Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.October.kleine Sturm-Taucher (diving petrels) nebst verschiedenen wilden Enten kamen von da in See. Der zunehmende Nebel entzog uns den Anblick des Landes bald wieder, bis sich endlich um drey Uhr Nachmittags die Luft aushellte und uns die Küste von neuem, zwar nicht ganz wolkenfrey, jedoch ungleich deutlicher als zu- vor, sehen ließ. Da der Wind sehr frisch und die Adventure weit zurück war; so durften wir es nicht wagen, noch diese Nacht in die Tafel-Bay einzulaufen. Wir nahmen daher bey einbrechendem Abend die Seegel ein, zumahl da das Wet- ter sehr finster wurde und harter Regen mit Stoßwinden beständig abwechselten. Kaum wars Nacht worden, als die See rund um uns her einen gros- Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.October.kleine Sturm-Taucher (diving petrels) nebſt verſchiedenen wilden Enten kamen von da in See. Der zunehmende Nebel entzog uns den Anblick des Landes bald wieder, bis ſich endlich um drey Uhr Nachmittags die Luft aushellte und uns die Kuͤſte von neuem, zwar nicht ganz wolkenfrey, jedoch ungleich deutlicher als zu- vor, ſehen ließ. Da der Wind ſehr friſch und die Adventure weit zuruͤck war; ſo durften wir es nicht wagen, noch dieſe Nacht in die Tafel-Bay einzulaufen. Wir nahmen daher bey einbrechendem Abend die Seegel ein, zumahl da das Wet- ter ſehr finſter wurde und harter Regen mit Stoßwinden beſtaͤndig abwechſelten. Kaum wars Nacht worden, als die See rund um uns her einen groſ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1772.<lb/> October.</note>kleine Sturm-Taucher (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">diving petrels</hi></hi>) nebſt verſchiedenen wilden Enten kamen<lb/> von da in See. Der zunehmende Nebel entzog uns den Anblick des Landes bald<lb/> wieder, bis ſich endlich um drey Uhr Nachmittags die Luft aushellte und uns die<lb/> Kuͤſte von neuem, zwar nicht ganz wolkenfrey, jedoch ungleich deutlicher als zu-<lb/> vor, ſehen ließ. Da der Wind ſehr friſch und die Adventure weit zuruͤck war;<lb/> ſo durften wir es nicht wagen, noch dieſe Nacht in die <placeName>Tafel-Bay</placeName> einzulaufen.<lb/> Wir nahmen daher bey einbrechendem Abend die Seegel ein, zumahl da das Wet-<lb/> ter ſehr finſter wurde und harter Regen mit Stoßwinden beſtaͤndig abwechſelten.</p><lb/> <p>Kaum wars Nacht worden, als die See rund um uns her einen groſ-<lb/> ſen, bewundrungswuͤrdigen Anblick darboth. So weit wir ſehen konnten ſchien<lb/> der ganze Ocean in Feuer zu ſeyn. Jede brechende Welle war an der Spitze<lb/> von einem hellen Glanz erleuchtet, der dem Lichte des Phosphorus glich, und<lb/> laͤngſt den Seiten des Schiffs verurſachte das Anſchlagen der Wellen eine feuer-<lb/> helle Linie. Hiernaͤchſt konnten wir auch große leuchtende Coͤrper im Waſſer<lb/> unterſcheiden, die ſich bald geſchwind, bald langſam, jetzt in einerley Richtung<lb/> mit dem Schiff, dann wieder von uns weg, bewegten. Zuweilen ſahen wir ganz<lb/> deutlich, daß dieſe Maſſen als Fiſche geſtaltet waren, und daß die kleinern den<lb/> groͤßern aus dem Wege giengen. Um dies wunderbare Phaͤnomen genauer zu un-<lb/> terſuchen, ließen wir einen Eymer ſolchen leuchtenden See-Waſſers aufs Ver-<lb/> deck holen; und es fand ſich, daß unzaͤhlbare leuchtende Coͤrperchen von rundli-<lb/> cher Geſtalt, die mit großer Geſchwindigkeit darin herumſchwommen, jenen glaͤn-<lb/> zenden Schein hervorbrachten. Nachdem das Waſſer eine Weile geſtanden hatte,<lb/> ſo ſchien die Zahl der Funken ſich zu vermindern; ſo bald wirs aber von neuen<lb/> ruͤhrten, ſo ward es wieder ſo leuchtend als zuvor. Auch bemerkten wir, wenn<lb/> das Waſſer nach und nach ruhig ward, daß die hellen Koͤrper <hi rendition="#fr">wieder</hi> die zit-<lb/> ternde Bewegung oder den <hi rendition="#fr">Strohm</hi> deſſelben ſchwammen; ob ſie gleich bey ſtaͤr-<lb/> kerem Ruͤhren der Richtung, nach welcher ſich das Waſſer alsdenn bewegte, nicht<lb/> widerſtehen konnten, ſondern mit derſelben fortgeriſſen wurden. Um noch naͤ-<lb/> her zu beſtimmen, ob dieſe Thierchen ein eigenthuͤmliches Vermoͤgen haͤtten ſich<lb/> zu bewegen, oder ob ihre Bewegung vielleicht blos vom Schwanken des Schif-<lb/> fes herruͤhre, durch welche das Waſſer im Eymer unablaͤßig geruͤttelt ward,<lb/> ließen wir dieſen freyſchwebend aufhaͤngen. Dieſer Verſuch ſetzte ihre ſelbſt-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0087]
Forſter’s Reiſe um die Welt
kleine Sturm-Taucher (diving petrels) nebſt verſchiedenen wilden Enten kamen
von da in See. Der zunehmende Nebel entzog uns den Anblick des Landes bald
wieder, bis ſich endlich um drey Uhr Nachmittags die Luft aushellte und uns die
Kuͤſte von neuem, zwar nicht ganz wolkenfrey, jedoch ungleich deutlicher als zu-
vor, ſehen ließ. Da der Wind ſehr friſch und die Adventure weit zuruͤck war;
ſo durften wir es nicht wagen, noch dieſe Nacht in die Tafel-Bay einzulaufen.
Wir nahmen daher bey einbrechendem Abend die Seegel ein, zumahl da das Wet-
ter ſehr finſter wurde und harter Regen mit Stoßwinden beſtaͤndig abwechſelten.
1772.
October.
Kaum wars Nacht worden, als die See rund um uns her einen groſ-
ſen, bewundrungswuͤrdigen Anblick darboth. So weit wir ſehen konnten ſchien
der ganze Ocean in Feuer zu ſeyn. Jede brechende Welle war an der Spitze
von einem hellen Glanz erleuchtet, der dem Lichte des Phosphorus glich, und
laͤngſt den Seiten des Schiffs verurſachte das Anſchlagen der Wellen eine feuer-
helle Linie. Hiernaͤchſt konnten wir auch große leuchtende Coͤrper im Waſſer
unterſcheiden, die ſich bald geſchwind, bald langſam, jetzt in einerley Richtung
mit dem Schiff, dann wieder von uns weg, bewegten. Zuweilen ſahen wir ganz
deutlich, daß dieſe Maſſen als Fiſche geſtaltet waren, und daß die kleinern den
groͤßern aus dem Wege giengen. Um dies wunderbare Phaͤnomen genauer zu un-
terſuchen, ließen wir einen Eymer ſolchen leuchtenden See-Waſſers aufs Ver-
deck holen; und es fand ſich, daß unzaͤhlbare leuchtende Coͤrperchen von rundli-
cher Geſtalt, die mit großer Geſchwindigkeit darin herumſchwommen, jenen glaͤn-
zenden Schein hervorbrachten. Nachdem das Waſſer eine Weile geſtanden hatte,
ſo ſchien die Zahl der Funken ſich zu vermindern; ſo bald wirs aber von neuen
ruͤhrten, ſo ward es wieder ſo leuchtend als zuvor. Auch bemerkten wir, wenn
das Waſſer nach und nach ruhig ward, daß die hellen Koͤrper wieder die zit-
ternde Bewegung oder den Strohm deſſelben ſchwammen; ob ſie gleich bey ſtaͤr-
kerem Ruͤhren der Richtung, nach welcher ſich das Waſſer alsdenn bewegte, nicht
widerſtehen konnten, ſondern mit derſelben fortgeriſſen wurden. Um noch naͤ-
her zu beſtimmen, ob dieſe Thierchen ein eigenthuͤmliches Vermoͤgen haͤtten ſich
zu bewegen, oder ob ihre Bewegung vielleicht blos vom Schwanken des Schif-
fes herruͤhre, durch welche das Waſſer im Eymer unablaͤßig geruͤttelt ward,
ließen wir dieſen freyſchwebend aufhaͤngen. Dieſer Verſuch ſetzte ihre ſelbſt-
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