Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.wollte sie über ihr Weinen ausschelten. Da nahm wollte ſie uͤber ihr Weinen ausſchelten. Da nahm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="173"/> wollte ſie uͤber ihr Weinen ausſchelten. Da nahm<lb/> ſie ſich zuſammen, und ſah ihn vornehm und<lb/> gebietend an, daß er faſt davor erſchrack. Wenn<lb/> ich hier auch unter den Waſſern wohne, ſagte<lb/> ſie, ſo hab’ ich doch meine Seele mit herunter<lb/> gebracht. Und darum darf ich wohl weinen,<lb/> wenn Du auch gar nicht errathen kannſt, was<lb/> ſolche Thraͤnen ſind. Auch die ſind ſeelig, wie<lb/> alles ſeelig iſt, dem, in welchem treue Seele<lb/> lebt. — Er ſchuͤttelte unglaͤubig mit dem <choice><sic>Kopſe</sic><corr>Kopfe</corr></choice>,<lb/> und ſagte nach einigem Beſinnen: und doch,<lb/> Nichte, ſeid Ihr unſere Elementar-Geſetzen un-<lb/> terworfen, und doch muͤßt Ihr ihn richtend um’s<lb/> Leben bringen, dafern er ſich wieder verehlicht,<lb/> und Euch untreu wird. — Er iſt noch bis dieſe<lb/> Stunde ein Wittwer, ſagte Undine, und hat<lb/> mich aus traurigem Herzen lieb. — Zugleich<lb/> iſt er aber auch ein Braͤutigam, lachte Kuͤhle-<lb/> born hoͤhniſch, und laßt nur erſt ein paar Tage<lb/> hingehn, dann iſt die prieſterliche Einſeegnung<lb/> erfolgt, und dann muͤßt Ihr doch zu des Zwei-<lb/> weibrigen Tode hinauf. — Ich kam ja nicht,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0187]
wollte ſie uͤber ihr Weinen ausſchelten. Da nahm
ſie ſich zuſammen, und ſah ihn vornehm und
gebietend an, daß er faſt davor erſchrack. Wenn
ich hier auch unter den Waſſern wohne, ſagte
ſie, ſo hab’ ich doch meine Seele mit herunter
gebracht. Und darum darf ich wohl weinen,
wenn Du auch gar nicht errathen kannſt, was
ſolche Thraͤnen ſind. Auch die ſind ſeelig, wie
alles ſeelig iſt, dem, in welchem treue Seele
lebt. — Er ſchuͤttelte unglaͤubig mit dem Kopfe,
und ſagte nach einigem Beſinnen: und doch,
Nichte, ſeid Ihr unſere Elementar-Geſetzen un-
terworfen, und doch muͤßt Ihr ihn richtend um’s
Leben bringen, dafern er ſich wieder verehlicht,
und Euch untreu wird. — Er iſt noch bis dieſe
Stunde ein Wittwer, ſagte Undine, und hat
mich aus traurigem Herzen lieb. — Zugleich
iſt er aber auch ein Braͤutigam, lachte Kuͤhle-
born hoͤhniſch, und laßt nur erſt ein paar Tage
hingehn, dann iſt die prieſterliche Einſeegnung
erfolgt, und dann muͤßt Ihr doch zu des Zwei-
weibrigen Tode hinauf. — Ich kam ja nicht,
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