ner diejenigen bleipen, dergleichen ihre Arten von jeher gewesen sind, so müssen sie auch ihrer zufälli- gen Veränderungsarten halber, aus dieser ihrer ihnen besonders zukommenden klimatischen Wir- kung, nicht aber aus fremden Umständen an- derer Erdstriche, in welchen besagte 4 Hauptun- terschiede, gegen alle unbeständige und zufällige Ab- änderungen, die wie bey uns statt haben, beur- theilet werden.
Es hat, wie vor angezeiget, dem Herrn von von Linne also gefallen, die herbas und suffrutices der Alten unter eine Ordnung zu bringen und die ersten plantas herbaceas, die andern herbas perennes zu nennen. Von der ersten sagt er, plantae her- baceae (s. annuae supra radicem quotannis pereunt), und von seinen herbis perennibus oder suffruticibus be- hauptet er mit Recht, daß sie jährlich ihre Stengel abwürfen, und sich durch neue Knospen vermehre- ten. Allein wie die gemeine Erfahrung von den wahren Kräutern, die er Sommerpflanzen nen- net, beweiset, so sterben sie jährlich nicht über der Wurzel, sondern mit sammt der Wurzel, völlig ab, und hinterlassen außer dem fruchtbaren Saa- men nichts lebendiges; dahingegen sterben nur, nach der völligen Entwickelung der ganzen Pflanze bey den Staudengewächsen, bey uns und in andern Welttheilen, nur allein die aus der Wurzel getriebene Stengel oder Augen, wenn sie Blumen und Saamen getragen haben, bis an die
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ner diejenigen bleipen, dergleichen ihre Arten von jeher geweſen ſind, ſo muͤſſen ſie auch ihrer zufaͤlli- gen Veraͤnderungsarten halber, aus dieſer ihrer ihnen beſonders zukommenden klimatiſchen Wir- kung, nicht aber aus fremden Umſtaͤnden an- derer Erdſtriche, in welchen beſagte 4 Hauptun- terſchiede, gegen alle unbeſtaͤndige und zufaͤllige Ab- aͤnderungen, die wie bey uns ſtatt haben, beur- theilet werden.
Es hat, wie vor angezeiget, dem Herrn von von Linné alſo gefallen, die herbas und ſuffrutices der Alten unter eine Ordnung zu bringen und die erſten plantas herbaceas, die andern herbas perennes zu nennen. Von der erſten ſagt er, plantae her- baceae (ſ. annuae ſupra radicem quotannis pereunt), und von ſeinen herbis perennibus oder ſuffruticibus be- hauptet er mit Recht, daß ſie jaͤhrlich ihre Stengel abwuͤrfen, und ſich durch neue Knospen vermehre- ten. Allein wie die gemeine Erfahrung von den wahren Kraͤutern, die er Sommerpflanzen nen- net, beweiſet, ſo ſterben ſie jaͤhrlich nicht uͤber der Wurzel, ſondern mit ſammt der Wurzel, voͤllig ab, und hinterlaſſen außer dem fruchtbaren Saa- men nichts lebendiges; dahingegen ſterben nur, nach der voͤlligen Entwickelung der ganzen Pflanze bey den Staudengewaͤchſen, bey uns und in andern Welttheilen, nur allein die aus der Wurzel getriebene Stengel oder Augen, wenn ſie Blumen und Saamen getragen haben, bis an die
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ner diejenigen bleipen, dergleichen ihre Arten von
jeher geweſen ſind, ſo muͤſſen ſie auch ihrer zufaͤlli-
gen Veraͤnderungsarten halber, aus dieſer ihrer
ihnen beſonders zukommenden klimatiſchen Wir-
kung, nicht aber aus fremden Umſtaͤnden an-
derer Erdſtriche, in welchen beſagte 4 Hauptun-
terſchiede, gegen alle unbeſtaͤndige und zufaͤllige Ab-
aͤnderungen, die wie bey uns ſtatt haben, beur-
theilet werden.
Es hat, wie vor angezeiget, dem Herrn von
von Linné alſo gefallen, die herbas und ſuffrutices
der Alten unter eine Ordnung zu bringen und die
erſten plantas herbaceas, die andern herbas perennes
zu nennen. Von der erſten ſagt er, plantae her-
baceae (ſ. annuae ſupra radicem quotannis pereunt),
und von ſeinen herbis perennibus oder ſuffruticibus be-
hauptet er mit Recht, daß ſie jaͤhrlich ihre Stengel
abwuͤrfen, und ſich durch neue Knospen vermehre-
ten. Allein wie die gemeine Erfahrung von den
wahren Kraͤutern, die er Sommerpflanzen nen-
net, beweiſet, ſo ſterben ſie jaͤhrlich nicht uͤber der
Wurzel, ſondern mit ſammt der Wurzel, voͤllig
ab, und hinterlaſſen außer dem fruchtbaren Saa-
men nichts lebendiges; dahingegen ſterben nur,
nach der voͤlligen Entwickelung der ganzen
Pflanze bey den Staudengewaͤchſen, bey uns und
in andern Welttheilen, nur allein die aus der
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/225>, abgerufen am 15.06.2024.
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