter dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Serjeante <persName>Môr</persName>,</hi></hi><lb/> und die beyden <hi rendition="#fr">Capitanos <persName>de Sal</persName>,</hi> welche der Gouverneur um ſich hat, thun<lb/> Adjudanten-Dienſte.</p><lb/> <p>Die Anzahl der Welt-Geiſtlichen auf dieſer Inſel belaͤuft ſich auf 1200,<lb/> wovon viele als Haus-Informators gebraucht werden. Seit Vertreibung der<lb/> Jeſuiten giebts hier keine ordentliche oͤffentliche Schule, außer einem Semi-<lb/> nario, darin auf Koſten des Koͤnigs, von einem dazu geſetzten Prieſter, zehen<lb/> Studenten unterrichtet werden, welche uͤber die gewoͤhnliche ſchwarze Stu-<lb/> denten-Tracht noch einen rothen Mantel haben. Wer die Prieſterweihe haben will,<lb/> muß aber auf der neueingerichteten Univerſitaͤt <hi rendition="#fr"><placeName>Coimbra</placeName></hi> in <placeName>Portugal</placeName> ſtudi-<lb/> ren. Hiernaͤchſt iſt zu <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> ein Capittel unter einem Biſchof, deſſen Ein-<lb/> kuͤnfte betraͤchtlicher ſind als des Gonverneurs, denn ſie beſtehen aus einhundert<lb/> und zehn Pipen Wein und aus vierzig <hi rendition="#fr">Muys</hi> Weitzen, wovon jedes vier und<lb/> zwanzig engliſche <hi rendition="#fr">Buſchel</hi> haͤlt. Dies bringt ihm in gewoͤhnlichen Jahren,<lb/> nach Gelde gerechnet, ohngefaͤhr dreytauſend Pfund Sterling ein. Auch<lb/> giebt es ſechzig bis ſiebenzig Franciscaner in vier Kloͤſtern, wovon eins zu<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Funchal</placeName></hi> iſt, und in eben ſo viel Kloͤſtern, ohngefaͤhr dreyhundert Nonnen,<lb/> welche zu den Orden <hi rendition="#fr">Mercy, S. Clara, Incarnacao</hi> und <hi rendition="#fr">Bom Jeſus</hi><lb/> gehoͤren. Die Nonnen des letztgenannten Ordens duͤrfen das Kloſter verlaſſen<lb/> und heyrathen.</p><lb/> <p>Im Jahr 1768. beſtanden die geſammten Einwohner der drey und<lb/> vierzig Kirchſpiele zu <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> aus 63,913 Koͤpfen, oder 31341 Perſonen<lb/> maͤnnlichen und 32572, weiblichen Geſchlechts. Allein in gedachtem Jahre ſtar-<lb/> ben 5243 Perſonen, und nur 2198 Kinder wurden dagegen geboren; ſo daß<lb/> 3045 Todesſaͤlle mehr waren als Geburten. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0060]
in den Jahren 1772 bis 1775.
men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Guͤ-
tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann
auf der Inſel; die Miliz hingegen iſt an dreytauſend Mann ſtark und in Com-
pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Faͤhn-
rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieſer Miliz werden beſoldet, weil man
aber einen gewiſſen Rang durch ſie bekommt, ſo bemuͤht ſich ein jeder darinn
aufgenommen zu werden. Sie ſtoͤßt jaͤhrlich einmal zuſammen, und wird einen
Monath lang exercirt. Das ganze Militaͤr ſteht unter dem Serjeante Môr,
und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um ſich hat, thun
Adjudanten-Dienſte.
1772.
Auguſt.
Die Anzahl der Welt-Geiſtlichen auf dieſer Inſel belaͤuft ſich auf 1200,
wovon viele als Haus-Informators gebraucht werden. Seit Vertreibung der
Jeſuiten giebts hier keine ordentliche oͤffentliche Schule, außer einem Semi-
nario, darin auf Koſten des Koͤnigs, von einem dazu geſetzten Prieſter, zehen
Studenten unterrichtet werden, welche uͤber die gewoͤhnliche ſchwarze Stu-
denten-Tracht noch einen rothen Mantel haben. Wer die Prieſterweihe haben will,
muß aber auf der neueingerichteten Univerſitaͤt Coimbra in Portugal ſtudi-
ren. Hiernaͤchſt iſt zu Madera ein Capittel unter einem Biſchof, deſſen Ein-
kuͤnfte betraͤchtlicher ſind als des Gonverneurs, denn ſie beſtehen aus einhundert
und zehn Pipen Wein und aus vierzig Muys Weitzen, wovon jedes vier und
zwanzig engliſche Buſchel haͤlt. Dies bringt ihm in gewoͤhnlichen Jahren,
nach Gelde gerechnet, ohngefaͤhr dreytauſend Pfund Sterling ein. Auch
giebt es ſechzig bis ſiebenzig Franciscaner in vier Kloͤſtern, wovon eins zu
Funchal iſt, und in eben ſo viel Kloͤſtern, ohngefaͤhr dreyhundert Nonnen,
welche zu den Orden Mercy, S. Clara, Incarnacao und Bom Jeſus
gehoͤren. Die Nonnen des letztgenannten Ordens duͤrfen das Kloſter verlaſſen
und heyrathen.
Im Jahr 1768. beſtanden die geſammten Einwohner der drey und
vierzig Kirchſpiele zu Madera aus 63,913 Koͤpfen, oder 31341 Perſonen
maͤnnlichen und 32572, weiblichen Geſchlechts. Allein in gedachtem Jahre ſtar-
ben 5243 Perſonen, und nur 2198 Kinder wurden dagegen geboren; ſo daß
3045 Todesſaͤlle mehr waren als Geburten. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |