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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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kamen sie denn in das Gemach zurück, die
Hausfrau räumte dem Priester alsbald ihren
großen Sessel, und ruhte nicht eher, bis er sich
darauf nieder gelassen hatte; denn, sagte sie,
Ihr seid alt, und erschöpft, und geistlich oben-
drein. -- Undine schob den Füßen des Frem-
den ihr kleines Bänkchen unter, worauf sie sonst
neben Huldbranden zu sitzen pflegte, und bewies
sich überhaupt in der Pflege des guten Alten
höchst sittig und anmuthig. Huldbrand flüsterte
ihr darüber eine Neckerei in's Ohr, sie aber
entgegnete sehr ernst: er dient ja dem, der uns
Alle geschaffen hat; damit ist nicht zu spaßen. --
Der Ritter und der Fischer labten darauf den
Priester mit Speise und Wein, und dieser fing,
nachdem er sich etwas erholt hatte, zu erzählen
an, wie er Gestern aus seinem Kloster, das fern
über den großen Landsee hinaus liege, nach dem
Sitze des Bischofs habe reisen sollen, um dem-
selben die Noth kund zu thun, in welche durch
die jetzigen wunderbaren Ueberschwemmungen
das Kloster und dessen Zinsdörfer gerathen seien.

kamen ſie denn in das Gemach zuruͤck, die
Hausfrau raͤumte dem Prieſter alsbald ihren
großen Seſſel, und ruhte nicht eher, bis er ſich
darauf nieder gelaſſen hatte; denn, ſagte ſie,
Ihr ſeid alt, und erſchoͤpft, und geiſtlich oben-
drein. — Undine ſchob den Fuͤßen des Frem-
den ihr kleines Baͤnkchen unter, worauf ſie ſonſt
neben Huldbranden zu ſitzen pflegte, und bewies
ſich uͤberhaupt in der Pflege des guten Alten
hoͤchſt ſittig und anmuthig. Huldbrand fluͤſterte
ihr daruͤber eine Neckerei in’s Ohr, ſie aber
entgegnete ſehr ernſt: er dient ja dem, der uns
Alle geſchaffen hat; damit iſt nicht zu ſpaßen. —
Der Ritter und der Fiſcher labten darauf den
Prieſter mit Speiſe und Wein, und dieſer fing,
nachdem er ſich etwas erholt hatte, zu erzaͤhlen
an, wie er Geſtern aus ſeinem Kloſter, das fern
uͤber den großen Landſee hinaus liege, nach dem
Sitze des Biſchofs habe reiſen ſollen, um dem-
ſelben die Noth kund zu thun, in welche durch
die jetzigen wunderbaren Ueberſchwemmungen
das Kloſter und deſſen Zinsdoͤrfer gerathen ſeien.

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[62/0076] kamen ſie denn in das Gemach zuruͤck, die Hausfrau raͤumte dem Prieſter alsbald ihren großen Seſſel, und ruhte nicht eher, bis er ſich darauf nieder gelaſſen hatte; denn, ſagte ſie, Ihr ſeid alt, und erſchoͤpft, und geiſtlich oben- drein. — Undine ſchob den Fuͤßen des Frem- den ihr kleines Baͤnkchen unter, worauf ſie ſonſt neben Huldbranden zu ſitzen pflegte, und bewies ſich uͤberhaupt in der Pflege des guten Alten hoͤchſt ſittig und anmuthig. Huldbrand fluͤſterte ihr daruͤber eine Neckerei in’s Ohr, ſie aber entgegnete ſehr ernſt: er dient ja dem, der uns Alle geſchaffen hat; damit iſt nicht zu ſpaßen. — Der Ritter und der Fiſcher labten darauf den Prieſter mit Speiſe und Wein, und dieſer fing, nachdem er ſich etwas erholt hatte, zu erzaͤhlen an, wie er Geſtern aus ſeinem Kloſter, das fern uͤber den großen Landſee hinaus liege, nach dem Sitze des Biſchofs habe reiſen ſollen, um dem- ſelben die Noth kund zu thun, in welche durch die jetzigen wunderbaren Ueberſchwemmungen das Kloſter und deſſen Zinsdoͤrfer gerathen ſeien.

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/76>, abgerufen am 01.11.2024.