Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


die sich, je mehr er drückte, ihrem Durchmesser nach immer erweiterten, ihrer Breite nach aber immer mehr zusammenzogen, bis endlich die Zusammendrückung einen gewissen Grad erreicht hatte. Nun entstanden weiter keine neuen Farbenringe; vielmehr zeigte sich der schwarze durchsichtige Fleck im Mittelpunkte, und die Farbenringe erweiterten sich blos dem Durchmesser nach. In diesem Zustande war die Ordnung der Farben in jedem Ringe vom Mittelpunkte aus gegen den Umfang zu gerechnet, folgende. Im ersten: Schwarz, blau, weiß, gelb, roth; im zweyten Violet, blau, grün, gelb, roth; im dritten Purpur, blau, grün, gelb, roth; im vierten Grün, roth; im fünften Grünlich Blau, roth; im sechsten Grünlich Blau, blaßroth; im siebenten Grünlich Blau, röthlich weiß. Eben diese Erscheinungen mit eben der Ordnung der Farben zeigten sich an allen erhabenen Gläsern, wenn sie nur nicht allzu kleinen Kugeln zugehörten, weil sich sonst die Farbenringe zu sehr zusammenzogen und unsichtbar wurden; es war also kein zufälliges Phänomen, sondern die Wirkung einer regelmäßigen und bleibenden Ursache.

Newton maß die Halbmesser dieser Ringe an den Stellen, wo sie am glänzendsten schienen, und fand, daß sich ihre Quadrate, wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, 11, verhielten. Hingegen fand er die Quadrate der Halbmesser von den dunkeln Zwischenräumen zwischen jedem Paare von Ringen, vom dunkeln Flecke im Mittel an gerechnet, im Verhältnisse der geraden Zahlen 0, 2, 4, 6, 8, 10.

Da er sie nun von der Dicke der Luftscheibe zwischen beyden Gläsern herleitete, wovon das eine eine ebne Oberfläche hatte, daß sich also die Abstände der Gläser von einander, oder die Dicken des dazwischen liegenden Luftscheibchens, an den Stellen der Farbenringe ebenfalls, wie die ungeraden, und an den Stellen der dunkeln Zwischenräume, wie die geraden Zahlen, verhielten, so gründete er darauf folgende


die ſich, je mehr er druͤckte, ihrem Durchmeſſer nach immer erweiterten, ihrer Breite nach aber immer mehr zuſammenzogen, bis endlich die Zuſammendruͤckung einen gewiſſen Grad erreicht hatte. Nun entſtanden weiter keine neuen Farbenringe; vielmehr zeigte ſich der ſchwarze durchſichtige Fleck im Mittelpunkte, und die Farbenringe erweiterten ſich blos dem Durchmeſſer nach. In dieſem Zuſtande war die Ordnung der Farben in jedem Ringe vom Mittelpunkte aus gegen den Umfang zu gerechnet, folgende. Im erſten: Schwarz, blau, weiß, gelb, roth; im zweyten Violet, blau, gruͤn, gelb, roth; im dritten Purpur, blau, gruͤn, gelb, roth; im vierten Gruͤn, roth; im fuͤnften Gruͤnlich Blau, roth; im ſechſten Gruͤnlich Blau, blaßroth; im ſiebenten Gruͤnlich Blau, roͤthlich weiß. Eben dieſe Erſcheinungen mit eben der Ordnung der Farben zeigten ſich an allen erhabenen Glaͤſern, wenn ſie nur nicht allzu kleinen Kugeln zugehoͤrten, weil ſich ſonſt die Farbenringe zu ſehr zuſammenzogen und unſichtbar wurden; es war alſo kein zufaͤlliges Phaͤnomen, ſondern die Wirkung einer regelmaͤßigen und bleibenden Urſache.

Newton maß die Halbmeſſer dieſer Ringe an den Stellen, wo ſie am glaͤnzendſten ſchienen, und fand, daß ſich ihre Quadrate, wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, 11, verhielten. Hingegen fand er die Quadrate der Halbmeſſer von den dunkeln Zwiſchenraͤumen zwiſchen jedem Paare von Ringen, vom dunkeln Flecke im Mittel an gerechnet, im Verhaͤltniſſe der geraden Zahlen 0, 2, 4, 6, 8, 10.

Da er ſie nun von der Dicke der Luftſcheibe zwiſchen beyden Glaͤſern herleitete, wovon das eine eine ebne Oberflaͤche hatte, daß ſich alſo die Abſtaͤnde der Glaͤſer von einander, oder die Dicken des dazwiſchen liegenden Luftſcheibchens, an den Stellen der Farbenringe ebenfalls, wie die ungeraden, und an den Stellen der dunkeln Zwiſchenraͤume, wie die geraden Zahlen, verhielten, ſo gruͤndete er darauf folgende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0149" xml:id="P.2.143" n="143"/><lb/>
die &#x017F;ich, je mehr er dru&#x0364;ckte, ihrem Durchme&#x017F;&#x017F;er nach immer erweiterten, ihrer Breite nach aber immer mehr zu&#x017F;ammenzogen, bis endlich die Zu&#x017F;ammendru&#x0364;ckung einen gewi&#x017F;&#x017F;en Grad erreicht hatte. Nun ent&#x017F;tanden weiter keine neuen Farbenringe; vielmehr zeigte &#x017F;ich der &#x017F;chwarze durch&#x017F;ichtige Fleck im Mittelpunkte, und die Farbenringe erweiterten &#x017F;ich blos dem Durchme&#x017F;&#x017F;er nach. In die&#x017F;em Zu&#x017F;tande war die Ordnung der Farben in jedem Ringe vom Mittelpunkte aus gegen den Umfang zu gerechnet, folgende. Im er&#x017F;ten: <hi rendition="#b">Schwarz,</hi> blau, weiß, gelb, roth; im zweyten <hi rendition="#b">Violet,</hi> blau, gru&#x0364;n, gelb, roth; im dritten <hi rendition="#b">Purpur,</hi> blau, gru&#x0364;n, gelb, roth; im vierten <hi rendition="#b">Gru&#x0364;n,</hi> roth; im fu&#x0364;nften <hi rendition="#b">Gru&#x0364;nlich Blau,</hi> roth; im &#x017F;ech&#x017F;ten <hi rendition="#b">Gru&#x0364;nlich Blau,</hi> blaßroth; im &#x017F;iebenten <hi rendition="#b">Gru&#x0364;nlich Blau,</hi> ro&#x0364;thlich weiß. Eben die&#x017F;e Er&#x017F;cheinungen mit eben der Ordnung der Farben zeigten &#x017F;ich an allen erhabenen Gla&#x0364;&#x017F;ern, wenn &#x017F;ie nur nicht allzu kleinen Kugeln zugeho&#x0364;rten, weil &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t die Farbenringe zu &#x017F;ehr zu&#x017F;ammenzogen und un&#x017F;ichtbar wurden; es war al&#x017F;o kein zufa&#x0364;lliges Pha&#x0364;nomen, &#x017F;ondern die Wirkung einer regelma&#x0364;ßigen und bleibenden Ur&#x017F;ache.</p>
            <p><hi rendition="#b">Newton</hi> maß die Halbme&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;er Ringe an den Stellen, wo &#x017F;ie am gla&#x0364;nzend&#x017F;ten &#x017F;chienen, und fand, daß &#x017F;ich ihre Quadrate, wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, 11, verhielten. Hingegen fand er die Quadrate der Halbme&#x017F;&#x017F;er von den dunkeln Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen zwi&#x017F;chen jedem Paare von Ringen, vom dunkeln Flecke im Mittel an gerechnet, im Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der geraden Zahlen 0, 2, 4, 6, 8, 10.</p>
            <p>Da er &#x017F;ie nun von der Dicke der Luft&#x017F;cheibe zwi&#x017F;chen beyden Gla&#x0364;&#x017F;ern herleitete, wovon das eine eine ebne Oberfla&#x0364;che hatte, daß &#x017F;ich al&#x017F;o die Ab&#x017F;ta&#x0364;nde der Gla&#x0364;&#x017F;er von einander, oder die Dicken des dazwi&#x017F;chen liegenden Luft&#x017F;cheibchens, an den Stellen der Farbenringe ebenfalls, wie die ungeraden, und an den Stellen der dunkeln Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume, wie die geraden Zahlen, verhielten, &#x017F;o gru&#x0364;ndete er darauf folgende<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0149] die ſich, je mehr er druͤckte, ihrem Durchmeſſer nach immer erweiterten, ihrer Breite nach aber immer mehr zuſammenzogen, bis endlich die Zuſammendruͤckung einen gewiſſen Grad erreicht hatte. Nun entſtanden weiter keine neuen Farbenringe; vielmehr zeigte ſich der ſchwarze durchſichtige Fleck im Mittelpunkte, und die Farbenringe erweiterten ſich blos dem Durchmeſſer nach. In dieſem Zuſtande war die Ordnung der Farben in jedem Ringe vom Mittelpunkte aus gegen den Umfang zu gerechnet, folgende. Im erſten: Schwarz, blau, weiß, gelb, roth; im zweyten Violet, blau, gruͤn, gelb, roth; im dritten Purpur, blau, gruͤn, gelb, roth; im vierten Gruͤn, roth; im fuͤnften Gruͤnlich Blau, roth; im ſechſten Gruͤnlich Blau, blaßroth; im ſiebenten Gruͤnlich Blau, roͤthlich weiß. Eben dieſe Erſcheinungen mit eben der Ordnung der Farben zeigten ſich an allen erhabenen Glaͤſern, wenn ſie nur nicht allzu kleinen Kugeln zugehoͤrten, weil ſich ſonſt die Farbenringe zu ſehr zuſammenzogen und unſichtbar wurden; es war alſo kein zufaͤlliges Phaͤnomen, ſondern die Wirkung einer regelmaͤßigen und bleibenden Urſache. Newton maß die Halbmeſſer dieſer Ringe an den Stellen, wo ſie am glaͤnzendſten ſchienen, und fand, daß ſich ihre Quadrate, wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, 11, verhielten. Hingegen fand er die Quadrate der Halbmeſſer von den dunkeln Zwiſchenraͤumen zwiſchen jedem Paare von Ringen, vom dunkeln Flecke im Mittel an gerechnet, im Verhaͤltniſſe der geraden Zahlen 0, 2, 4, 6, 8, 10. Da er ſie nun von der Dicke der Luftſcheibe zwiſchen beyden Glaͤſern herleitete, wovon das eine eine ebne Oberflaͤche hatte, daß ſich alſo die Abſtaͤnde der Glaͤſer von einander, oder die Dicken des dazwiſchen liegenden Luftſcheibchens, an den Stellen der Farbenringe ebenfalls, wie die ungeraden, und an den Stellen der dunkeln Zwiſchenraͤume, wie die geraden Zahlen, verhielten, ſo gruͤndete er darauf folgende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/149
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/149>, abgerufen am 31.10.2024.