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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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vor dem Wie? So sind in Deutschland die ehemaligen Heerführer des Liberalismus die legalsten Organe der Regierung geworden. Früher sprachen sie allein über gewisse Wahrheiten, jetzt thun es ihnen hundert Andere nach. Daher sind es nur Wenige, die sich den rüstigen Ersatzvölkern haben assimiliren können, und zu ihnen gehörst Du nicht, Geliebte, denn ich glaube wirklich, Du zürnst mir, seither ich so, wie Du, empfinde? Aber das hindert mich nicht, Dir wieder in einem sehr wichtigen Punkte beizustimmen. Ich gebe ja nicht nur der Wahrheit, sondern auch Dir gern die Ehre.

Du hast Recht. Wir kämpfen nur um die Wege zum Ziele, kennen aber das Ziel selbst nicht. Der letzte Grund unserer Wünsche ist noch kein bestimmter Zustand, sondern nur die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, das Mittel, einst irgend einen Zustand herbeizuführen. Wir wollen die Freiheit haben, künftig das zu sein, was wir sein werden. Dies ist aber auch das Gesetz unserer Zeit. Die Willenskraft muß bis zu dem Letzten im Volke wieder geboren werden. Erst muß ein Jeder das unbeschränkte Gefühl seiner Person gewonnen haben, und dann mag er hintreten, und anfangen, was seines Geistes Gebot, seines Herzens Gelüst sein wird. Das Zeitalter der Revolution deutet

vor dem Wie? So sind in Deutschland die ehemaligen Heerführer des Liberalismus die legalsten Organe der Regierung geworden. Früher sprachen sie allein über gewisse Wahrheiten, jetzt thun es ihnen hundert Andere nach. Daher sind es nur Wenige, die sich den rüstigen Ersatzvölkern haben assimiliren können, und zu ihnen gehörst Du nicht, Geliebte, denn ich glaube wirklich, Du zürnst mir, seither ich so, wie Du, empfinde? Aber das hindert mich nicht, Dir wieder in einem sehr wichtigen Punkte beizustimmen. Ich gebe ja nicht nur der Wahrheit, sondern auch Dir gern die Ehre.

Du hast Recht. Wir kämpfen nur um die Wege zum Ziele, kennen aber das Ziel selbst nicht. Der letzte Grund unserer Wünsche ist noch kein bestimmter Zustand, sondern nur die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, das Mittel, einst irgend einen Zustand herbeizuführen. Wir wollen die Freiheit haben, künftig das zu sein, was wir sein werden. Dies ist aber auch das Gesetz unserer Zeit. Die Willenskraft muß bis zu dem Letzten im Volke wieder geboren werden. Erst muß ein Jeder das unbeschränkte Gefühl seiner Person gewonnen haben, und dann mag er hintreten, und anfangen, was seines Geistes Gebot, seines Herzens Gelüst sein wird. Das Zeitalter der Revolution deutet

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[217/0230] vor dem Wie? So sind in Deutschland die ehemaligen Heerführer des Liberalismus die legalsten Organe der Regierung geworden. Früher sprachen sie allein über gewisse Wahrheiten, jetzt thun es ihnen hundert Andere nach. Daher sind es nur Wenige, die sich den rüstigen Ersatzvölkern haben assimiliren können, und zu ihnen gehörst Du nicht, Geliebte, denn ich glaube wirklich, Du zürnst mir, seither ich so, wie Du, empfinde? Aber das hindert mich nicht, Dir wieder in einem sehr wichtigen Punkte beizustimmen. Ich gebe ja nicht nur der Wahrheit, sondern auch Dir gern die Ehre. Du hast Recht. Wir kämpfen nur um die Wege zum Ziele, kennen aber das Ziel selbst nicht. Der letzte Grund unserer Wünsche ist noch kein bestimmter Zustand, sondern nur die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, das Mittel, einst irgend einen Zustand herbeizuführen. Wir wollen die Freiheit haben, künftig das zu sein, was wir sein werden. Dies ist aber auch das Gesetz unserer Zeit. Die Willenskraft muß bis zu dem Letzten im Volke wieder geboren werden. Erst muß ein Jeder das unbeschränkte Gefühl seiner Person gewonnen haben, und dann mag er hintreten, und anfangen, was seines Geistes Gebot, seines Herzens Gelüst sein wird. Das Zeitalter der Revolution deutet

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Frederike Neuber: Konvertierung vom Markup des Gutzkow Editionsprojekts nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-07-01T14:33:31Z)

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/230>, abgerufen am 31.10.2024.