Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Annäherung unterbrochen, sie war aufgestanden und stellte sich hinter seinen Stuhl, er wandte sich seitwärts gegen sie, und richtete seine Worte zu ihr hin. Am Tage der Einkleidung, fuhr er fort, war die Novize bereits im Begriff, den Eid abzulegen, als ein wunderbares Kind betäubt zur Erde sinkt, und in einem Zustande, den ich Schlaf nennen muß, laut in die Versammlung ruft, und der Freundin heißt, das Bild wegwerfen, das sie an goldner Kette im Busen trägt, es drücke ihr das Herz entzwei! - Der Marquis faßte Antoniens Hand, die kalt und zitternd in der seinen lag. - Adalbert hielt einen Augenblick inne, ihre Bewegung auf rückkehrendes Uebelsein deutend, denn sagte er weiter: Es war mein Bild, mein unglückselig Bild, was auf dem armen, gequälten Herzen verborgen lag, niemand wußte darum, auch das Kind hatte es nie gesehen. Die Unglückliche bebte bei den fürchterlichen Worten, und, sich zur Aebtissin neigend, reißt sie selbst in unvorsichtiger Bewegung das stumme Zeugniß ihrer verrätherischen Liebe an das Licht. Aller Augen richten sich darauf, dumpfes Murren rollt zu ihr heran, und, als habe sie Gottes Gericht getroffen, so stürzt sie leblos nieder und kehrt niemals zur Vernunft zurück. Antonie schlug hier beide Hände zusammen Annäherung unterbrochen, sie war aufgestanden und stellte sich hinter seinen Stuhl, er wandte sich seitwärts gegen sie, und richtete seine Worte zu ihr hin. Am Tage der Einkleidung, fuhr er fort, war die Novize bereits im Begriff, den Eid abzulegen, als ein wunderbares Kind betäubt zur Erde sinkt, und in einem Zustande, den ich Schlaf nennen muß, laut in die Versammlung ruft, und der Freundin heißt, das Bild wegwerfen, das sie an goldner Kette im Busen trägt, es drücke ihr das Herz entzwei! – Der Marquis faßte Antoniens Hand, die kalt und zitternd in der seinen lag. – Adalbert hielt einen Augenblick inne, ihre Bewegung auf rückkehrendes Uebelsein deutend, denn sagte er weiter: Es war mein Bild, mein unglückselig Bild, was auf dem armen, gequälten Herzen verborgen lag, niemand wußte darum, auch das Kind hatte es nie gesehen. Die Unglückliche bebte bei den fürchterlichen Worten, und, sich zur Aebtissin neigend, reißt sie selbst in unvorsichtiger Bewegung das stumme Zeugniß ihrer verrätherischen Liebe an das Licht. Aller Augen richten sich darauf, dumpfes Murren rollt zu ihr heran, und, als habe sie Gottes Gericht getroffen, so stürzt sie leblos nieder und kehrt niemals zur Vernunft zurück. Antonie schlug hier beide Hände zusammen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="169"/> Annäherung unterbrochen, sie war aufgestanden und stellte sich hinter seinen Stuhl, er wandte sich seitwärts gegen sie, und richtete seine Worte zu ihr hin. Am Tage der Einkleidung, fuhr er fort, war die Novize bereits im Begriff, den Eid abzulegen, als ein wunderbares Kind betäubt zur Erde sinkt, und in einem Zustande, den ich Schlaf nennen muß, laut in die Versammlung ruft, und der Freundin heißt, das Bild wegwerfen, das sie an goldner Kette im Busen trägt, es drücke ihr das Herz entzwei! –</p> <p>Der Marquis faßte Antoniens Hand, die kalt und zitternd in der seinen lag. – Adalbert hielt einen Augenblick inne, ihre Bewegung auf rückkehrendes Uebelsein deutend, denn sagte er weiter: Es war mein Bild, mein unglückselig Bild, was auf dem armen, gequälten Herzen verborgen lag, niemand wußte darum, auch das Kind hatte es nie gesehen. Die Unglückliche bebte bei den fürchterlichen Worten, und, sich zur Aebtissin neigend, reißt sie selbst in unvorsichtiger Bewegung das stumme Zeugniß ihrer verrätherischen Liebe an das Licht. Aller Augen richten sich darauf, dumpfes Murren rollt zu ihr heran, und, als habe sie Gottes Gericht getroffen, so stürzt sie leblos nieder und kehrt niemals zur Vernunft zurück.</p> <p>Antonie schlug hier beide Hände zusammen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0176]
Annäherung unterbrochen, sie war aufgestanden und stellte sich hinter seinen Stuhl, er wandte sich seitwärts gegen sie, und richtete seine Worte zu ihr hin. Am Tage der Einkleidung, fuhr er fort, war die Novize bereits im Begriff, den Eid abzulegen, als ein wunderbares Kind betäubt zur Erde sinkt, und in einem Zustande, den ich Schlaf nennen muß, laut in die Versammlung ruft, und der Freundin heißt, das Bild wegwerfen, das sie an goldner Kette im Busen trägt, es drücke ihr das Herz entzwei! –
Der Marquis faßte Antoniens Hand, die kalt und zitternd in der seinen lag. – Adalbert hielt einen Augenblick inne, ihre Bewegung auf rückkehrendes Uebelsein deutend, denn sagte er weiter: Es war mein Bild, mein unglückselig Bild, was auf dem armen, gequälten Herzen verborgen lag, niemand wußte darum, auch das Kind hatte es nie gesehen. Die Unglückliche bebte bei den fürchterlichen Worten, und, sich zur Aebtissin neigend, reißt sie selbst in unvorsichtiger Bewegung das stumme Zeugniß ihrer verrätherischen Liebe an das Licht. Aller Augen richten sich darauf, dumpfes Murren rollt zu ihr heran, und, als habe sie Gottes Gericht getroffen, so stürzt sie leblos nieder und kehrt niemals zur Vernunft zurück.
Antonie schlug hier beide Hände zusammen
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/176>, abgerufen am 13.06.2024. |