goth. dauhtar, unzus. gezogen dugathar, dugadar? svistar ist das slav. sestra, litth. sess[ü], lat. soror f. sosor, ohne ableitungs-t. Denn wie dieses -t nach anm. 4. im deut- schen fehlt, kann es auch im lat. daher z. b. picus viel- leicht f. pictus (buntspecht) steht. Ausnahmsweise und sehr selten folgt das deutsche st dem gesetze der laut- verschiebung, d. h. entspricht lateinischem sd., ein bei- spiel ist nest, = nisdus, woraus nidus (mit langem i) entsprungen sein muß, slav. gniezdo *).
7) offenbar dürfen die deutschen ft, st, ht nicht aus einer bloßen wohllautsregel erklärt werden, da wenig- stens pt und kt wohllautend und unserer sprache sonst gemäß sind (vgl. die ahd. schwachen praet. uopta, loupta, dacta, hancta). Die lat. pt, ct verwandelten sich viel- mehr in ft, ganz nach der lautverschiebung pater, fadr, cornu, haurn. Aber das t blieb gefeßelt und wurde kein deutsches th, d, wie es, sobald vocale die consonanzver- bindung trennten, immer der fall war, z. b. liuhath ent- spricht einem lat. lux, luctis (wie es f. lucis heißen könnte) und wird erst durch syncope zu liuht, leoht. Aus die- sem grunde muß die zus. ziehung der formen magida, aigida, sukids und vielleicht sagids in mahta, aihta, sauhts, sahts in eine sehr frühe zeit gesetzt werden, da später- hin z. b. im schwed. genug kt hervortauchen (1, 557.), der Isländer neben tt auch kt zuläßt (ikt, paralysis, gicht; akt, aestimatio etc.) und zwischen ft und pt schwankt (1, 313.) wie schon der Gothe zwischen ft und bt (wenn der stamm media hatte). Im mhd. erzeugt die contrac- tion kein ft in geschepfde, gelübde etc.
8) die anomalen praeterita mosta, vista (vissa), daursta, kaupasta, ohta, mahta, aihta, thaurfta, onsta, chonsta, pi- gunsta, farmunsta etc. (1, 853. 883. etc.) stimmen genau zu der entwickelten lehre vom ft, st, ht. Obgfeich im goth. noch onda, konda gelten, beweist doch das subst. ansts daß das ahd. onsta, chonsta etc. längst begründet war; unst (procella) alts. ust verhält sich zu unda (fluctus) alts. uthia, ags. yd altn. unn, wie chunst, kust zu chund, kuth, kunnr. Unorganisch folgen der analogie das nhd. gewinnst oder das nnl. fangst, verlangst.
9) ob sich alle -st in s-t auflösen und keine organische ableitung st anzunehmen ist? untersuche ich unten beim
*) vgl. litth. lizdas (lett. lisda) f. nizdas, wie lakßtingala f. nakßtingala (nahtigala).
III. conſonantiſche ableitungen. T.
goth. daúhtar, unzuſ. gezogen dugaþar, dugadar? ſviſtar iſt das ſlav. ſeſtra, litth. ſeſſ[ü], lat. ſoror f. ſoſor, ohne ableitungs-t. Denn wie dieſes -t nach anm. 4. im deut- ſchen fehlt, kann es auch im lat. daher z. b. picus viel- leicht f. pictus (buntſpecht) ſteht. Ausnahmsweiſe und ſehr ſelten folgt das deutſche ſt dem geſetze der laut- verſchiebung, d. h. entſpricht lateiniſchem ſd., ein bei- ſpiel iſt nëſt, = niſdus, woraus nidus (mit langem i) entſprungen ſein muß, ſlav. gniezdo *).
7) offenbar dürfen die deutſchen ft, ſt, ht nicht aus einer bloßen wohllautsregel erklärt werden, da wenig- ſtens pt und kt wohllautend und unſerer ſprache ſonſt gemäß ſind (vgl. die ahd. ſchwachen praet. uopta, loupta, dacta, hancta). Die lat. pt, ct verwandelten ſich viel- mehr in ft, ganz nach der lautverſchiebung pater, fadr, cornu, haúrn. Aber das t blieb gefeßelt und wurde kein deutſches þ, d, wie es, ſobald vocale die conſonanzver- bindung trennten, immer der fall war, z. b. liuhaþ ent- ſpricht einem lat. lux, luctis (wie es f. lucis heißen könnte) und wird erſt durch ſyncope zu liuht, lëoht. Aus die- ſem grunde muß die zuſ. ziehung der formen magida, áigida, ſukids und vielleicht ſagids in mahta, aíhta, ſaúhts, ſahts in eine ſehr frühe zeit geſetzt werden, da ſpäter- hin z. b. im ſchwed. genug kt hervortauchen (1, 557.), der Iſländer neben tt auch kt zuläßt (ikt, paralyſis, gicht; akt, aeſtimatio etc.) und zwiſchen ft und pt ſchwankt (1, 313.) wie ſchon der Gothe zwiſchen ft und bt (wenn der ſtamm media hatte). Im mhd. erzeugt die contrac- tion kein ft in geſchepfde, gelübde etc.
8) die anomalen praeterita môſta, viſta (viſſa), daúrſta, káupaſta, ôhta, mahta, aíhta, þaúrfta, onſta, chonſta, pi- gunſta, farmunſta etc. (1, 853. 883. etc.) ſtimmen genau zu der entwickelten lehre vom ft, ſt, ht. Obgfeich im goth. noch onda, konda gelten, beweiſt doch das ſubſt. anſts daß das ahd. onſta, chonſta etc. längſt begründet war; unſt (procella) altſ. uſt verhält ſich zu unda (fluctus) altſ. uthia, agſ. yð altn. unn, wie chunſt, kuſt zu chund, kuth, kunnr. Unorganiſch folgen der analogie das nhd. gewinnſt oder das nnl. fangſt, verlangſt.
9) ob ſich alle -ſt in ſ-t auflöſen und keine organiſche ableitung ſt anzunehmen iſt? unterſuche ich unten beim
*) vgl. litth. lizdas (lett. liſda) f. nizdas, wie lakſztingala f. nakſztingala (nahtigala).
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III. conſonantiſche ableitungen. T.
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iſt das ſlav. ſeſtra, litth. ſeſſü, lat. ſoror f. ſoſor, ohne
ableitungs-t. Denn wie dieſes -t nach anm. 4. im deut-
ſchen fehlt, kann es auch im lat. daher z. b. picus viel-
leicht f. pictus (buntſpecht) ſteht. Ausnahmsweiſe und
ſehr ſelten folgt das deutſche ſt dem geſetze der laut-
verſchiebung, d. h. entſpricht lateiniſchem ſd., ein bei-
ſpiel iſt nëſt, = niſdus, woraus nidus (mit langem i)
entſprungen ſein muß, ſlav. gniezdo *).
7) offenbar dürfen die deutſchen ft, ſt, ht nicht aus
einer bloßen wohllautsregel erklärt werden, da wenig-
ſtens pt und kt wohllautend und unſerer ſprache ſonſt
gemäß ſind (vgl. die ahd. ſchwachen praet. uopta, loupta,
dacta, hancta). Die lat. pt, ct verwandelten ſich viel-
mehr in ft, ganz nach der lautverſchiebung pater, fadr,
cornu, haúrn. Aber das t blieb gefeßelt und wurde kein
deutſches þ, d, wie es, ſobald vocale die conſonanzver-
bindung trennten, immer der fall war, z. b. liuhaþ ent-
ſpricht einem lat. lux, luctis (wie es f. lucis heißen könnte)
und wird erſt durch ſyncope zu liuht, lëoht. Aus die-
ſem grunde muß die zuſ. ziehung der formen magida,
áigida, ſukids und vielleicht ſagids in mahta, aíhta, ſaúhts,
ſahts in eine ſehr frühe zeit geſetzt werden, da ſpäter-
hin z. b. im ſchwed. genug kt hervortauchen (1, 557.),
der Iſländer neben tt auch kt zuläßt (ikt, paralyſis, gicht;
akt, aeſtimatio etc.) und zwiſchen ft und pt ſchwankt
(1, 313.) wie ſchon der Gothe zwiſchen ft und bt (wenn
der ſtamm media hatte). Im mhd. erzeugt die contrac-
tion kein ft in geſchepfde, gelübde etc.
8) die anomalen praeterita môſta, viſta (viſſa), daúrſta,
káupaſta, ôhta, mahta, aíhta, þaúrfta, onſta, chonſta, pi-
gunſta, farmunſta etc. (1, 853. 883. etc.) ſtimmen genau
zu der entwickelten lehre vom ft, ſt, ht. Obgfeich im
goth. noch onda, konda gelten, beweiſt doch das ſubſt.
anſts daß das ahd. onſta, chonſta etc. längſt begründet
war; unſt (procella) altſ. uſt verhält ſich zu unda (fluctus)
altſ. uthia, agſ. yð altn. unn, wie chunſt, kuſt zu chund,
kuth, kunnr. Unorganiſch folgen der analogie das nhd.
gewinnſt oder das nnl. fangſt, verlangſt.
9) ob ſich alle -ſt in ſ-t auflöſen und keine organiſche
ableitung ſt anzunehmen iſt? unterſuche ich unten beim
*) vgl. litth. lizdas (lett. liſda) f. nizdas, wie lakſztingala f.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/230>, abgerufen am 31.10.2024.
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