Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.laut geworden zu sein, um es so unberührt bei Seite zu legen. Sie selbst hatte gestern in der Ueberraschung manches über Antoniens wunderbares Wesen, die inneren Offenbarungen, welche sie früherhin schmerzhaft durchzuckten, und alle in ihr erspäheten Eigenthümlichkeiten, fallen lassen, sie wollte jenen Aeußerungen das Abentheuerliche benehmen, indem sie dem Arzt zwang, umständlicher auf das Vorliegende einzugehn. Deshalb sagte sie: wie sehr Sie im Allgemeinen recht haben, empfindet niemand deutlicher als ich. Doch thut es im Einzelnen öfters Noth, daß des Erfahrenen Urtheil schwankende Vorstellungen berichtige, da Irrthümer und Abwege ja allein daraus entstehn, daß wir auf keinem sichern Grunde Fuß gefaßt, und nur auf flüchtigen Erdschollen unsere systematische Gebäude aufgethürmt haben. Sie fuhr jetzt fort, manches kluge Wort über Antonien zu reden, und alles zur Sprache zu bringen, was sie selbst über diese wußte. Es ist unleugbar, erwiederte der Arzt, nach einigem Besinnen, und wir dürfen es wohl mit Zuversicht behaupten, daß, wie in allem organischen Leben Wechselbeziehungen statt finden, diese sich auch unter den Menschen, sowohl gegenseitig, als der bewußtlosen Natur gegenüber, offenbaren. Was hier nun jedesmal das Vermittelnde ist, ob laut geworden zu sein, um es so unberührt bei Seite zu legen. Sie selbst hatte gestern in der Ueberraschung manches über Antoniens wunderbares Wesen, die inneren Offenbarungen, welche sie früherhin schmerzhaft durchzuckten, und alle in ihr erspäheten Eigenthümlichkeiten, fallen lassen, sie wollte jenen Aeußerungen das Abentheuerliche benehmen, indem sie dem Arzt zwang, umständlicher auf das Vorliegende einzugehn. Deshalb sagte sie: wie sehr Sie im Allgemeinen recht haben, empfindet niemand deutlicher als ich. Doch thut es im Einzelnen öfters Noth, daß des Erfahrenen Urtheil schwankende Vorstellungen berichtige, da Irrthümer und Abwege ja allein daraus entstehn, daß wir auf keinem sichern Grunde Fuß gefaßt, und nur auf flüchtigen Erdschollen unsere systematische Gebäude aufgethürmt haben. Sie fuhr jetzt fort, manches kluge Wort über Antonien zu reden, und alles zur Sprache zu bringen, was sie selbst über diese wußte. Es ist unleugbar, erwiederte der Arzt, nach einigem Besinnen, und wir dürfen es wohl mit Zuversicht behaupten, daß, wie in allem organischen Leben Wechselbeziehungen statt finden, diese sich auch unter den Menschen, sowohl gegenseitig, als der bewußtlosen Natur gegenüber, offenbaren. Was hier nun jedesmal das Vermittelnde ist, ob <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="161"/> laut geworden zu sein, um es so unberührt bei Seite zu legen. Sie selbst hatte gestern in der Ueberraschung manches über Antoniens wunderbares Wesen, die inneren Offenbarungen, welche sie früherhin schmerzhaft durchzuckten, und alle in ihr erspäheten Eigenthümlichkeiten, fallen lassen, sie wollte jenen Aeußerungen das Abentheuerliche benehmen, indem sie dem Arzt zwang, umständlicher auf das Vorliegende einzugehn. Deshalb sagte sie: wie sehr Sie im Allgemeinen recht haben, empfindet niemand deutlicher als ich. Doch thut es im Einzelnen öfters Noth, daß des Erfahrenen Urtheil schwankende Vorstellungen berichtige, da Irrthümer und Abwege ja allein <hi rendition="#g">daraus</hi> entstehn, daß wir auf keinem sichern Grunde Fuß gefaßt, und nur auf flüchtigen Erdschollen unsere systematische Gebäude aufgethürmt haben. Sie fuhr jetzt fort, manches kluge Wort über Antonien zu reden, und alles zur Sprache zu bringen, was sie selbst über diese wußte.</p> <p>Es ist unleugbar, erwiederte der Arzt, nach einigem Besinnen, und wir dürfen es wohl mit Zuversicht behaupten, daß, wie in allem organischen Leben Wechselbeziehungen statt finden, diese sich auch unter den Menschen, sowohl gegenseitig, als der bewußtlosen Natur gegenüber, offenbaren. Was hier nun jedesmal das Vermittelnde ist, ob </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0168]
laut geworden zu sein, um es so unberührt bei Seite zu legen. Sie selbst hatte gestern in der Ueberraschung manches über Antoniens wunderbares Wesen, die inneren Offenbarungen, welche sie früherhin schmerzhaft durchzuckten, und alle in ihr erspäheten Eigenthümlichkeiten, fallen lassen, sie wollte jenen Aeußerungen das Abentheuerliche benehmen, indem sie dem Arzt zwang, umständlicher auf das Vorliegende einzugehn. Deshalb sagte sie: wie sehr Sie im Allgemeinen recht haben, empfindet niemand deutlicher als ich. Doch thut es im Einzelnen öfters Noth, daß des Erfahrenen Urtheil schwankende Vorstellungen berichtige, da Irrthümer und Abwege ja allein daraus entstehn, daß wir auf keinem sichern Grunde Fuß gefaßt, und nur auf flüchtigen Erdschollen unsere systematische Gebäude aufgethürmt haben. Sie fuhr jetzt fort, manches kluge Wort über Antonien zu reden, und alles zur Sprache zu bringen, was sie selbst über diese wußte.
Es ist unleugbar, erwiederte der Arzt, nach einigem Besinnen, und wir dürfen es wohl mit Zuversicht behaupten, daß, wie in allem organischen Leben Wechselbeziehungen statt finden, diese sich auch unter den Menschen, sowohl gegenseitig, als der bewußtlosen Natur gegenüber, offenbaren. Was hier nun jedesmal das Vermittelnde ist, ob
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/168>, abgerufen am 13.06.2024. |