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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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die gute Undine zu Huldbrands Träumen; sie
streichelte ihn sanft und freundlich, und ging
dann stillweinend wieder fort, so daß er im Er-
wachen oftmals nicht recht wußte, wovon seine
Wangen so naß waren: kam es von ihren
oder blos von seinen Thränen?

Die Traumgesichte wurden aber mit der
Zeit seltner, der Gram des Ritters matter, und
dennoch hätte er vielleicht nie in seinem Leben
einen andern Wunsch gehegt, als so stille fort
Undinens zu gedenken, und von ihr zu sprechen,
wäre nicht der alte Fischer unvermuthet auf dem
Schloß erschienen, und hätte Bertalden nun
alles Ernstes als sein Kind zurücke geheischt.
Undinens Verschwinden war ihm kund gewor-
den, und er wollte es nicht länger zugeben, daß
Bertalda bei dem unverehlichten Herrn auf der
Burg verweile. -- Denn, ob meine Tochter
mich lieb hat, oder nicht, sprach er, will ich jetzt
gar nicht wissen, aber die Ehrbarkeit ist im
Spiel, und wo die spricht, hat nichts Andres
mehr mit zu reden.


die gute Undine zu Huldbrands Traͤumen; ſie
ſtreichelte ihn ſanft und freundlich, und ging
dann ſtillweinend wieder fort, ſo daß er im Er-
wachen oftmals nicht recht wußte, wovon ſeine
Wangen ſo naß waren: kam es von ihren
oder blos von ſeinen Thraͤnen?

Die Traumgeſichte wurden aber mit der
Zeit ſeltner, der Gram des Ritters matter, und
dennoch haͤtte er vielleicht nie in ſeinem Leben
einen andern Wunſch gehegt, als ſo ſtille fort
Undinens zu gedenken, und von ihr zu ſprechen,
waͤre nicht der alte Fiſcher unvermuthet auf dem
Schloß erſchienen, und haͤtte Bertalden nun
alles Ernſtes als ſein Kind zuruͤcke geheiſcht.
Undinens Verſchwinden war ihm kund gewor-
den, und er wollte es nicht laͤnger zugeben, daß
Bertalda bei dem unverehlichten Herrn auf der
Burg verweile. — Denn, ob meine Tochter
mich lieb hat, oder nicht, ſprach er, will ich jetzt
gar nicht wiſſen, aber die Ehrbarkeit iſt im
Spiel, und wo die ſpricht, hat nichts Andres
mehr mit zu reden.


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[165/0179] die gute Undine zu Huldbrands Traͤumen; ſie ſtreichelte ihn ſanft und freundlich, und ging dann ſtillweinend wieder fort, ſo daß er im Er- wachen oftmals nicht recht wußte, wovon ſeine Wangen ſo naß waren: kam es von ihren oder blos von ſeinen Thraͤnen? Die Traumgeſichte wurden aber mit der Zeit ſeltner, der Gram des Ritters matter, und dennoch haͤtte er vielleicht nie in ſeinem Leben einen andern Wunſch gehegt, als ſo ſtille fort Undinens zu gedenken, und von ihr zu ſprechen, waͤre nicht der alte Fiſcher unvermuthet auf dem Schloß erſchienen, und haͤtte Bertalden nun alles Ernſtes als ſein Kind zuruͤcke geheiſcht. Undinens Verſchwinden war ihm kund gewor- den, und er wollte es nicht laͤnger zugeben, daß Bertalda bei dem unverehlichten Herrn auf der Burg verweile. — Denn, ob meine Tochter mich lieb hat, oder nicht, ſprach er, will ich jetzt gar nicht wiſſen, aber die Ehrbarkeit iſt im Spiel, und wo die ſpricht, hat nichts Andres mehr mit zu reden.

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/179>, abgerufen am 01.11.2024.