Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.Antheren in einigen gegenwärtig. Die Frucht- hüllen mit den Griffeln sind zu sehen und die Receptakel der Samen wieder zu Blättern ent- faltet, ja in einer dieser Blumen waren die Samendecken zu einem völligen Kelch verbunden, und enthielten die Anlage zu einer vollkommen gefüllten Blume wieder in sich. §. 106. Haben wir bey der Rose einen gleichsam nur Antheren in einigen gegenwärtig. Die Frucht- hüllen mit den Griffeln ſind zu ſehen und die Receptakel der Samen wieder zu Blättern ent- faltet, ja in einer dieſer Blumen waren die Samendecken zu einem völligen Kelch verbunden, und enthielten die Anlage zu einer vollkommen gefüllten Blume wieder in ſich. §. 106. Haben wir bey der Roſe einen gleichſam nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="72"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Antheren in einigen gegenwärtig. Die Frucht-<lb/> hüllen mit den Griffeln ſind zu ſehen und die<lb/> Receptakel der Samen wieder zu Blättern ent-<lb/> faltet, ja in einer dieſer Blumen waren die<lb/> Samendecken zu einem völligen Kelch verbunden,<lb/> und enthielten die Anlage zu einer vollkommen<lb/> gefüllten Blume wieder in ſich.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§. 106.</hi> </head><lb/> <p>Haben wir bey der Roſe einen gleichſam nur<lb/> halbdeterminirten Blüthenſtand, aus deſſen Mitte<lb/> einen abermals hervortreibenden Stengel, und<lb/> an demſelbigen neue Stengelblätter ſich entwickeln<lb/> geſehen: ſo finden wir an dieſer Nelke, bey<lb/> wohlgebildetem Kelche und vollkommener Krone,<lb/> bey wirklich in der <hi rendition="#i">Mitte</hi> beſtehenden <hi rendition="#i">Frucht-<lb/> gehäuſen, aus dem Kreiſe der Kronenblätter, ſich<lb/> Augen entwickeln</hi>, und wirkliche Zweige und<lb/> Blumen darſtellen. Und ſo zeigen uns denn<lb/> beyde Fälle, daſs die Natur gewöhnlich in den<lb/> Blumen ihren Wachsthum ſchlieſse und gleichſam<lb/> eine Summe ziehe, daſs ſie der Möglichkeit ins<lb/> Unendliche mit einzelnen Schritten fortzugehen<lb/> Einhalt thue, um durch die Ausbildung der<lb/> Samen ſchneller zum Ziel zu gelangen.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [72/0087]
Antheren in einigen gegenwärtig. Die Frucht-
hüllen mit den Griffeln ſind zu ſehen und die
Receptakel der Samen wieder zu Blättern ent-
faltet, ja in einer dieſer Blumen waren die
Samendecken zu einem völligen Kelch verbunden,
und enthielten die Anlage zu einer vollkommen
gefüllten Blume wieder in ſich.
§. 106.
Haben wir bey der Roſe einen gleichſam nur
halbdeterminirten Blüthenſtand, aus deſſen Mitte
einen abermals hervortreibenden Stengel, und
an demſelbigen neue Stengelblätter ſich entwickeln
geſehen: ſo finden wir an dieſer Nelke, bey
wohlgebildetem Kelche und vollkommener Krone,
bey wirklich in der Mitte beſtehenden Frucht-
gehäuſen, aus dem Kreiſe der Kronenblätter, ſich
Augen entwickeln, und wirkliche Zweige und
Blumen darſtellen. Und ſo zeigen uns denn
beyde Fälle, daſs die Natur gewöhnlich in den
Blumen ihren Wachsthum ſchlieſse und gleichſam
eine Summe ziehe, daſs ſie der Möglichkeit ins
Unendliche mit einzelnen Schritten fortzugehen
Einhalt thue, um durch die Ausbildung der
Samen ſchneller zum Ziel zu gelangen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/87 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/87>, abgerufen am 18.06.2024. |