ein neues Daseyn beginnt für mich; und wie der Sterbende, all den irdischen Tand hinter sich läßt, so lasse ich Europas verworrene An- gelegenheiten hinter mir. Jch hoffe künftig nur darauf zurück zu schauen, wie ein abgeschiedener Geist auf die Welthändel, welche ihn nicht mehr berühren.
Ueber meine Reise will ich Dir nun noch einiges mittheilen. -- Von dem Schauspiel, welches das Meer gewährt, brauche ich Dir nichts zu sagen, Du hast von Hamburg aus einen kleinen Be- griff davon, obschon das Weltmeer viel ergrei- fender, als die Nordsee ist. Auch die Fahrt auf demselben soll angenehmer seyn, wie Seefahrer versichern; die Wellen brechen sich nicht so kurz, und das Schwanken des Fahrzeuges ist weniger beschwerlich. Diesem Umstande muß ich es wohl mit zuschreiben, daß ich gar nichts, von der Seekrankheit empfunden habe, welche Du mir so fürchterlich geschildert hast. Auch trat ich ihr mit starkem Willen entgegen, brachte meine ganze Zeit, in den ersten Tagen, auf dem Verdeck zu, nahm zweckmäßige Nahrungsmittel,
ein neues Daſeyn beginnt fuͤr mich; und wie der Sterbende, all den irdiſchen Tand hinter ſich laͤßt, ſo laſſe ich Europas verworrene An- gelegenheiten hinter mir. Jch hoffe kuͤnftig nur darauf zuruͤck zu ſchauen, wie ein abgeſchiedener Geiſt auf die Welthaͤndel, welche ihn nicht mehr beruͤhren.
Ueber meine Reiſe will ich Dir nun noch einiges mittheilen. — Von dem Schauſpiel, welches das Meer gewaͤhrt, brauche ich Dir nichts zu ſagen, Du haſt von Hamburg aus einen kleinen Be- griff davon, obſchon das Weltmeer viel ergrei- fender, als die Nordſee iſt. Auch die Fahrt auf demſelben ſoll angenehmer ſeyn, wie Seefahrer verſichern; die Wellen brechen ſich nicht ſo kurz, und das Schwanken des Fahrzeuges iſt weniger beſchwerlich. Dieſem Umſtande muß ich es wohl mit zuſchreiben, daß ich gar nichts, von der Seekrankheit empfunden habe, welche Du mir ſo fuͤrchterlich geſchildert haſt. Auch trat ich ihr mit ſtarkem Willen entgegen, brachte meine ganze Zeit, in den erſten Tagen, auf dem Verdeck zu, nahm zweckmaͤßige Nahrungsmittel,
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[202[210]/0220]
ein neues Daſeyn beginnt fuͤr mich; und wie
der Sterbende, all den irdiſchen Tand hinter
ſich laͤßt, ſo laſſe ich Europas verworrene An-
gelegenheiten hinter mir. Jch hoffe kuͤnftig nur
darauf zuruͤck zu ſchauen, wie ein abgeſchiedener
Geiſt auf die Welthaͤndel, welche ihn nicht
mehr beruͤhren.
Ueber meine Reiſe will ich Dir nun noch einiges
mittheilen. — Von dem Schauſpiel, welches das
Meer gewaͤhrt, brauche ich Dir nichts zu ſagen,
Du haſt von Hamburg aus einen kleinen Be-
griff davon, obſchon das Weltmeer viel ergrei-
fender, als die Nordſee iſt. Auch die Fahrt auf
demſelben ſoll angenehmer ſeyn, wie Seefahrer
verſichern; die Wellen brechen ſich nicht ſo
kurz, und das Schwanken des Fahrzeuges iſt
weniger beſchwerlich. Dieſem Umſtande muß ich
es wohl mit zuſchreiben, daß ich gar nichts,
von der Seekrankheit empfunden habe, welche
Du mir ſo fuͤrchterlich geſchildert haſt. Auch trat
ich ihr mit ſtarkem Willen entgegen, brachte
meine ganze Zeit, in den erſten Tagen, auf dem
Verdeck zu, nahm zweckmaͤßige Nahrungsmittel,
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 202[210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/220>, abgerufen am 16.06.2024.
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