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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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gung aufgehalten haben. Ohnfern der Capel¬
le, wo sich die Wanderer erbauen, zeigt man
ihren Brunnen und erzählt gar manches An¬
muthige. Das Bild das ich mir von ihr
machte, und ihr Name, prägte sich tief bey
mir ein. Beyde trug ich lange mit mir her¬
um, bis ich endlich eine meiner zwar spätern,
aber darum nicht minder geliebten Töchter da¬
mit ausstattete, die von frommen und rei¬
nen Herzen so günstig aufgenommen wurde.

Auch auf dieser Höhe wiederholt sich dem
Auge das herrliche Elsaß, immer dasselbe und
immer neu; eben so wie man im Amphithea¬
ter, man nehme Platz wo man wolle, das
ganze Volk übersieht, nur seine Nachbarn am
deutlichsten, so ist es auch hier mit Büschen,
Felsen, Hügeln, Wäldern, Feldern, Wiesen
und Ortschaften in der Nähe und in der Ferne.
Am Horizont wollte man uns sogar Basel zei¬
gen; daß wir es gesehen, will ich nicht be¬
schwören, aber das entfernte Blau der

gung aufgehalten haben. Ohnfern der Capel¬
le, wo ſich die Wanderer erbauen, zeigt man
ihren Brunnen und erzaͤhlt gar manches An¬
muthige. Das Bild das ich mir von ihr
machte, und ihr Name, praͤgte ſich tief bey
mir ein. Beyde trug ich lange mit mir her¬
um, bis ich endlich eine meiner zwar ſpaͤtern,
aber darum nicht minder geliebten Toͤchter da¬
mit ausſtattete, die von frommen und rei¬
nen Herzen ſo guͤnſtig aufgenommen wurde.

Auch auf dieſer Hoͤhe wiederholt ſich dem
Auge das herrliche Elſaß, immer daſſelbe und
immer neu; eben ſo wie man im Amphithea¬
ter, man nehme Platz wo man wolle, das
ganze Volk uͤberſieht, nur ſeine Nachbarn am
deutlichſten, ſo iſt es auch hier mit Buͤſchen,
Felſen, Huͤgeln, Waͤldern, Feldern, Wieſen
und Ortſchaften in der Naͤhe und in der Ferne.
Am Horizont wollte man uns ſogar Baſel zei¬
gen; daß wir es geſehen, will ich nicht be¬
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[121/0129] gung aufgehalten haben. Ohnfern der Capel¬ le, wo ſich die Wanderer erbauen, zeigt man ihren Brunnen und erzaͤhlt gar manches An¬ muthige. Das Bild das ich mir von ihr machte, und ihr Name, praͤgte ſich tief bey mir ein. Beyde trug ich lange mit mir her¬ um, bis ich endlich eine meiner zwar ſpaͤtern, aber darum nicht minder geliebten Toͤchter da¬ mit ausſtattete, die von frommen und rei¬ nen Herzen ſo guͤnſtig aufgenommen wurde. Auch auf dieſer Hoͤhe wiederholt ſich dem Auge das herrliche Elſaß, immer daſſelbe und immer neu; eben ſo wie man im Amphithea¬ ter, man nehme Platz wo man wolle, das ganze Volk uͤberſieht, nur ſeine Nachbarn am deutlichſten, ſo iſt es auch hier mit Buͤſchen, Felſen, Huͤgeln, Waͤldern, Feldern, Wieſen und Ortſchaften in der Naͤhe und in der Ferne. Am Horizont wollte man uns ſogar Baſel zei¬ gen; daß wir es geſehen, will ich nicht be¬ ſchwoͤren, aber das entfernte Blau der

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/129>, abgerufen am 31.10.2024.