Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.gedampft das letzte Mal! Laß auch einmal einen Andern die Diäten schlucken! Diäten schlucken! wiederholte Raimund spöttisch. Er hatte einen der Menschen vor sich, mit denen er, wie die Rappos im Circus, Fangball spielte. Schluck Du nicht ewig meine Cigarren! Diäten schlucken! Sein Lachen war homerisch. Dabei band er sich eine leichte Cravatte vor dem Spiegel zurecht. Jetzt brachte Mahlo eine jener Schmeicheleien, ohne welche die Matadore, ob sie nun Staaten oder Stadttheater oder Journale oder Fabriken dirigiren, nicht bestehen können. Was rauchst Du auch so capitale Cigarren! Sie werden Dich im Verein noch in den Geruch von Aristokratie bringen -! Darüber lächelte Raimund, das gefiel dem Gelockten, der in diesem Augenblick nur den Gedanken hatte, ob es nicht besser wäre, sein Haar kürzer zu tragen. Es kamen zuweilen bedenkliche Raufereien in der Hitze der Debatte vor, besonders bei dem eben angeregten Thema "Diäten" mit dem frechen Zusatz des "Schluckens"! Als wenn ich nicht schon bei der Vereinskasse mehr als fünfzig Thaler zu Gute hätte! sagte er, und: Nein, unterbrach er sich, Dich zum Kassirer gewählt zu haben! Diese Tollheit! Nächstens werde ich auf Kassensturz antragen und wehe Dir, wenn Einnahme und Ausgabe nicht stimmen! gedampft das letzte Mal! Laß auch einmal einen Andern die Diäten schlucken! Diäten schlucken! wiederholte Raimund spöttisch. Er hatte einen der Menschen vor sich, mit denen er, wie die Rappos im Circus, Fangball spielte. Schluck Du nicht ewig meine Cigarren! Diäten schlucken! Sein Lachen war homerisch. Dabei band er sich eine leichte Cravatte vor dem Spiegel zurecht. Jetzt brachte Mahlo eine jener Schmeicheleien, ohne welche die Matadore, ob sie nun Staaten oder Stadttheater oder Journale oder Fabriken dirigiren, nicht bestehen können. Was rauchst Du auch so capitale Cigarren! Sie werden Dich im Verein noch in den Geruch von Aristokratie bringen –! Darüber lächelte Raimund, das gefiel dem Gelockten, der in diesem Augenblick nur den Gedanken hatte, ob es nicht besser wäre, sein Haar kürzer zu tragen. Es kamen zuweilen bedenkliche Raufereien in der Hitze der Debatte vor, besonders bei dem eben angeregten Thema „Diäten“ mit dem frechen Zusatz des „Schluckens“! Als wenn ich nicht schon bei der Vereinskasse mehr als fünfzig Thaler zu Gute hätte! sagte er, und: Nein, unterbrach er sich, Dich zum Kassirer gewählt zu haben! Diese Tollheit! Nächstens werde ich auf Kassensturz antragen und wehe Dir, wenn Einnahme und Ausgabe nicht stimmen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="156"/> gedampft das letzte Mal! Laß auch einmal einen Andern die <ref xml:id="TEXTDiaetenschlucken" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDiaetenschlucken">Diäten schlucken</ref>! </p> <p>Diäten schlucken! wiederholte Raimund spöttisch. Er hatte einen der Menschen vor sich, mit denen er, wie <ref xml:id="TEXTdieRapposimCircus" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdieRapposimCircus">die Rappos im Circus</ref>, Fangball spielte. Schluck Du nicht ewig meine Cigarren! Diäten schlucken! Sein Lachen war homerisch. Dabei band er sich eine leichte Cravatte vor dem Spiegel zurecht. </p> <p>Jetzt brachte Mahlo eine jener Schmeicheleien, ohne welche die Matadore, ob sie nun Staaten oder Stadttheater oder Journale oder Fabriken dirigiren, nicht bestehen können. Was rauchst Du auch so capitale Cigarren! Sie werden Dich im Verein noch in den Geruch von Aristokratie bringen –! </p> <p>Darüber lächelte Raimund, das gefiel dem Gelockten, der in diesem Augenblick nur den Gedanken hatte, ob es nicht besser wäre, sein Haar kürzer zu tragen. Es kamen zuweilen bedenkliche Raufereien in der Hitze der Debatte vor, besonders bei dem eben angeregten Thema „Diäten“ mit dem frechen Zusatz des „Schluckens“! Als wenn ich nicht schon bei der Vereinskasse mehr als fünfzig Thaler zu Gute hätte! sagte er, und: Nein, unterbrach er sich, Dich zum Kassirer gewählt zu haben! Diese Tollheit! Nächstens werde ich auf Kassensturz antragen und wehe Dir, wenn Einnahme und Ausgabe nicht stimmen! </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0162]
gedampft das letzte Mal! Laß auch einmal einen Andern die Diäten schlucken!
Diäten schlucken! wiederholte Raimund spöttisch. Er hatte einen der Menschen vor sich, mit denen er, wie die Rappos im Circus, Fangball spielte. Schluck Du nicht ewig meine Cigarren! Diäten schlucken! Sein Lachen war homerisch. Dabei band er sich eine leichte Cravatte vor dem Spiegel zurecht.
Jetzt brachte Mahlo eine jener Schmeicheleien, ohne welche die Matadore, ob sie nun Staaten oder Stadttheater oder Journale oder Fabriken dirigiren, nicht bestehen können. Was rauchst Du auch so capitale Cigarren! Sie werden Dich im Verein noch in den Geruch von Aristokratie bringen –!
Darüber lächelte Raimund, das gefiel dem Gelockten, der in diesem Augenblick nur den Gedanken hatte, ob es nicht besser wäre, sein Haar kürzer zu tragen. Es kamen zuweilen bedenkliche Raufereien in der Hitze der Debatte vor, besonders bei dem eben angeregten Thema „Diäten“ mit dem frechen Zusatz des „Schluckens“! Als wenn ich nicht schon bei der Vereinskasse mehr als fünfzig Thaler zu Gute hätte! sagte er, und: Nein, unterbrach er sich, Dich zum Kassirer gewählt zu haben! Diese Tollheit! Nächstens werde ich auf Kassensturz antragen und wehe Dir, wenn Einnahme und Ausgabe nicht stimmen!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/162>, abgerufen am 14.06.2024. |