Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Das liebe, heil'ge Röm'sche Reich, Wie hält's nur noch zusammen? Brander. Ein garstig Lied! Pfuy! ein politisch Lied! Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen Daß ihr nicht braucht für's Röm'sche Reich zu sorgen! Ich halt' es wenigstens für reichlichen Gewinn, Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; Wir wollen einen Papst erwählen. Ihr wißt, welch eine Qualität Den Ausschlag giebt, den Mann erhöht. Frosch singt. Schwing' dich auf, Frau Nachtigall, Grüß' mir mein Liebchen zehentausendmal. Siebel. Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören! Frosch. Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir's nicht verwehren! Singt. Riegel auf! in stiller Nacht. Das liebe, heil’ge Roͤm’ſche Reich, Wie haͤlt’s nur noch zuſammen? Brander. Ein garſtig Lied! Pfuy! ein politiſch Lied! Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen Daß ihr nicht braucht fuͤr’s Roͤm’ſche Reich zu ſorgen! Ich halt’ es wenigſtens fuͤr reichlichen Gewinn, Daß ich nicht Kaiſer oder Kanzler bin. Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; Wir wollen einen Papſt erwaͤhlen. Ihr wißt, welch eine Qualitaͤt Den Ausſchlag giebt, den Mann erhoͤht. Froſch ſingt. Schwing’ dich auf, Frau Nachtigall, Gruͤß’ mir mein Liebchen zehentauſendmal. Siebel. Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hoͤren! Froſch. Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirſt mir’s nicht verwehren! Singt. Riegel auf! in ſtiller Nacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FRO"> <pb facs="#f0136" n="130"/> <p> <hi rendition="#et">Das liebe, heil’ge Roͤm’ſche Reich,<lb/> Wie haͤlt’s nur noch zuſammen?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Brander</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein garſtig Lied! Pfuy! ein politiſch Lied!<lb/> Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen<lb/> Daß ihr nicht braucht fuͤr’s Roͤm’ſche Reich zu ſorgen!<lb/> Ich halt’ es wenigſtens fuͤr reichlichen Gewinn,<lb/> Daß ich nicht Kaiſer oder Kanzler bin.<lb/> Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;<lb/> Wir wollen einen Papſt erwaͤhlen.<lb/> Ihr wißt, welch eine Qualitaͤt<lb/> Den Ausſchlag giebt, den Mann erhoͤht.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRO"> <speaker> <hi rendition="#g">Froſch</hi> </speaker> <stage>ſingt.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Schwing’ dich auf, Frau Nachtigall,<lb/> Gruͤß’ mir mein Liebchen zehentauſendmal.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker><hi rendition="#g">Siebel</hi>.</speaker><lb/> <p>Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hoͤren!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRO"> <speaker><hi rendition="#g">Froſch</hi>.</speaker><lb/> <p>Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirſt mir’s nicht verwehren!</p><lb/> <stage>Singt.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Riegel auf! in ſtiller Nacht.<lb/></hi> </p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0136]
Das liebe, heil’ge Roͤm’ſche Reich,
Wie haͤlt’s nur noch zuſammen?
Brander.
Ein garſtig Lied! Pfuy! ein politiſch Lied!
Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen
Daß ihr nicht braucht fuͤr’s Roͤm’ſche Reich zu ſorgen!
Ich halt’ es wenigſtens fuͤr reichlichen Gewinn,
Daß ich nicht Kaiſer oder Kanzler bin.
Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
Wir wollen einen Papſt erwaͤhlen.
Ihr wißt, welch eine Qualitaͤt
Den Ausſchlag giebt, den Mann erhoͤht.
Froſch ſingt.
Schwing’ dich auf, Frau Nachtigall,
Gruͤß’ mir mein Liebchen zehentauſendmal.
Siebel.
Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hoͤren!
Froſch.
Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirſt mir’s nicht verwehren!
Singt.
Riegel auf! in ſtiller Nacht.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/136>, abgerufen am 18.06.2024. |