der Anzug einer angehenden Matrone fast ein halbes Jahrhundert später für ein junges Mädchen arrangirt werden sollte, das sie um mehr als Kopfeshöhe überragte.
Die Gräfin fuhr fort: "Du bist weder schön, noch passionirt genug, Eberhardine, um jugendliche Wallungen zu entzünden. Deines Herzens bin ich sicher. Hüte Dich aber vor einer vernunftmäßigen Versorgung nach dem Zuschnitt Deines elterlichen Le¬ bens. Ich sehe Höheres für Dich voraus. Deine Tournüre ist comme il faut; Geist und Körper zei¬ gen die Kraft, welcher die Stammmütter großer Ge¬ schlechter bedürfen. Ich wiederhole es: Du bist nicht bestimmt, Neigung zu wecken und zu befriedigen, Du bist bestimmt, Achtung und Vertrauen zu fesseln, nachdem die Leidenschaft ausgeschäumt. Nicht heute oder morgen allerdings; aber Du zählst erst siebenzehn, und ich wurde dreißig Jahre, bevor ich mein Ziel er¬ reichte. Auch Du wirst es erreichen. Präge Dir die Wappen ein, die über Reckenburg vereinigt stehen und halte fest daran, daß sie sich zum zweiten Male ver¬ einigen sollen, dauernd vereinigen müssen. Halte Dich brav, Eberhardine. A revoir!"
Das also war's! Das der heimliche Plan der alten Häuptlingin, als sie die Letzte ihres Stammes
der Anzug einer angehenden Matrone faſt ein halbes Jahrhundert ſpäter für ein junges Mädchen arrangirt werden ſollte, das ſie um mehr als Kopfeshöhe überragte.
Die Gräfin fuhr fort: „Du biſt weder ſchön, noch paſſionirt genug, Eberhardine, um jugendliche Wallungen zu entzünden. Deines Herzens bin ich ſicher. Hüte Dich aber vor einer vernunftmäßigen Verſorgung nach dem Zuſchnitt Deines elterlichen Le¬ bens. Ich ſehe Höheres für Dich voraus. Deine Tournüre iſt comme il faut; Geiſt und Körper zei¬ gen die Kraft, welcher die Stammmütter großer Ge¬ ſchlechter bedürfen. Ich wiederhole es: Du biſt nicht beſtimmt, Neigung zu wecken und zu befriedigen, Du biſt beſtimmt, Achtung und Vertrauen zu feſſeln, nachdem die Leidenſchaft ausgeſchäumt. Nicht heute oder morgen allerdings; aber Du zählſt erſt ſiebenzehn, und ich wurde dreißig Jahre, bevor ich mein Ziel er¬ reichte. Auch Du wirſt es erreichen. Präge Dir die Wappen ein, die über Reckenburg vereinigt ſtehen und halte feſt daran, daß ſie ſich zum zweiten Male ver¬ einigen ſollen, dauernd vereinigen müſſen. Halte Dich brav, Eberhardine. A revoir!“
Das alſo war's! Das der heimliche Plan der alten Häuptlingin, als ſie die Letzte ihres Stammes
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der Anzug einer angehenden Matrone faſt ein halbes
Jahrhundert ſpäter für ein junges Mädchen arrangirt
werden ſollte, das ſie um mehr als Kopfeshöhe überragte.
Die Gräfin fuhr fort: „Du biſt weder ſchön,
noch paſſionirt genug, Eberhardine, um jugendliche
Wallungen zu entzünden. Deines Herzens bin ich
ſicher. Hüte Dich aber vor einer vernunftmäßigen
Verſorgung nach dem Zuſchnitt Deines elterlichen Le¬
bens. Ich ſehe Höheres für Dich voraus. Deine
Tournüre iſt comme il faut; Geiſt und Körper zei¬
gen die Kraft, welcher die Stammmütter großer Ge¬
ſchlechter bedürfen. Ich wiederhole es: Du biſt
nicht beſtimmt, Neigung zu wecken und zu befriedigen,
Du biſt beſtimmt, Achtung und Vertrauen zu feſſeln,
nachdem die Leidenſchaft ausgeſchäumt. Nicht heute
oder morgen allerdings; aber Du zählſt erſt ſiebenzehn,
und ich wurde dreißig Jahre, bevor ich mein Ziel er¬
reichte. Auch Du wirſt es erreichen. Präge Dir die
Wappen ein, die über Reckenburg vereinigt ſtehen und
halte feſt daran, daß ſie ſich zum zweiten Male ver¬
einigen ſollen, dauernd vereinigen müſſen. Halte
Dich brav, Eberhardine. A revoir!“
Das alſo war's! Das der heimliche Plan der
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/219>, abgerufen am 13.06.2024.
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