Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Zeit hindurch zu den Bewunderern der sogenannten Stubbenkammer-Poesie mit Mondscheinbeleuchtung, dem Styl der Erhabenheit, gehört, und machte in Begeisterung für fürstlich Rauden'sche Musik. Ach! hätten nur Edwinens Worte auf unsere Actien gewirkt! Für heute schlossen sie mit 52 und - ich, theure Schwester, schließe hiermit auch." Erschreckend war ein Postscript. "Ergründe das Terrain bei der alten Gräfin und dem jungen Grafen, den Edwina nicht mochte, obschon er sich ihr durch gewisse Zwischenträger aufdrängte. Denn über kurz oder lang kommt es doch zum Kampf mit dieser Familie. Mittel zum Herausrücken hat sie ja. Dein Raimund." Und noch diese Worte folgten: "Schreibt denn Wolny gar nicht? Ein gewisser Holl soll Dir Grüße von ihm gebracht haben. Mich hat dieser Mensch natürlich gar nicht aufgesucht." Wie gemein Alles das! rief Martha und wiederholte das freche erlogene: "Obschon er ihr sich aufdrängte -!" das auf Ottomars längst klargestellte Vermittelung gehen sollte. Ach, sein ganzer Charakter spricht sich darin aus! seufzte sie. Wenn ich die Stelle, sie verwahrte den Brief sorgfältig, an den "Zwischenhändler" Ottomar verriethe! Es könnte ein Rencontre daraus entstehen! Mit Betrübniß über das Bild einer Welt, die mit derjenigen, in welcher sie selbst lebte, so im Widerspruch stand, suchte sie den Schlummer. Zeit hindurch zu den Bewunderern der sogenannten Stubbenkammer-Poesie mit Mondscheinbeleuchtung, dem Styl der Erhabenheit, gehört, und machte in Begeisterung für fürstlich Rauden’sche Musik. Ach! hätten nur Edwinens Worte auf unsere Actien gewirkt! Für heute schlossen sie mit 52 und – ich, theure Schwester, schließe hiermit auch.“ Erschreckend war ein Postscript. „Ergründe das Terrain bei der alten Gräfin und dem jungen Grafen, den Edwina nicht mochte, obschon er sich ihr durch gewisse Zwischenträger aufdrängte. Denn über kurz oder lang kommt es doch zum Kampf mit dieser Familie. Mittel zum Herausrücken hat sie ja. Dein Raimund.“ Und noch diese Worte folgten: „Schreibt denn Wolny gar nicht? Ein gewisser Holl soll Dir Grüße von ihm gebracht haben. Mich hat dieser Mensch natürlich gar nicht aufgesucht.“ Wie gemein Alles das! rief Martha und wiederholte das freche erlogene: „Obschon er ihr sich aufdrängte –!“ das auf Ottomars längst klargestellte Vermittelung gehen sollte. Ach, sein ganzer Charakter spricht sich darin aus! seufzte sie. Wenn ich die Stelle, sie verwahrte den Brief sorgfältig, an den „Zwischenhändler“ Ottomar verriethe! Es könnte ein Rencontre daraus entstehen! Mit Betrübniß über das Bild einer Welt, die mit derjenigen, in welcher sie selbst lebte, so im Widerspruch stand, suchte sie den Schlummer. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0055" n="49"/> Zeit hindurch zu den Bewunderern der sogenannten Stubbenkammer-Poesie mit Mondscheinbeleuchtung, dem Styl der Erhabenheit, gehört, und machte in Begeisterung für fürstlich Rauden’sche Musik. Ach! hätten nur Edwinens Worte auf unsere Actien gewirkt! Für heute schlossen sie mit 52 und – ich, theure Schwester, schließe hiermit auch.“ Erschreckend war ein Postscript. „Ergründe das Terrain bei der alten Gräfin und dem jungen Grafen, den Edwina nicht mochte, obschon er sich ihr durch gewisse Zwischenträger aufdrängte. Denn über kurz oder lang kommt es doch zum Kampf mit dieser Familie. Mittel zum Herausrücken hat sie ja. Dein Raimund.“ Und noch diese Worte folgten: „Schreibt denn Wolny gar nicht? Ein gewisser Holl soll Dir Grüße von ihm gebracht haben. Mich hat dieser Mensch natürlich gar nicht aufgesucht.“</p> <p>Wie gemein Alles das! rief Martha und wiederholte das freche erlogene: „Obschon er ihr sich aufdrängte –!“ das auf Ottomars längst klargestellte Vermittelung gehen sollte. Ach, sein ganzer Charakter spricht sich darin aus! seufzte sie. Wenn ich die Stelle, sie verwahrte den Brief sorgfältig, an den „Zwischenhändler“ Ottomar verriethe! Es könnte ein Rencontre daraus entstehen! Mit Betrübniß über das Bild einer Welt, die mit derjenigen, in welcher sie selbst lebte, so im Widerspruch stand, suchte sie den Schlummer.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [49/0055]
Zeit hindurch zu den Bewunderern der sogenannten Stubbenkammer-Poesie mit Mondscheinbeleuchtung, dem Styl der Erhabenheit, gehört, und machte in Begeisterung für fürstlich Rauden’sche Musik. Ach! hätten nur Edwinens Worte auf unsere Actien gewirkt! Für heute schlossen sie mit 52 und – ich, theure Schwester, schließe hiermit auch.“ Erschreckend war ein Postscript. „Ergründe das Terrain bei der alten Gräfin und dem jungen Grafen, den Edwina nicht mochte, obschon er sich ihr durch gewisse Zwischenträger aufdrängte. Denn über kurz oder lang kommt es doch zum Kampf mit dieser Familie. Mittel zum Herausrücken hat sie ja. Dein Raimund.“ Und noch diese Worte folgten: „Schreibt denn Wolny gar nicht? Ein gewisser Holl soll Dir Grüße von ihm gebracht haben. Mich hat dieser Mensch natürlich gar nicht aufgesucht.“
Wie gemein Alles das! rief Martha und wiederholte das freche erlogene: „Obschon er ihr sich aufdrängte –!“ das auf Ottomars längst klargestellte Vermittelung gehen sollte. Ach, sein ganzer Charakter spricht sich darin aus! seufzte sie. Wenn ich die Stelle, sie verwahrte den Brief sorgfältig, an den „Zwischenhändler“ Ottomar verriethe! Es könnte ein Rencontre daraus entstehen! Mit Betrübniß über das Bild einer Welt, die mit derjenigen, in welcher sie selbst lebte, so im Widerspruch stand, suchte sie den Schlummer.
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