Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
6) Farben, die in der Reihe der prismatischen nicht allzuweit aus einander liegen, geben vermischt eine Farbe, die der mittlern prismatischen ähnlich ist. So giebt Roth und Gelb Orange, Gelb und Blau Grün u. s. w. Dies geschieht aber nicht, wenn sie weit aus einander liegen. Orange und Indigo giebt nicht Grün; Roth und Blau nicht Gelb u. s. f. 7) Die weiße Farbe entsteht aus einer im gehörigen Verhältnisse gemachten Mischung aller einfachen Farben. In einem wohl verfinsterten Zimmer mache man in dem Fensterladen eine Oefnung G (Taf. VIII. Fig. 18.), etwa 1/3 Zoll weit, stelle vor dieselbe ein reines helles Prisma ABC, und lasse das Sonnenlicht durch die Oefnung auf selbiges fallen, so werden die rothen Stralen nach T, die violetten nach P zu gebrochen werden, s. Brechbarkeit. Darauf stelle man ein Brennglas DE, von etwa 3 Fuß Brennweite in einer Entfernung von 4 -- 5 Fuß hinter das Prisma, so daß die Farben aller Stralen das Glas treffen, und im Vereinigungspunkte F, welcher hier etwa 10 bis 12 Fuß weit fallen wird, zusammen kommen. Fängt man sie in diesem Punkte F mit einem Bogen weißen Papiers auf, so werden alle zusammengemischte prismatische Farben ein weißes Licht geben. Wenn man das Papier hin und her beweget, so wird man nicht allein den Ort treffen, wo die Weiße am vollkommensten ist, sondern man wird auch sehen, wie sich das Farbenbild der Weiße allmählich nähert, und wie die Stralen jenseits F wieder aus einander gehen, und bey TP wiederum das vorige Farbenbild, nur in umgekehrter Stellung zeigen, so daß jetzt die rothe Farbe bey T oben, die violette bey P unten erscheint. Werden eine oder mehrere Farben aufgefangen, ehe sie nach F kommen, so
6) Farben, die in der Reihe der priſmatiſchen nicht allzuweit aus einander liegen, geben vermiſcht eine Farbe, die der mittlern prismatiſchen aͤhnlich iſt. So giebt Roth und Gelb Orange, Gelb und Blau Gruͤn u. ſ. w. Dies geſchieht aber nicht, wenn ſie weit aus einander liegen. Orange und Indigo giebt nicht Gruͤn; Roth und Blau nicht Gelb u. ſ. f. 7) Die weiße Farbe entſteht aus einer im gehoͤrigen Verhaͤltniſſe gemachten Miſchung aller einfachen Farben. In einem wohl verfinſterten Zimmer mache man in dem Fenſterladen eine Oefnung G (Taf. VIII. Fig. 18.), etwa 1/3 Zoll weit, ſtelle vor dieſelbe ein reines helles Priſma ABC, und laſſe das Sonnenlicht durch die Oefnung auf ſelbiges fallen, ſo werden die rothen Stralen nach T, die violetten nach P zu gebrochen werden, ſ. Brechbarkeit. Darauf ſtelle man ein Brennglas DE, von etwa 3 Fuß Brennweite in einer Entfernung von 4 — 5 Fuß hinter das Priſma, ſo daß die Farben aller Stralen das Glas treffen, und im Vereinigungspunkte F, welcher hier etwa 10 bis 12 Fuß weit fallen wird, zuſammen kommen. Faͤngt man ſie in dieſem Punkte F mit einem Bogen weißen Papiers auf, ſo werden alle zuſammengemiſchte prismatiſche Farben ein weißes Licht geben. Wenn man das Papier hin und her beweget, ſo wird man nicht allein den Ort treffen, wo die Weiße am vollkommenſten iſt, ſondern man wird auch ſehen, wie ſich das Farbenbild der Weiße allmaͤhlich naͤhert, und wie die Stralen jenſeits F wieder aus einander gehen, und bey TP wiederum das vorige Farbenbild, nur in umgekehrter Stellung zeigen, ſo daß jetzt die rothe Farbe bey T oben, die violette bey P unten erſcheint. Werden eine oder mehrere Farben aufgefangen, ehe ſie nach F kommen, ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0142" xml:id="P.2.136" n="136"/><lb/> farben.</hi> Ihre Ordnung, von der geringſten Brechbarkeit angefangen, iſt Roth, Orange, Gelb, Gruͤn, Blau, Indigo, Violet, nebſt einer unendlichen Menge dazwiſchen fallender Schattirungen. Die nach Num. 4. durch Vermiſchung hervorgebrachten heißen <hi rendition="#b">gemiſchte, zuſammengeſetzte,</hi> und ſind zum Theil den einfachen aͤhnlich.</p> <p>6) Farben, die in der Reihe der priſmatiſchen nicht allzuweit aus einander liegen, geben vermiſcht eine Farbe, die der mittlern prismatiſchen aͤhnlich iſt. So giebt Roth und Gelb Orange, Gelb und Blau Gruͤn u. ſ. w. Dies geſchieht aber nicht, wenn ſie weit aus einander liegen. Orange und Indigo giebt nicht Gruͤn; Roth und Blau nicht Gelb u. ſ. f.</p> <p>7) Die <hi rendition="#b">weiße</hi> Farbe entſteht aus einer im gehoͤrigen Verhaͤltniſſe gemachten Miſchung <hi rendition="#b">aller</hi> einfachen Farben. In einem wohl verfinſterten Zimmer mache man in dem Fenſterladen eine Oefnung <hi rendition="#aq">G</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Fig. 18.), etwa 1/3 Zoll weit, ſtelle vor dieſelbe ein reines helles Priſma <hi rendition="#aq">ABC,</hi> und laſſe das Sonnenlicht durch die Oefnung auf ſelbiges fallen, ſo werden die rothen Stralen nach <hi rendition="#aq">T,</hi> die violetten nach <hi rendition="#aq">P</hi> zu gebrochen werden, ſ. <hi rendition="#b">Brechbarkeit.</hi> Darauf ſtelle man ein Brennglas <hi rendition="#aq">DE,</hi> von etwa 3 Fuß Brennweite in einer Entfernung von 4 — 5 Fuß hinter das Priſma, ſo daß die Farben aller Stralen das Glas treffen, und im Vereinigungspunkte <hi rendition="#aq">F,</hi> welcher hier etwa 10 bis 12 Fuß weit fallen wird, zuſammen kommen. Faͤngt man ſie in dieſem Punkte <hi rendition="#aq">F</hi> mit einem Bogen weißen Papiers auf, ſo werden alle zuſammengemiſchte prismatiſche Farben ein <hi rendition="#b">weißes</hi> Licht geben. Wenn man das Papier hin und her beweget, ſo wird man nicht allein den Ort treffen, wo die Weiße am vollkommenſten iſt, ſondern man wird auch ſehen, wie ſich das Farbenbild der Weiße allmaͤhlich naͤhert, und wie die Stralen jenſeits <hi rendition="#aq">F</hi> wieder aus einander gehen, und bey <hi rendition="#aq">TP</hi> wiederum das vorige Farbenbild, nur in umgekehrter Stellung zeigen, ſo daß jetzt die rothe Farbe bey <hi rendition="#aq">T</hi> oben, die violette bey <hi rendition="#aq">P</hi> unten erſcheint. Werden eine oder mehrere Farben aufgefangen, ehe ſie nach <hi rendition="#aq">F</hi> kommen, ſo<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
farben. Ihre Ordnung, von der geringſten Brechbarkeit angefangen, iſt Roth, Orange, Gelb, Gruͤn, Blau, Indigo, Violet, nebſt einer unendlichen Menge dazwiſchen fallender Schattirungen. Die nach Num. 4. durch Vermiſchung hervorgebrachten heißen gemiſchte, zuſammengeſetzte, und ſind zum Theil den einfachen aͤhnlich.
6) Farben, die in der Reihe der priſmatiſchen nicht allzuweit aus einander liegen, geben vermiſcht eine Farbe, die der mittlern prismatiſchen aͤhnlich iſt. So giebt Roth und Gelb Orange, Gelb und Blau Gruͤn u. ſ. w. Dies geſchieht aber nicht, wenn ſie weit aus einander liegen. Orange und Indigo giebt nicht Gruͤn; Roth und Blau nicht Gelb u. ſ. f.
7) Die weiße Farbe entſteht aus einer im gehoͤrigen Verhaͤltniſſe gemachten Miſchung aller einfachen Farben. In einem wohl verfinſterten Zimmer mache man in dem Fenſterladen eine Oefnung G (Taf. VIII. Fig. 18.), etwa 1/3 Zoll weit, ſtelle vor dieſelbe ein reines helles Priſma ABC, und laſſe das Sonnenlicht durch die Oefnung auf ſelbiges fallen, ſo werden die rothen Stralen nach T, die violetten nach P zu gebrochen werden, ſ. Brechbarkeit. Darauf ſtelle man ein Brennglas DE, von etwa 3 Fuß Brennweite in einer Entfernung von 4 — 5 Fuß hinter das Priſma, ſo daß die Farben aller Stralen das Glas treffen, und im Vereinigungspunkte F, welcher hier etwa 10 bis 12 Fuß weit fallen wird, zuſammen kommen. Faͤngt man ſie in dieſem Punkte F mit einem Bogen weißen Papiers auf, ſo werden alle zuſammengemiſchte prismatiſche Farben ein weißes Licht geben. Wenn man das Papier hin und her beweget, ſo wird man nicht allein den Ort treffen, wo die Weiße am vollkommenſten iſt, ſondern man wird auch ſehen, wie ſich das Farbenbild der Weiße allmaͤhlich naͤhert, und wie die Stralen jenſeits F wieder aus einander gehen, und bey TP wiederum das vorige Farbenbild, nur in umgekehrter Stellung zeigen, ſo daß jetzt die rothe Farbe bey T oben, die violette bey P unten erſcheint. Werden eine oder mehrere Farben aufgefangen, ehe ſie nach F kommen, ſo
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