Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.zur Gottseligkeit: und eine Erinnerung zu denen Ge- Endlich fandt ich/ daß ich Praesilien Safft de- gangen/
zur Gottſeligkeit: und eine Eriñerung zu denen Ge- Endlich fandt ich/ daß ich Præſilien Safft de- gangen/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141"/> zur Gottſeligkeit: und eine Eriñerung zu denen Ge-<lb/> dancken die ein rechter Chriſt haben ſoll; alſo! ſahe<lb/> ich ein ſtachelecht Gewaͤchs/ ſo erinnerte ich mich der<lb/> doͤrnen Cron Chriſtt/ ſahe ich einen Apffel oder Gra-<lb/> nat/ ſo gedachte ich an den Fall unſerer erſten El-<lb/> tern und bejammert denſelbigen; gewanne ich ein<lb/> Paͤlmwein auß einem Baum/ ſo bildet ich mir vor/<lb/> wie mildiglich mein Erloͤſer am Stammen deß H.<lb/> Creutzes ſein Blut vor mich vergoſſen; ſahe ich Meer<lb/> oder Berg/ ſo erinnerte ich mich des einen oder an-<lb/> dern Wunderzeichens und Geſchichten/ ſo unſer<lb/> Heyland an dergleichen Orthen begangen; fande ich<lb/> einen oder mehr Stein ſo zum Werffen bequem wa-<lb/> ren/ ſo ſtellte ich mir vor Augen/ wie die Juden<lb/> Chriſtum ſteinigen wolten; war ich in meinem Gar-<lb/> ten/ ſo gedachte ich an das aͤngſtig Gebett am Oel-<lb/> berg/ oder an das Grab Chriſti und wie er nach der<lb/> Aufferſtehung Mariæ Magdalenæ im Garten er-<lb/> ſchinen/ ꝛc. Mit ſolchen und dergleichen Gedan-<lb/> cken hanthierete ich taͤglich; ich aſſe nie daß ich nicht<lb/> an das letzte Abendmahl Chriſti gedachte und koch-<lb/> te mir niemahl keine Speiß/ daß mich das gegen-<lb/> wertige Feur nicht an die ewige Peyn der Hoͤllen<lb/> erinnert haͤtte.</p><lb/> <p>Endlich fandt ich/ daß ich Præſilien Safft de-<lb/> ren es vnderſchiedliche Gattung auff dieſer Jnſul<lb/> gibt/ wann ſolche mit Citronen-Safft vermiſcht<lb/> werden/ gar wol auff eine Art groſſer Palmblaͤtter<lb/> zuſchreiben ſeye/ welches mich hoͤchlich erfreute/ weil<lb/> ich nunmehr ordenliche Gebett <hi rendition="#aq">concipirn</hi> und auff-<lb/> ſchreiben kondte; zuletzt als ich mit hertzlicher Reu<lb/> meinen gantzen gefuͤhrten Lebens-Lauff betrachtete/<lb/> und meine Bubenſtuͤck die ich von Jugend auff be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gangen/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0141]
zur Gottſeligkeit: und eine Eriñerung zu denen Ge-
dancken die ein rechter Chriſt haben ſoll; alſo! ſahe
ich ein ſtachelecht Gewaͤchs/ ſo erinnerte ich mich der
doͤrnen Cron Chriſtt/ ſahe ich einen Apffel oder Gra-
nat/ ſo gedachte ich an den Fall unſerer erſten El-
tern und bejammert denſelbigen; gewanne ich ein
Paͤlmwein auß einem Baum/ ſo bildet ich mir vor/
wie mildiglich mein Erloͤſer am Stammen deß H.
Creutzes ſein Blut vor mich vergoſſen; ſahe ich Meer
oder Berg/ ſo erinnerte ich mich des einen oder an-
dern Wunderzeichens und Geſchichten/ ſo unſer
Heyland an dergleichen Orthen begangen; fande ich
einen oder mehr Stein ſo zum Werffen bequem wa-
ren/ ſo ſtellte ich mir vor Augen/ wie die Juden
Chriſtum ſteinigen wolten; war ich in meinem Gar-
ten/ ſo gedachte ich an das aͤngſtig Gebett am Oel-
berg/ oder an das Grab Chriſti und wie er nach der
Aufferſtehung Mariæ Magdalenæ im Garten er-
ſchinen/ ꝛc. Mit ſolchen und dergleichen Gedan-
cken hanthierete ich taͤglich; ich aſſe nie daß ich nicht
an das letzte Abendmahl Chriſti gedachte und koch-
te mir niemahl keine Speiß/ daß mich das gegen-
wertige Feur nicht an die ewige Peyn der Hoͤllen
erinnert haͤtte.
Endlich fandt ich/ daß ich Præſilien Safft de-
ren es vnderſchiedliche Gattung auff dieſer Jnſul
gibt/ wann ſolche mit Citronen-Safft vermiſcht
werden/ gar wol auff eine Art groſſer Palmblaͤtter
zuſchreiben ſeye/ welches mich hoͤchlich erfreute/ weil
ich nunmehr ordenliche Gebett concipirn und auff-
ſchreiben kondte; zuletzt als ich mit hertzlicher Reu
meinen gantzen gefuͤhrten Lebens-Lauff betrachtete/
und meine Bubenſtuͤck die ich von Jugend auff be-
gangen/
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