Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.sie sobald als möglich wieder aufzusuchen. Weshalb, sagte sie, sollten wir einander auch fliehen? Der Friede, der in dieser Stunde über uns kommt, der kommt von Gott, der gründet sein stilles Reich in ewiger, heiliger Erinnrung. Ich werde Ihr liebes Auge nie vergessen, das so mild und schonend in mein gestörtes Innre blickte. Als sie sich am Abend von einander trennten, wandte sich der Ob ist noch einmal zu Luisen, und sie mit festem Blicke betrachtend, sagte er: nicht wahr, meine Freundin, es muß so sein! Ja Lieber, entgegnete sie bewegt. Lassen Sie uns auf das innre Wort achten, und es durch ein treues, wahrhaftes Leben aussprechen. Am folgenden Tage kam Frau von Seckingen zu Luisen. Ihre verweinten Augen und die zitternde Stimme bestätigten dieser, was sie geahndet. Er ist fort? fragte sie. Ja, rief Sophie mit verhülltem Gesicht, und Du hast ihn einer Grille wegen hingegeben, von Dir gestoßen; hätte er Dich doch nie gesehen! So sagte er nicht, erwiederte Luise sanft, er kennt mich besser. O nenne keine Grille, was mein ganzes Wesen so lebhaft und dringend heischt! Und wie mißverstehst Du mich denn? Kannst Du verkennen, was eine nähere Verbindung zwischen uns unmöglich macht? Siehst Du nicht, wie ein früherer Eindruck jeden stillen Genuß meines sie sobald als möglich wieder aufzusuchen. Weshalb, sagte sie, sollten wir einander auch fliehen? Der Friede, der in dieser Stunde über uns kommt, der kommt von Gott, der gründet sein stilles Reich in ewiger, heiliger Erinnrung. Ich werde Ihr liebes Auge nie vergessen, das so mild und schonend in mein gestörtes Innre blickte. Als sie sich am Abend von einander trennten, wandte sich der Ob ist noch einmal zu Luisen, und sie mit festem Blicke betrachtend, sagte er: nicht wahr, meine Freundin, es muß so sein! Ja Lieber, entgegnete sie bewegt. Lassen Sie uns auf das innre Wort achten, und es durch ein treues, wahrhaftes Leben aussprechen. Am folgenden Tage kam Frau von Seckingen zu Luisen. Ihre verweinten Augen und die zitternde Stimme bestätigten dieser, was sie geahndet. Er ist fort? fragte sie. Ja, rief Sophie mit verhülltem Gesicht, und Du hast ihn einer Grille wegen hingegeben, von Dir gestoßen; hätte er Dich doch nie gesehen! So sagte er nicht, erwiederte Luise sanft, er kennt mich besser. O nenne keine Grille, was mein ganzes Wesen so lebhaft und dringend heischt! Und wie mißverstehst Du mich denn? Kannst Du verkennen, was eine nähere Verbindung zwischen uns unmöglich macht? Siehst Du nicht, wie ein früherer Eindruck jeden stillen Genuß meines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="158"/> sie sobald als möglich wieder aufzusuchen. Weshalb, sagte sie, sollten wir einander auch fliehen? Der Friede, der in dieser Stunde über uns kommt, der kommt von Gott, der gründet sein stilles Reich in ewiger, heiliger Erinnrung. Ich werde Ihr liebes Auge nie vergessen, das so mild und <choice><sic>versöhnend</sic><corr>schonend</corr></choice> in mein gestörtes Innre blickte.</p> <p>Als sie sich am Abend von einander trennten, wandte sich der Ob ist noch einmal zu Luisen, und sie mit festem Blicke betrachtend, sagte er: nicht wahr, meine Freundin, es muß so sein! Ja Lieber, entgegnete sie bewegt. Lassen Sie uns auf das innre Wort achten, und es durch ein treues, wahrhaftes Leben aussprechen.</p> <p>Am folgenden Tage kam Frau von Seckingen zu Luisen. Ihre verweinten Augen und die zitternde Stimme bestätigten dieser, was sie geahndet. Er ist fort? fragte sie. Ja, rief Sophie mit verhülltem Gesicht, und Du hast ihn einer Grille wegen hingegeben, von Dir gestoßen; hätte er Dich doch nie gesehen! So sagte er nicht, erwiederte Luise sanft, er kennt mich besser. O nenne keine Grille, was mein ganzes Wesen so lebhaft und dringend heischt! Und wie mißverstehst Du mich denn? Kannst Du verkennen, was eine nähere Verbindung zwischen uns unmöglich macht? Siehst Du nicht, wie ein früherer Eindruck jeden stillen Genuß meines </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0160]
sie sobald als möglich wieder aufzusuchen. Weshalb, sagte sie, sollten wir einander auch fliehen? Der Friede, der in dieser Stunde über uns kommt, der kommt von Gott, der gründet sein stilles Reich in ewiger, heiliger Erinnrung. Ich werde Ihr liebes Auge nie vergessen, das so mild und schonend in mein gestörtes Innre blickte.
Als sie sich am Abend von einander trennten, wandte sich der Ob ist noch einmal zu Luisen, und sie mit festem Blicke betrachtend, sagte er: nicht wahr, meine Freundin, es muß so sein! Ja Lieber, entgegnete sie bewegt. Lassen Sie uns auf das innre Wort achten, und es durch ein treues, wahrhaftes Leben aussprechen.
Am folgenden Tage kam Frau von Seckingen zu Luisen. Ihre verweinten Augen und die zitternde Stimme bestätigten dieser, was sie geahndet. Er ist fort? fragte sie. Ja, rief Sophie mit verhülltem Gesicht, und Du hast ihn einer Grille wegen hingegeben, von Dir gestoßen; hätte er Dich doch nie gesehen! So sagte er nicht, erwiederte Luise sanft, er kennt mich besser. O nenne keine Grille, was mein ganzes Wesen so lebhaft und dringend heischt! Und wie mißverstehst Du mich denn? Kannst Du verkennen, was eine nähere Verbindung zwischen uns unmöglich macht? Siehst Du nicht, wie ein früherer Eindruck jeden stillen Genuß meines
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/160>, abgerufen am 17.06.2024. |