Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Und er sagte, wie er heraus kam: hänget das Ränzel Nur um den Hals und laßt euch, mein Neffe nicht etwa gelüsten In die Briefe zu sehen; es wäre schädliche Neugier; Denn ich habe sie wohl verwahrt, so müßt ihr sie lassen, Selbst das Ränzel öffnet mir nicht! Ich ha- be den Knoten Künstlich geknüpft, ich pflege das so in wich- tigen Dingen Zwischen dem König und mir, und findet der König die Riemen So verschlungen wie er gewohnt ist, so wer- det ihr Gnade Und Geschenke verdienen als zuverlässiger Bote. Ja sobald ihr den König erblickt und wollt noch in beßres v. Göthe Schriften, 2. Th. P
Und er sagte, wie er heraus kam: haͤnget das Raͤnzel Nur um den Hals und laßt euch, mein Neffe nicht etwa geluͤsten In die Briefe zu sehen; es waͤre schaͤdliche Neugier; Denn ich habe sie wohl verwahrt, so muͤßt ihr sie lassen, Selbst das Raͤnzel oͤffnet mir nicht! Ich ha- be den Knoten Kuͤnstlich geknuͤpft, ich pflege das so in wich- tigen Dingen Zwischen dem Koͤnig und mir, und findet der Koͤnig die Riemen So verschlungen wie er gewohnt ist, so wer- det ihr Gnade Und Geschenke verdienen als zuverlaͤssiger Bote. Ja sobald ihr den Koͤnig erblickt und wollt noch in beßres v. Goͤthe Schriften, 2. Th. P
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Und er sagte, wie er heraus kam: haͤnget
das Raͤnzel
Nur um den Hals und laßt euch, mein Neffe
nicht etwa geluͤsten
In die Briefe zu sehen; es waͤre schaͤdliche
Neugier;
Denn ich habe sie wohl verwahrt, so muͤßt
ihr sie lassen,
Selbst das Raͤnzel oͤffnet mir nicht! Ich ha-
be den Knoten
Kuͤnstlich geknuͤpft, ich pflege das so in wich-
tigen Dingen
Zwischen dem Koͤnig und mir, und findet der
Koͤnig die Riemen
So verschlungen wie er gewohnt ist, so wer-
det ihr Gnade
Und Geschenke verdienen als zuverlaͤssiger Bote.
Ja sobald ihr den Koͤnig erblickt und wollt
noch in beßres
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/233>, abgerufen am 18.06.2024. |