Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.verschaffen, als die Straße herauf scharfer Hufschlag erklang. Es war der Reitknecht des Obersten, der augenblicklich von einem schweißtriefenden Pferde sprang. He, Jacob, rief der Alte vor die Thüre stelzend, gut daß du da bist ... sollst gleich Bericht geben dem gnädigen Herrn; wo hast du ... Wird ohne deinen Befehl geschehen, erwiderte der Reitknecht mürrisch; wendete sich dann aber sogleich die Mütze ziehend gegen Theobald und sagte ehrerbietig: Der Oberst hat mir noch befohlen, Euch in seinem Namen zu vermelden, es würd' ihm eine Ehre sein, wenn Ihr während seiner Abwesenheit zu Euern Spazierritten über seine Pferde verfügen wolltet ... Steh' also jeden Augenblick zu Befehl, Junker. Wie vorhin den thürhütenden Stelzfuß, blickte nun Theobald mit schweigender Betroffenheit den Reitknecht an, der in steifer Ehrerbietigkeit vor ihm stehen blieb und endlich sagte: Wenn Ihr meine Thiere, die Pferde meiner Herrschaft, noch nicht kennt, so befehlt nur, was Ihr gerne reitet, Junker; ich denke, die braune Leda, ungarische Zucht und reine Race, prächtiges Feuer ... das möcht' Euch gerade behagen, gnädiger Herr. Oder auch ... Laßt nur, erwiderte Theobald, heute wenigstens werd' ich nicht reiten. Ihr habt die Herrschaft begleitet, Jacob? Bis gegen Münsingen hinauf, etwa zwei Stunden weit, Junker. verschaffen, als die Straße herauf scharfer Hufschlag erklang. Es war der Reitknecht des Obersten, der augenblicklich von einem schweißtriefenden Pferde sprang. He, Jacob, rief der Alte vor die Thüre stelzend, gut daß du da bist … sollst gleich Bericht geben dem gnädigen Herrn; wo hast du … Wird ohne deinen Befehl geschehen, erwiderte der Reitknecht mürrisch; wendete sich dann aber sogleich die Mütze ziehend gegen Theobald und sagte ehrerbietig: Der Oberst hat mir noch befohlen, Euch in seinem Namen zu vermelden, es würd' ihm eine Ehre sein, wenn Ihr während seiner Abwesenheit zu Euern Spazierritten über seine Pferde verfügen wolltet … Steh' also jeden Augenblick zu Befehl, Junker. Wie vorhin den thürhütenden Stelzfuß, blickte nun Theobald mit schweigender Betroffenheit den Reitknecht an, der in steifer Ehrerbietigkeit vor ihm stehen blieb und endlich sagte: Wenn Ihr meine Thiere, die Pferde meiner Herrschaft, noch nicht kennt, so befehlt nur, was Ihr gerne reitet, Junker; ich denke, die braune Leda, ungarische Zucht und reine Race, prächtiges Feuer … das möcht' Euch gerade behagen, gnädiger Herr. Oder auch … Laßt nur, erwiderte Theobald, heute wenigstens werd' ich nicht reiten. Ihr habt die Herrschaft begleitet, Jacob? Bis gegen Münsingen hinauf, etwa zwei Stunden weit, Junker. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0084"/> verschaffen, als die Straße herauf scharfer Hufschlag erklang. Es war der Reitknecht des Obersten, der augenblicklich von einem schweißtriefenden Pferde sprang.</p><lb/> <p>He, <choice><sic>Jakob</sic><corr>Jacob</corr></choice>, rief der Alte vor die Thüre stelzend, gut daß du da bist … sollst gleich Bericht geben dem gnädigen Herrn; wo hast du …</p><lb/> <p>Wird ohne deinen Befehl geschehen, erwiderte der Reitknecht mürrisch; wendete sich dann aber sogleich die Mütze ziehend gegen Theobald und sagte ehrerbietig: Der Oberst hat mir noch befohlen, Euch in seinem Namen zu vermelden, es würd' ihm eine Ehre sein, wenn Ihr während seiner Abwesenheit zu Euern Spazierritten über seine Pferde verfügen wolltet … Steh' also jeden Augenblick zu Befehl, Junker.</p><lb/> <p>Wie vorhin den thürhütenden Stelzfuß, blickte nun Theobald mit schweigender Betroffenheit den Reitknecht an, der in steifer Ehrerbietigkeit vor ihm stehen blieb und endlich sagte: Wenn Ihr meine Thiere, die Pferde meiner Herrschaft, noch nicht kennt, so befehlt nur, was Ihr gerne reitet, Junker; ich denke, die braune Leda, ungarische Zucht und reine Race, prächtiges Feuer … das möcht' Euch gerade behagen, gnädiger Herr. Oder auch …</p><lb/> <p>Laßt nur, erwiderte Theobald, heute wenigstens werd' ich nicht reiten. Ihr habt die Herrschaft begleitet, Jacob?</p><lb/> <p>Bis gegen Münsingen hinauf, etwa zwei Stunden weit, Junker.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
verschaffen, als die Straße herauf scharfer Hufschlag erklang. Es war der Reitknecht des Obersten, der augenblicklich von einem schweißtriefenden Pferde sprang.
He, Jacob, rief der Alte vor die Thüre stelzend, gut daß du da bist … sollst gleich Bericht geben dem gnädigen Herrn; wo hast du …
Wird ohne deinen Befehl geschehen, erwiderte der Reitknecht mürrisch; wendete sich dann aber sogleich die Mütze ziehend gegen Theobald und sagte ehrerbietig: Der Oberst hat mir noch befohlen, Euch in seinem Namen zu vermelden, es würd' ihm eine Ehre sein, wenn Ihr während seiner Abwesenheit zu Euern Spazierritten über seine Pferde verfügen wolltet … Steh' also jeden Augenblick zu Befehl, Junker.
Wie vorhin den thürhütenden Stelzfuß, blickte nun Theobald mit schweigender Betroffenheit den Reitknecht an, der in steifer Ehrerbietigkeit vor ihm stehen blieb und endlich sagte: Wenn Ihr meine Thiere, die Pferde meiner Herrschaft, noch nicht kennt, so befehlt nur, was Ihr gerne reitet, Junker; ich denke, die braune Leda, ungarische Zucht und reine Race, prächtiges Feuer … das möcht' Euch gerade behagen, gnädiger Herr. Oder auch …
Laßt nur, erwiderte Theobald, heute wenigstens werd' ich nicht reiten. Ihr habt die Herrschaft begleitet, Jacob?
Bis gegen Münsingen hinauf, etwa zwei Stunden weit, Junker.
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Zitationshilfe: | Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/84>, abgerufen am 13.06.2024. |