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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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auch ein detaillirter aber sehr mäßiger An¬
schlag war hinzugefügt, um die Möglichkeit
der Ausführung eines weitläuftigen und kost¬
spieligen Unternehmens als leicht und thulich
vorzuspiegeln.

Diese Zeugnisse unserer freundschaftlichen
Bemühungen verschafften uns den liebreichsten
Empfang; und da der gute Vater sah, daß
wir den besten Willen hatten, ihm zu die¬
nen, so trat er mit noch einem Wunsche
hervor; es war der, seine zwar hübsche aber
einfarbige Chaise mit Blumen und Zieraten
staffirt zu sehn. Wir ließen uns bereitwillig
finden. Farben, Pinsel und sonstige Be¬
dürfnisse wurden von den Krämern und Apo¬
thekern der nächsten Städte herbeygeholt. Da¬
mit es aber auch an einem Wakefield'schen
Mislingen nicht fehlen möchte, so bemerkten
wir nur erst, als alles auf das fleißigste und
bunteste gemalt war, daß wir einen falschen
Firniß genommen hatten, der nicht trocknen

auch ein detaillirter aber ſehr maͤßiger An¬
ſchlag war hinzugefuͤgt, um die Moͤglichkeit
der Ausfuͤhrung eines weitlaͤuftigen und koſt¬
ſpieligen Unternehmens als leicht und thulich
vorzuſpiegeln.

Dieſe Zeugniſſe unſerer freundſchaftlichen
Bemuͤhungen verſchafften uns den liebreichſten
Empfang; und da der gute Vater ſah, daß
wir den beſten Willen hatten, ihm zu die¬
nen, ſo trat er mit noch einem Wunſche
hervor; es war der, ſeine zwar huͤbſche aber
einfarbige Chaiſe mit Blumen und Zieraten
ſtaffirt zu ſehn. Wir ließen uns bereitwillig
finden. Farben, Pinſel und ſonſtige Be¬
duͤrfniſſe wurden von den Kraͤmern und Apo¬
thekern der naͤchſten Staͤdte herbeygeholt. Da¬
mit es aber auch an einem Wakefield'ſchen
Mislingen nicht fehlen moͤchte, ſo bemerkten
wir nur erſt, als alles auf das fleißigſte und
bunteſte gemalt war, daß wir einen falſchen
Firniß genommen hatten, der nicht trocknen

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[47/0055] auch ein detaillirter aber ſehr maͤßiger An¬ ſchlag war hinzugefuͤgt, um die Moͤglichkeit der Ausfuͤhrung eines weitlaͤuftigen und koſt¬ ſpieligen Unternehmens als leicht und thulich vorzuſpiegeln. Dieſe Zeugniſſe unſerer freundſchaftlichen Bemuͤhungen verſchafften uns den liebreichſten Empfang; und da der gute Vater ſah, daß wir den beſten Willen hatten, ihm zu die¬ nen, ſo trat er mit noch einem Wunſche hervor; es war der, ſeine zwar huͤbſche aber einfarbige Chaiſe mit Blumen und Zieraten ſtaffirt zu ſehn. Wir ließen uns bereitwillig finden. Farben, Pinſel und ſonſtige Be¬ duͤrfniſſe wurden von den Kraͤmern und Apo¬ thekern der naͤchſten Staͤdte herbeygeholt. Da¬ mit es aber auch an einem Wakefield'ſchen Mislingen nicht fehlen moͤchte, ſo bemerkten wir nur erſt, als alles auf das fleißigſte und bunteſte gemalt war, daß wir einen falſchen Firniß genommen hatten, der nicht trocknen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/55>, abgerufen am 01.11.2024.