Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit,Strontionis) erhalten.
Dieses Fossil ist eine luftsaure Erde, davon einige Stücken mit dem Witherit (der luftsauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber sich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthümliches Gewicht, durch eine meistens licht- oder spargelgrüne Farbe, durch geringere Härte und leichtere Zerreiblichkeit, durch stärkere Dicke und geringern Zusammenhang der Fasern u. s. w. unterscheiden.
Der Strontionit wird in strengem Feuer, noch ehe er verglaßt, seiner Luftsäure beraubt. Die übrigbleibende Erde erhitzt sich dann hestig mit Wasser, und ist schon in 200 Theilen desselben auflösbar; es läßt aber diese Auflösung bey der geringsten Berührung von freyer Luft den größten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt sie mit der Salpetersäure Krystallen von anderer Gestalt, als die Schwererde.
Herr Hofrath Blumenbach setzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unschädlich sey, dahingegen der Witherit für dieselben ein tödtliches Gift ist, und daß ein mit der salpetersauren Auflösung des Strontionits getränktes Papier mit einer schönen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter ähnlichen Umständen eine gelblich weiße Flamme giebt.
Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthümliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Versuche bestätiget. Als unterscheidende Kennzeichen giebt er die nadelförmige Gestalt der salzsauren Strontionskrystallen, und die schöne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeists durch diese Erde erhält.
Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe seines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.
Nach der neusten Untersuchung von Herrn Schmeisser(Philos. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 seqq.) sind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlensäure, 1 Gran
Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit,Strontionis) erhalten.
Dieſes Foſſil iſt eine luftſaure Erde, davon einige Stuͤcken mit dem Witherit (der luftſauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber ſich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthuͤmliches Gewicht, durch eine meiſtens licht- oder ſpargelgruͤne Farbe, durch geringere Haͤrte und leichtere Zerreiblichkeit, durch ſtaͤrkere Dicke und geringern Zuſammenhang der Faſern u. ſ. w. unterſcheiden.
Der Strontionit wird in ſtrengem Feuer, noch ehe er verglaßt, ſeiner Luftſaͤure beraubt. Die uͤbrigbleibende Erde erhitzt ſich dann heſtig mit Waſſer, und iſt ſchon in 200 Theilen deſſelben aufloͤsbar; es laͤßt aber dieſe Aufloͤſung bey der geringſten Beruͤhrung von freyer Luft den groͤßten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt ſie mit der Salpeterſaͤure Kryſtallen von anderer Geſtalt, als die Schwererde.
Herr Hofrath Blumenbach ſetzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unſchaͤdlich ſey, dahingegen der Witherit fuͤr dieſelben ein toͤdtliches Gift iſt, und daß ein mit der ſalpeterſauren Aufloͤſung des Strontionits getraͤnktes Papier mit einer ſchoͤnen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden eine gelblich weiße Flamme giebt.
Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthuͤmliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Verſuche beſtaͤtiget. Als unterſcheidende Kennzeichen giebt er die nadelfoͤrmige Geſtalt der ſalzſauren Strontionskryſtallen, und die ſchoͤne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeiſts durch dieſe Erde erhaͤlt.
Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe ſeines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.
Nach der neuſten Unterſuchung von Herrn Schmeiſſer(Philoſ. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 ſeqq.) ſind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlenſaͤure, 1 Gran
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Namen Strontianit (nach Neuern richtiger Strontionit, Strontionis) erhalten.
Dieſes Foſſil iſt eine luftſaure Erde, davon einige Stuͤcken mit dem Witherit (der luftſauren Schwererde) im Aeußern Aehnlichkeit haben, aber ſich doch vom Letztern durch ein geringeres eigenthuͤmliches Gewicht, durch eine meiſtens licht- oder ſpargelgruͤne Farbe, durch geringere Haͤrte und leichtere Zerreiblichkeit, durch ſtaͤrkere Dicke und geringern Zuſammenhang der Faſern u. ſ. w. unterſcheiden.
Der Strontionit wird in ſtrengem Feuer, noch ehe er verglaßt, ſeiner Luftſaͤure beraubt. Die uͤbrigbleibende Erde erhitzt ſich dann heſtig mit Waſſer, und iſt ſchon in 200 Theilen deſſelben aufloͤsbar; es laͤßt aber dieſe Aufloͤſung bey der geringſten Beruͤhrung von freyer Luft den groͤßten Theil der Erde wieder fallen. Auch giebt ſie mit der Salpeterſaͤure Kryſtallen von anderer Geſtalt, als die Schwererde.
Herr Hofrath Blumenbach ſetzt noch hinzu, daß das Pulver des Strontionits den Thieren unſchaͤdlich ſey, dahingegen der Witherit fuͤr dieſelben ein toͤdtliches Gift iſt, und daß ein mit der ſalpeterſauren Aufloͤſung des Strontionits getraͤnktes Papier mit einer ſchoͤnen purpurrothen Flamme brenne, da der Witherit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden eine gelblich weiße Flamme giebt.
Hr. Klaproth (Crell chem. Annal. 1793. II. B. n. 9.) hat das Eigenthuͤmliche der Strontionerde gleichfalls anerkannt, und durch Verſuche beſtaͤtiget. Als unterſcheidende Kennzeichen giebt er die nadelfoͤrmige Geſtalt der ſalzſauren Strontionskryſtallen, und die ſchoͤne rothe Farbe an, welche die Flamme des Weingeiſts durch dieſe Erde erhaͤlt.
Herr Gren hat die Grundlage des Strontionits in der neuern Ausgabe ſeines Handbuchs der Chemie (Halle, Th. III. 1795. gr. 8. Anhang, 756.) nunmehr ebenfalls unter die Anzahl der einfachen Erden aufgenommen.
Nach der neuſten Unterſuchung von Herrn Schmeiſſer (Philoſ. Transact. for the year 1794. P. II. p. 418 ſeqq.) ſind in 100 Gran Strontionit 30 Gran Kohlenſaͤure, 1 Gran
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/887>, abgerufen am 16.06.2024.
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