[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.volle Uebersetzung der Parole, die durch die kampfgerüsteten Reihen wie ein Bach murmelt. Die Natur hat es doch weise eingerichtet. Wo ein Thal aufhört, da fängt ein Berg an, und hinter ihm liegt wieder ein Thal. Wo Ströme und Meere fließen, da gibt es nicht nur diesseits ein Ufer, sondern auch eines jenseits. Wo endlich ein Gränzstein liegt, da ist eines Landes Ende, aber auch eines andern Anfang. Freilich mögen über Meilen sich die Zungen fremd sein, und nicht verstehen, was sie sich zuflüstern wollen. Aber wie bei einem Baue oder bei einem Brande reicht Einer dem Andern den Stein oder Eimer, dieser wieder einem Dritten, und so hinauf bis zum Letzten. Das Geheimniß schreitet in Siebenmeilenstiefeln. Eine schöne Sommernacht, wo ein Nachbar mit dem andern aus dem Fenster redet, kann durch ganz Europa eine expresse Nachricht spediren. Ein edler Dichter hat die Bundschmecker auf den großen, ewigen Bund der Sterne verwiesen. Wahrlich, so lange denen noch ihre Bahn gezeichnet ist, kann es der guten Sache nicht an Fortgang fehlen. Die Ewigkeit der Sterne bedeutet mehr als die bloße Ausdehnung in der Zeit, sie ist auch der Sieg der Zeit, ihr ruhmvoller Sieg. Der Ideenschmuggel wird die Poesie des Lebens werden. So lange noch der Pflüger auf dieser Gränze sei- volle Uebersetzung der Parole, die durch die kampfgerüsteten Reihen wie ein Bach murmelt. Die Natur hat es doch weise eingerichtet. Wo ein Thal aufhört, da fängt ein Berg an, und hinter ihm liegt wieder ein Thal. Wo Ströme und Meere fließen, da gibt es nicht nur diesseits ein Ufer, sondern auch eines jenseits. Wo endlich ein Gränzstein liegt, da ist eines Landes Ende, aber auch eines andern Anfang. Freilich mögen über Meilen sich die Zungen fremd sein, und nicht verstehen, was sie sich zuflüstern wollen. Aber wie bei einem Baue oder bei einem Brande reicht Einer dem Andern den Stein oder Eimer, dieser wieder einem Dritten, und so hinauf bis zum Letzten. Das Geheimniß schreitet in Siebenmeilenstiefeln. Eine schöne Sommernacht, wo ein Nachbar mit dem andern aus dem Fenster redet, kann durch ganz Europa eine expresse Nachricht spediren. Ein edler Dichter hat die Bundschmecker auf den großen, ewigen Bund der Sterne verwiesen. Wahrlich, so lange denen noch ihre Bahn gezeichnet ist, kann es der guten Sache nicht an Fortgang fehlen. Die Ewigkeit der Sterne bedeutet mehr als die bloße Ausdehnung in der Zeit, sie ist auch der Sieg der Zeit, ihr ruhmvoller Sieg. Der Ideenschmuggel wird die Poesie des Lebens werden. So lange noch der Pflüger auf dieser Gränze sei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="190"/> volle Uebersetzung der Parole, die durch die kampfgerüsteten Reihen wie ein Bach murmelt. Die Natur hat es doch weise eingerichtet. Wo ein Thal aufhört, da fängt ein Berg an, und hinter ihm liegt wieder ein Thal. Wo Ströme und Meere fließen, da gibt es nicht nur diesseits ein Ufer, sondern auch eines jenseits. Wo endlich ein Gränzstein liegt, da ist eines Landes Ende, aber auch eines andern Anfang. Freilich mögen über Meilen sich die Zungen fremd sein, und nicht verstehen, was sie sich zuflüstern wollen. Aber wie bei einem Baue oder bei einem Brande reicht Einer dem Andern den Stein oder Eimer, dieser wieder einem Dritten, und so hinauf bis zum Letzten. Das Geheimniß schreitet in Siebenmeilenstiefeln. Eine schöne Sommernacht, wo ein Nachbar mit dem andern aus dem Fenster redet, kann durch ganz Europa eine expresse Nachricht spediren. Ein edler Dichter hat die Bundschmecker auf den großen, ewigen Bund der Sterne verwiesen. Wahrlich, so lange denen noch ihre Bahn gezeichnet ist, kann es der guten Sache nicht an Fortgang fehlen. Die Ewigkeit der Sterne bedeutet mehr als die bloße Ausdehnung in der Zeit, sie ist auch der Sieg der Zeit, ihr ruhmvoller Sieg. Der Ideenschmuggel wird die Poesie des Lebens werden. So lange noch der Pflüger auf dieser Gränze sei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0203]
volle Uebersetzung der Parole, die durch die kampfgerüsteten Reihen wie ein Bach murmelt. Die Natur hat es doch weise eingerichtet. Wo ein Thal aufhört, da fängt ein Berg an, und hinter ihm liegt wieder ein Thal. Wo Ströme und Meere fließen, da gibt es nicht nur diesseits ein Ufer, sondern auch eines jenseits. Wo endlich ein Gränzstein liegt, da ist eines Landes Ende, aber auch eines andern Anfang. Freilich mögen über Meilen sich die Zungen fremd sein, und nicht verstehen, was sie sich zuflüstern wollen. Aber wie bei einem Baue oder bei einem Brande reicht Einer dem Andern den Stein oder Eimer, dieser wieder einem Dritten, und so hinauf bis zum Letzten. Das Geheimniß schreitet in Siebenmeilenstiefeln. Eine schöne Sommernacht, wo ein Nachbar mit dem andern aus dem Fenster redet, kann durch ganz Europa eine expresse Nachricht spediren. Ein edler Dichter hat die Bundschmecker auf den großen, ewigen Bund der Sterne verwiesen. Wahrlich, so lange denen noch ihre Bahn gezeichnet ist, kann es der guten Sache nicht an Fortgang fehlen. Die Ewigkeit der Sterne bedeutet mehr als die bloße Ausdehnung in der Zeit, sie ist auch der Sieg der Zeit, ihr ruhmvoller Sieg. Der Ideenschmuggel wird die Poesie des Lebens werden. So lange noch der Pflüger auf dieser Gränze sei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax des Gutzkow Editionsprojekts.
(2013-07-01T14:33:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus dem Gutzkow Editionsprojekt entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-01T14:33:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung vom Markup des Gutzkow Editionsprojekts nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |