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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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der vom Hauptmann, als einer Schwefel¬
säure ergriffen, deiner anmuthigen Gesellschaft
entzogen und in einen refractären Gyps ver¬
wandelt wird.

Wenn das Gewissen, versetzte Charlotte,
dich solche Betrachtungen machen heißt; so
kann ich ohne Sorge seyn. Diese Gleichni߬
reden sind artig und unterhaltend, und wer
spielt nicht gern mit Aehnlichkeiten? Aber der
Mensch ist doch um so manche Stufe über
jene Elemente erhöht, und wenn er hier mit
den schönen Worten Wahl und Wahlverwandt¬
schaft etwas freygebig gewesen; so thut er
wohl, wieder in sich selbst zurückzukehren und
den Werth solcher Ausdrücke bey diesem An¬
laß recht zu bedenken. Mir sind leider Fälle
genug bekannt, wo eine innige unauflöslich
scheinende Verbindung zweyer Wesen, durch ge¬
legentliche Zugesellung eines Dritten, aufgeho¬
ben, und eins der erst so schön verbundenen
ins lose Weite hinausgetrieben ward.

der vom Hauptmann, als einer Schwefel¬
ſaͤure ergriffen, deiner anmuthigen Geſellſchaft
entzogen und in einen refractaͤren Gyps ver¬
wandelt wird.

Wenn das Gewiſſen, verſetzte Charlotte,
dich ſolche Betrachtungen machen heißt; ſo
kann ich ohne Sorge ſeyn. Dieſe Gleichni߬
reden ſind artig und unterhaltend, und wer
ſpielt nicht gern mit Aehnlichkeiten? Aber der
Menſch iſt doch um ſo manche Stufe uͤber
jene Elemente erhoͤht, und wenn er hier mit
den ſchoͤnen Worten Wahl und Wahlverwandt¬
ſchaft etwas freygebig geweſen; ſo thut er
wohl, wieder in ſich ſelbſt zuruͤckzukehren und
den Werth ſolcher Ausdruͤcke bey dieſem An¬
laß recht zu bedenken. Mir ſind leider Faͤlle
genug bekannt, wo eine innige unaufloͤslich
ſcheinende Verbindung zweyer Weſen, durch ge¬
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[87/0092] der vom Hauptmann, als einer Schwefel¬ ſaͤure ergriffen, deiner anmuthigen Geſellſchaft entzogen und in einen refractaͤren Gyps ver¬ wandelt wird. Wenn das Gewiſſen, verſetzte Charlotte, dich ſolche Betrachtungen machen heißt; ſo kann ich ohne Sorge ſeyn. Dieſe Gleichni߬ reden ſind artig und unterhaltend, und wer ſpielt nicht gern mit Aehnlichkeiten? Aber der Menſch iſt doch um ſo manche Stufe uͤber jene Elemente erhoͤht, und wenn er hier mit den ſchoͤnen Worten Wahl und Wahlverwandt¬ ſchaft etwas freygebig geweſen; ſo thut er wohl, wieder in ſich ſelbſt zuruͤckzukehren und den Werth ſolcher Ausdruͤcke bey dieſem An¬ laß recht zu bedenken. Mir ſind leider Faͤlle genug bekannt, wo eine innige unaufloͤslich ſcheinende Verbindung zweyer Weſen, durch ge¬ legentliche Zugeſellung eines Dritten, aufgeho¬ ben, und eins der erſt ſo ſchoͤn verbundenen ins loſe Weite hinausgetrieben ward.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/92>, abgerufen am 31.10.2024.