Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.II. Buch/ Cap. IV. bey der Christlichen Gemeinde/ woselbst er sich untermengen will/gehörige Abbitte thun müsse/ auff daß er allenthalben versöhnt oh- ne Aergerniß leben könne/ und so fern er nicht solches zu thun Wil- lens/ mag er dazu gezwungen seyn. Also gehöret Pfarrern auch diese Christen Ge- lübde Recht.Auffsicht/ daß ein Christ seine Gelübde unverbrüchlich halten möge/ wann nemlich jemand/ um desto mehr Sünde zu fliehen/ den alten Menschen genauer zu zwingen/ seines Beruffs Pflichten fleißiger zu verrichten/ auch GOttes Ehre und der Menschen Heil zu befördern/ aus bescheidenem Geist und Gemüths-Neigungen/ ein sonderlich Ge- lübde thut/ und zwar freywillig/ ungezwungen/ ohne Furcht/ Schre- cken/ vermeynten Nothwendigkeit/ Aberglauben/ falschen Gottes- dienst/ einigen Verdienst oder Genungthuung halben/ noch das Werck mit dem in Gottes Wort geoffenbarten Willen streitig/ oder dem Menschen von GOtt verliehene Kräffte übergehe/ oder Christlichen Freyheit entgegen/ noch denen schwachen Mitgliedern zum Aerger- niß gereichet/ oder gar mit göttlichen Nahmens freveln Mißbrauch vermehret und behafftet/ so ist es keine Sünde und bricht keiner seine Zusage damit/ wann er sie verbessert. L. 2. in fin. ff. de Pollicitat. ubi gloss. in verbo non obligatur. Krafft. §. 42. Und zwar ist ein rechtmäßig Gelübde nach gött- und welt- C. 7. X. de voto Dan. X, 2. Levit. XVI, 29. Caus. 20. q. 2. c. 2. Num. VI. Jerem. XXXV, 18. Act. XIIX, 18. Act. XXI, 24. 1. Cor. VII, 34. & 37. L. 2. ff. de pol- licit. Dist. 30. c. si quis eorum. Caput
II. Buch/ Cap. IV. bey der Chriſtlichen Gemeinde/ woſelbſt er ſich untermengen will/gehoͤrige Abbitte thun muͤſſe/ auff daß er allenthalben verſoͤhnt oh- ne Aergerniß leben koͤnne/ und ſo fern er nicht ſolches zu thun Wil- lens/ mag er dazu gezwungen ſeyn. Alſo gehoͤret Pfarrern auch dieſe Chriſten Ge- luͤbde Recht.Auffſicht/ daß ein Chriſt ſeine Geluͤbde unverbruͤchlich halten moͤge/ wann nemlich jemand/ um deſto mehr Suͤnde zu fliehen/ den alten Menſchen genauer zu zwingen/ ſeines Beruffs Pflichten fleißiger zu verrichten/ auch GOttes Ehre und der Menſchen Heil zu befoͤrdern/ aus beſcheidenem Geiſt und Gemuͤths-Neigungen/ ein ſonderlich Ge- luͤbde thut/ und zwar freywillig/ ungezwungen/ ohne Furcht/ Schre- cken/ vermeynten Nothwendigkeit/ Aberglauben/ falſchen Gottes- dienſt/ einigen Verdienſt oder Genungthuung halben/ noch das Werck mit dem in Gottes Wort geoffenbarten Willen ſtreitig/ oder dem Menſchen von GOtt verliehene Kraͤffte uͤbergehe/ oder Chriſtlichen Freyheit entgegen/ noch denen ſchwachen Mitgliedern zum Aerger- niß gereichet/ oder gar mit goͤttlichen Nahmens freveln Mißbrauch vermehret und behafftet/ ſo iſt es keine Suͤnde und bricht keiner ſeine Zuſage damit/ wann er ſie verbeſſert. L. 2. in fin. ff. de Pollicitat. ubi gloſſ. in verbo non obligatur. Krafft. §. 42. Und zwar iſt ein rechtmaͤßig Geluͤbde nach goͤtt- und welt- C. 7. X. de voto Dan. X, 2. Levit. XVI, 29. Cauſ. 20. q. 2. c. 2. Num. VI. Jerem. XXXV, 18. Act. XIIX, 18. Act. XXI, 24. 1. Cor. VII, 34. & 37. L. 2. ff. de pol- licit. Diſt. 30. c. ſi quis eorum. Caput
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II. Buch/ Cap. IV.
bey der Chriſtlichen Gemeinde/ woſelbſt er ſich untermengen will/
gehoͤrige Abbitte thun muͤſſe/ auff daß er allenthalben verſoͤhnt oh-
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Auffſicht/ daß ein Chriſt ſeine Geluͤbde unverbruͤchlich halten moͤge/
wann nemlich jemand/ um deſto mehr Suͤnde zu fliehen/ den alten
Menſchen genauer zu zwingen/ ſeines Beruffs Pflichten fleißiger zu
verrichten/ auch GOttes Ehre und der Menſchen Heil zu befoͤrdern/
aus beſcheidenem Geiſt und Gemuͤths-Neigungen/ ein ſonderlich Ge-
luͤbde thut/ und zwar freywillig/ ungezwungen/ ohne Furcht/ Schre-
cken/ vermeynten Nothwendigkeit/ Aberglauben/ falſchen Gottes-
dienſt/ einigen Verdienſt oder Genungthuung halben/ noch das Werck
mit dem in Gottes Wort geoffenbarten Willen ſtreitig/ oder dem
Menſchen von GOtt verliehene Kraͤffte uͤbergehe/ oder Chriſtlichen
Freyheit entgegen/ noch denen ſchwachen Mitgliedern zum Aerger-
niß gereichet/ oder gar mit goͤttlichen Nahmens freveln Mißbrauch
vermehret und behafftet/ ſo iſt es keine Suͤnde und bricht keiner ſeine
Zuſage damit/ wann er ſie verbeſſert.
Chriſten Ge-
luͤbde Recht.
L. 2. in fin. ff. de Pollicitat. ubi gloſſ. in verbo non obligatur.
§. 42. Und zwar iſt ein rechtmaͤßig Geluͤbde nach goͤtt- und welt-
lichem Recht ſtets verbuͤndlich/ wird auch nicht eher als durch ange-
ſetzten Zeit Verlauff und den Tod auffgehoben/ es ſey denn der An-
gelober noch minderjaͤhrig/ unter des Vatern oder Vormuͤnders Ge-
walt/ daß er keinen freyen Willen habe/ ſo moͤgen dieſe dergleichen
Verſprechen auffheben und unkraͤfftig machen/ maſſen GOtt ein
Hertzens-Kuͤndiger unſern innerſten Gedancken beywohnet/ als iſt
ſuͤndlich ſolchen guten Vorſatz leichtlich ohne erhebliche Gewiſſens-
Urſachen zu veraͤndern/ ſonderlich was Geſetz-maͤßig von einem/ den
GOtt aus Gefahr errettet/ zur Andacht/ Gottesfurcht und Danck-
barkeit angelobet worden/ beym Faſten aber iſt Nothfall zu unter-
ſcheiden/ ſo entſchuldiget.
Geluͤbde wann
unguͤltig oder
nicht zu bre-
chen.
C. 7. X. de voto Dan. X, 2. Levit. XVI, 29. Cauſ. 20. q. 2. c. 2. Num. VI. Jerem.
XXXV, 18. Act. XIIX, 18. Act. XXI, 24. 1. Cor. VII, 34. & 37. L. 2. ff. de pol-
licit. Diſt. 30. c. ſi quis eorum.
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