Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. auf dieser Reise, in wenig Wochen, eine Menge verschiedener Arten von vierfüßi-1772.August. gen Thieren, Amphibien und Insecten, wovon wir doch in allen übrigen Ländern nicht eine einzige neue Entdeckung hatten machen können. Zweytes Hauptstück. Reise von Madera nach den Inseln des grünen Vorge- bürges und von da nach dem Vorgebürge der guten Hofnung. Am ersten August giengen wir nebst der Adventure bey spätem Abend wie- *) Es ist wahrscheinlich, daß nicht nur die Kanarischen Inseln, sondern auch Madera und
Porto-Santo den Alten bekannt gewesen, und wenn man dies annimmt, so lassen sich ihre verschtednen Nachrichten von der Anzahl dieser Inseln gar wohl erklären. Plin. Hist. Nat. VI. 37. Die Beschreibungen der Alten stimmen auch mit den neuern überein. Vossius ad Melam cap. X. 20. "Ex iisdem quoque insulis &c. d. i. "Auch ward von diesen "Inseln Cinnober nach Rom gebracht; und noch jetzo findet sich auf selbigen der Baum, "welcher den Cinnober hervorbringt. Er wird Drachenblut genaunt." Auch haben wir vom Plinius die Nachricht VI. 36. daß Juba König von Mauretanien auf diesen Inseln, gegenüber dem Lande der Autololier, Purpur färben lies. in den Jahren 1772 bis 1775. auf dieſer Reiſe, in wenig Wochen, eine Menge verſchiedener Arten von vierfuͤßi-1772.Auguſt. gen Thieren, Amphibien und Inſecten, wovon wir doch in allen uͤbrigen Laͤndern nicht eine einzige neue Entdeckung hatten machen koͤnnen. Zweytes Hauptſtuͤck. Reiſe von Madera nach den Inſeln des gruͤnen Vorge- buͤrges und von da nach dem Vorgebuͤrge der guten Hofnung. Am erſten Auguſt giengen wir nebſt der Adventure bey ſpaͤtem Abend wie- *) Es iſt wahrſcheinlich, daß nicht nur die Kanariſchen Inſeln, ſondern auch Madera und
Porto-Santo den Alten bekannt geweſen, und wenn man dies annimmt, ſo laſſen ſich ihre verſchtednen Nachrichten von der Anzahl dieſer Inſeln gar wohl erklaͤren. Plin. Hiſt. Nat. VI. 37. Die Beſchreibungen der Alten ſtimmen auch mit den neuern uͤberein. Voſſius ad Melam cap. X. 20. “Ex iisdem quoque inſulis &c. d. i. “Auch ward von dieſen “Inſeln Cinnober nach Rom gebracht; und noch jetzo findet ſich auf ſelbigen der Baum, “welcher den Cinnober hervorbringt. Er wird Drachenblut genaunt.“ Auch haben wir vom Plinius die Nachricht VI. 36. daß Juba Koͤnig von Mauretanien auf dieſen Inſeln, gegenuͤber dem Lande der Autololier, Purpur faͤrben lies. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> auf dieſer Reiſe, in wenig Wochen, eine Menge verſchiedener Arten von vierfuͤßi-<note place="right">1772.<lb/> Auguſt.</note><lb/> gen Thieren, Amphibien und Inſecten, wovon wir doch in allen uͤbrigen Laͤndern<lb/> nicht eine einzige neue Entdeckung hatten machen koͤnnen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweytes Hauptſtuͤck</hi>.<lb/> Reiſe von <placeName>Madera</placeName> nach den Inſeln des gruͤnen Vorge-<lb/> buͤrges und von da nach dem <placeName>Vorgebuͤrge der guten<lb/> Hofnung</placeName>.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>m erſten Auguſt giengen wir nebſt der <hi rendition="#fr">Adventure</hi> bey ſpaͤtem Abend wie-<lb/> der unter Seegel. Ein Nordoſtwind beguͤnſtigte unſre Fahrt dermaßen,<lb/> daß wir bereits am vierten fruͤh Morgens, <hi rendition="#fr"><placeName>Palma</placeName></hi> zu Geſicht kriegten. Dies Ey-<lb/> land, “— welches unſern aſtronomiſchen Berechnungen zufolge unter dem 28°.38′.<lb/> Noͤrdlicher Breite und unter dem 17°.58′. weſtlicher Laͤnge liegt, —” gehoͤrt zu den-<lb/> jenigen, welche den Alten unter dem Namen der <hi rendition="#fr"><placeName>gluͤcklichen Inſeln</placeName></hi> (<hi rendition="#aq"><placeName>Inſulæ<lb/> fortunatæ</placeName></hi>) bekannt waren, und eine derſelben hies damals ſchon <hi rendition="#fr"><placeName>Canaria</placeName>.</hi> <note place="foot" n="*)">Es iſt wahrſcheinlich, daß nicht nur die <placeName>Kanariſchen Inſeln</placeName>, ſondern auch <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> und<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Porto-Santo</placeName></hi> den Alten bekannt geweſen, und wenn man dies annimmt, ſo laſſen ſich<lb/> ihre verſchtednen Nachrichten von der Anzahl dieſer Inſeln gar wohl erklaͤren. <hi rendition="#aq"><persName>Plin.</persName> Hiſt.<lb/> Nat. VI.</hi> 37. Die Beſchreibungen der Alten ſtimmen auch mit den neuern uͤberein. <hi rendition="#aq">Voſſius<lb/> ad Melam cap. X. 20. “Ex iisdem quoque inſulis &c.</hi> d. i. “Auch ward von dieſen<lb/> “Inſeln Cinnober nach <placeName>Rom</placeName> gebracht; und noch jetzo findet ſich auf ſelbigen der Baum,<lb/> “welcher den Cinnober hervorbringt. Er wird <hi rendition="#fr">Drachenblut</hi> genaunt.“ Auch haben wir<lb/> vom <persName>Plinius</persName> die Nachricht <hi rendition="#aq">VI.</hi> 36. daß <persName>Juba</persName> Koͤnig von <placeName>Mauretanien</placeName> auf dieſen Inſeln,<lb/> gegenuͤber dem Lande der Autololier, Purpur faͤrben lies.</note><lb/> Sie waren in <placeName>Europa</placeName> ganz vergeſſen, bis gegen das Ende des vierzehnten Jahr-<lb/> hunderts der Geiſt der Schiffahrt und der Entdeckungen wieder erwachte. Um<lb/> dieſe Zeit fanden einige Abentheurer ſie von neuem und Biscayiſche Seefahrer lan-<lb/> deten, namentlich, auf der Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Lancerota</placeName>,</hi> aus welcher ſie hundert und ſieben-<lb/> zig Eingebohrne mit ſich fortſchleppten. <hi rendition="#fr"><persName>Louis de la Cerda</persName>,</hi> ein ſpaniſcher Edel-<lb/> mann von der Koͤniglichen Familie in <placeName>Caſtilien</placeName>, erhielt ein Eigenthumsrecht auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0068]
in den Jahren 1772 bis 1775.
auf dieſer Reiſe, in wenig Wochen, eine Menge verſchiedener Arten von vierfuͤßi-
gen Thieren, Amphibien und Inſecten, wovon wir doch in allen uͤbrigen Laͤndern
nicht eine einzige neue Entdeckung hatten machen koͤnnen.
1772.
Auguſt.
Zweytes Hauptſtuͤck.
Reiſe von Madera nach den Inſeln des gruͤnen Vorge-
buͤrges und von da nach dem Vorgebuͤrge der guten
Hofnung.
Am erſten Auguſt giengen wir nebſt der Adventure bey ſpaͤtem Abend wie-
der unter Seegel. Ein Nordoſtwind beguͤnſtigte unſre Fahrt dermaßen,
daß wir bereits am vierten fruͤh Morgens, Palma zu Geſicht kriegten. Dies Ey-
land, “— welches unſern aſtronomiſchen Berechnungen zufolge unter dem 28°.38′.
Noͤrdlicher Breite und unter dem 17°.58′. weſtlicher Laͤnge liegt, —” gehoͤrt zu den-
jenigen, welche den Alten unter dem Namen der gluͤcklichen Inſeln (Inſulæ
fortunatæ) bekannt waren, und eine derſelben hies damals ſchon Canaria. *)
Sie waren in Europa ganz vergeſſen, bis gegen das Ende des vierzehnten Jahr-
hunderts der Geiſt der Schiffahrt und der Entdeckungen wieder erwachte. Um
dieſe Zeit fanden einige Abentheurer ſie von neuem und Biscayiſche Seefahrer lan-
deten, namentlich, auf der Inſel Lancerota, aus welcher ſie hundert und ſieben-
zig Eingebohrne mit ſich fortſchleppten. Louis de la Cerda, ein ſpaniſcher Edel-
mann von der Koͤniglichen Familie in Caſtilien, erhielt ein Eigenthumsrecht auf
*) Es iſt wahrſcheinlich, daß nicht nur die Kanariſchen Inſeln, ſondern auch Madera und
Porto-Santo den Alten bekannt geweſen, und wenn man dies annimmt, ſo laſſen ſich
ihre verſchtednen Nachrichten von der Anzahl dieſer Inſeln gar wohl erklaͤren. Plin. Hiſt.
Nat. VI. 37. Die Beſchreibungen der Alten ſtimmen auch mit den neuern uͤberein. Voſſius
ad Melam cap. X. 20. “Ex iisdem quoque inſulis &c. d. i. “Auch ward von dieſen
“Inſeln Cinnober nach Rom gebracht; und noch jetzo findet ſich auf ſelbigen der Baum,
“welcher den Cinnober hervorbringt. Er wird Drachenblut genaunt.“ Auch haben wir
vom Plinius die Nachricht VI. 36. daß Juba Koͤnig von Mauretanien auf dieſen Inſeln,
gegenuͤber dem Lande der Autololier, Purpur faͤrben lies.
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