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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
Novem-
ber.
Schätze der Natur einzusammlen, nahm ihn so ganz ein, daß er sich alsbald an-
heischig machte mit uns um die Welt zu gehn, und wir haben, ich bin stolz
darauf es zu sagen, diese ganze Zeit über, einen warmen Freund der Naturge-
schichte, einen erfahrnen Arzt und ein Herz an ihm gefunden, das der edelsten
Gefühle fähig und eines Philosophen würdig ist. Aber, statt der beträchtlichen
physicalischen Entdeckungen, die bey Herrn Cooks erster Reise in einem neuen
und so großen Lande als Neuholland ist, gemacht wurden, mußten wir uns, in
Absicht der Naturgeschichte, mit einer ungleich eingeschränktern Erndte auf einigen
kleineren Inseln begnügen, deren Producte wir noch dazu, theils wegen unsres kur-
zen Aufenthalts, der oft nur wenige Stunden, Tage oder höchstens Wochen
dauerte, theils wegen der unschicklichen Jahrszeit, in welche derselbe fiel, sel-
ten hinlänglich untersuchen konnten.

Während unsers Hierseyns setzten unsre Leute neues Takelwerk auf, rei-
nigten und besserten die Außenseiten des Schiffs aus, und nahmen Branntewein
nebst andern Bedürfnissen für die Mannschaft, imgleichen etwas Schaafvieh
für die Capitains und andre Officiers an Bord. Auch wurden etliche Widder
und Mutter-Schaafe eingeschifft, die zu Geschenken für die Einwohner in der
Süd-See bestimmt waren; allein die lange Dauer unsrer Reise und die Fahrt
gegen den kalten Süd-Pol, brachten diese Thiere so herunter, daß jenes gute
Vorhaben gänzlich vereitelt ward. Um unsre Untersuchungen in der natürlichen
Geschichte zu erleichtern, und so viel möglich auf keinen Fall in Verlegenheit
zu seyn, schafften wir uns hier auch einen Hünerhund an, damit, wenn auf der
Jagd etwa ein Stück Feder- oder andres Wildprett geschossen würde, und ins
Wasser oder Buschwerk fiele, dieser Hund es heraus holen sollte. Es kostete indes-
sen viel Mühe, ein solches Thier aufzutreiben, und wir mußten einen ungeheuren
Preis dafür bezahlen, ob er uns gleich hernachmals wenig Dienste that. Dieser
Umstand mögte an und für sich sehr überflüßig und geringfügig scheinen; aber er
beweiset wenigstens auf wie viele Kleinigkeiten, die dem Leser kaum beyfallen, ein
Reisender achten müsse, der seine Zeit vollkommen nützen und auf alles vorbereitet
seyn will.

Am 22sten ward unser Gepäck an Bord gebracht, und auch noch dessel-
ben Tages verließen wir die Tafel-Bay. Ehe ich in der Geschichte unsrer

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Novem-
ber.
Schaͤtze der Natur einzuſammlen, nahm ihn ſo ganz ein, daß er ſich alsbald an-
heiſchig machte mit uns um die Welt zu gehn, und wir haben, ich bin ſtolz
darauf es zu ſagen, dieſe ganze Zeit uͤber, einen warmen Freund der Naturge-
ſchichte, einen erfahrnen Arzt und ein Herz an ihm gefunden, das der edelſten
Gefuͤhle faͤhig und eines Philoſophen wuͤrdig iſt. Aber, ſtatt der betraͤchtlichen
phyſicaliſchen Entdeckungen, die bey Herrn Cooks erſter Reiſe in einem neuen
und ſo großen Lande als Neuholland iſt, gemacht wurden, mußten wir uns, in
Abſicht der Naturgeſchichte, mit einer ungleich eingeſchraͤnktern Erndte auf einigen
kleineren Inſeln begnuͤgen, deren Producte wir noch dazu, theils wegen unſres kur-
zen Aufenthalts, der oft nur wenige Stunden, Tage oder hoͤchſtens Wochen
dauerte, theils wegen der unſchicklichen Jahrszeit, in welche derſelbe fiel, ſel-
ten hinlaͤnglich unterſuchen konnten.

Waͤhrend unſers Hierſeyns ſetzten unſre Leute neues Takelwerk auf, rei-
nigten und beſſerten die Außenſeiten des Schiffs aus, und nahmen Branntewein
nebſt andern Beduͤrfniſſen fuͤr die Mannſchaft, imgleichen etwas Schaafvieh
fuͤr die Capitains und andre Officiers an Bord. Auch wurden etliche Widder
und Mutter-Schaafe eingeſchifft, die zu Geſchenken fuͤr die Einwohner in der
Suͤd-See beſtimmt waren; allein die lange Dauer unſrer Reiſe und die Fahrt
gegen den kalten Suͤd-Pol, brachten dieſe Thiere ſo herunter, daß jenes gute
Vorhaben gaͤnzlich vereitelt ward. Um unſre Unterſuchungen in der natuͤrlichen
Geſchichte zu erleichtern, und ſo viel moͤglich auf keinen Fall in Verlegenheit
zu ſeyn, ſchafften wir uns hier auch einen Huͤnerhund an, damit, wenn auf der
Jagd etwa ein Stuͤck Feder- oder andres Wildprett geſchoſſen wuͤrde, und ins
Waſſer oder Buſchwerk fiele, dieſer Hund es heraus holen ſollte. Es koſtete indeſ-
ſen viel Muͤhe, ein ſolches Thier aufzutreiben, und wir mußten einen ungeheuren
Preis dafuͤr bezahlen, ob er uns gleich hernachmals wenig Dienſte that. Dieſer
Umſtand moͤgte an und fuͤr ſich ſehr uͤberfluͤßig und geringfuͤgig ſcheinen; aber er
beweiſet wenigſtens auf wie viele Kleinigkeiten, die dem Leſer kaum beyfallen, ein
Reiſender achten muͤſſe, der ſeine Zeit vollkommen nuͤtzen und auf alles vorbereitet
ſeyn will.

Am 22ſten ward unſer Gepaͤck an Bord gebracht, und auch noch deſſel-
ben Tages verließen wir die Tafel-Bay. Ehe ich in der Geſchichte unſrer

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[52/0097] Forſter’s Reiſe um die Welt Schaͤtze der Natur einzuſammlen, nahm ihn ſo ganz ein, daß er ſich alsbald an- heiſchig machte mit uns um die Welt zu gehn, und wir haben, ich bin ſtolz darauf es zu ſagen, dieſe ganze Zeit uͤber, einen warmen Freund der Naturge- ſchichte, einen erfahrnen Arzt und ein Herz an ihm gefunden, das der edelſten Gefuͤhle faͤhig und eines Philoſophen wuͤrdig iſt. Aber, ſtatt der betraͤchtlichen phyſicaliſchen Entdeckungen, die bey Herrn Cooks erſter Reiſe in einem neuen und ſo großen Lande als Neuholland iſt, gemacht wurden, mußten wir uns, in Abſicht der Naturgeſchichte, mit einer ungleich eingeſchraͤnktern Erndte auf einigen kleineren Inſeln begnuͤgen, deren Producte wir noch dazu, theils wegen unſres kur- zen Aufenthalts, der oft nur wenige Stunden, Tage oder hoͤchſtens Wochen dauerte, theils wegen der unſchicklichen Jahrszeit, in welche derſelbe fiel, ſel- ten hinlaͤnglich unterſuchen konnten. 1772. Novem- ber. Waͤhrend unſers Hierſeyns ſetzten unſre Leute neues Takelwerk auf, rei- nigten und beſſerten die Außenſeiten des Schiffs aus, und nahmen Branntewein nebſt andern Beduͤrfniſſen fuͤr die Mannſchaft, imgleichen etwas Schaafvieh fuͤr die Capitains und andre Officiers an Bord. Auch wurden etliche Widder und Mutter-Schaafe eingeſchifft, die zu Geſchenken fuͤr die Einwohner in der Suͤd-See beſtimmt waren; allein die lange Dauer unſrer Reiſe und die Fahrt gegen den kalten Suͤd-Pol, brachten dieſe Thiere ſo herunter, daß jenes gute Vorhaben gaͤnzlich vereitelt ward. Um unſre Unterſuchungen in der natuͤrlichen Geſchichte zu erleichtern, und ſo viel moͤglich auf keinen Fall in Verlegenheit zu ſeyn, ſchafften wir uns hier auch einen Huͤnerhund an, damit, wenn auf der Jagd etwa ein Stuͤck Feder- oder andres Wildprett geſchoſſen wuͤrde, und ins Waſſer oder Buſchwerk fiele, dieſer Hund es heraus holen ſollte. Es koſtete indeſ- ſen viel Muͤhe, ein ſolches Thier aufzutreiben, und wir mußten einen ungeheuren Preis dafuͤr bezahlen, ob er uns gleich hernachmals wenig Dienſte that. Dieſer Umſtand moͤgte an und fuͤr ſich ſehr uͤberfluͤßig und geringfuͤgig ſcheinen; aber er beweiſet wenigſtens auf wie viele Kleinigkeiten, die dem Leſer kaum beyfallen, ein Reiſender achten muͤſſe, der ſeine Zeit vollkommen nuͤtzen und auf alles vorbereitet ſeyn will. Am 22ſten ward unſer Gepaͤck an Bord gebracht, und auch noch deſſel- ben Tages verließen wir die Tafel-Bay. Ehe ich in der Geſchichte unſrer

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/97>, abgerufen am 01.11.2024.