Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.bekämpfen! Die Revolution der Schönheitsbegriffe lehren und die Theorie Batteux verwerfen! Dies war der Widerspruch, welchen man jenen Geistern vorhielt, welche die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur klassischen Periode stempelten, die sich aber bald rechtfertigen konnten durch die Hinweisung auf das englische Vorbild. Trifft unsere Parallele zu, so werden noch zehn Jahre etwa der Abhängigkeit unserer politischen Begriffe von den französischen Theorien hingehen, und sich dann neue Begründungen über Politik und praktische Staatsrechtslehre von der Lage des öffentlichen Geistes her in England entwickeln. Was dürfte dies nun seyn, was Europa von der Wendung der englischen Politik zu erwarten hätte? Schwerlich eine neue Theorie, aber dafür ein desto schlagenderes Beispiel. Man kann von der englischen Literatur und Geschichte sehr gut Maximen abziehen, wenn auch weniger Systematik, worin die Franzosen stärker sind. Ja sogar das Persönliche, die Entwickelung eines einzelnen Charakters, der mit dem geschickt angelegten Hebel seiner Talente die schwierigsten Situationen in der Schwebe seines Willens zu halten weiß, wird um so mehr auf die Urtheilsbildung Europas wirken, als die Theorien in Frankreich bis dahin vielleicht gänzlich verstummt und beigetreten sind. Die Politik Louis Philipps wird ihr Ziel nicht verfehlen. Sie wird durch eine fast leidenschaftliche bekämpfen! Die Revolution der Schönheitsbegriffe lehren und die Theorie Batteux verwerfen! Dies war der Widerspruch, welchen man jenen Geistern vorhielt, welche die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur klassischen Periode stempelten, die sich aber bald rechtfertigen konnten durch die Hinweisung auf das englische Vorbild. Trifft unsere Parallele zu, so werden noch zehn Jahre etwa der Abhängigkeit unserer politischen Begriffe von den französischen Theorien hingehen, und sich dann neue Begründungen über Politik und praktische Staatsrechtslehre von der Lage des öffentlichen Geistes her in England entwickeln. Was dürfte dies nun seyn, was Europa von der Wendung der englischen Politik zu erwarten hätte? Schwerlich eine neue Theorie, aber dafür ein desto schlagenderes Beispiel. Man kann von der englischen Literatur und Geschichte sehr gut Maximen abziehen, wenn auch weniger Systematik, worin die Franzosen stärker sind. Ja sogar das Persönliche, die Entwickelung eines einzelnen Charakters, der mit dem geschickt angelegten Hebel seiner Talente die schwierigsten Situationen in der Schwebe seines Willens zu halten weiß, wird um so mehr auf die Urtheilsbildung Europas wirken, als die Theorien in Frankreich bis dahin vielleicht gänzlich verstummt und beigetreten sind. Die Politik Louis Philipps wird ihr Ziel nicht verfehlen. Sie wird durch eine fast leidenschaftliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0409" n="407"/> bekämpfen! Die Revolution der Schönheitsbegriffe lehren und die Theorie <hi rendition="#g">Batteux</hi> verwerfen! Dies war der Widerspruch, welchen man jenen Geistern vorhielt, welche die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur klassischen Periode stempelten, die sich aber bald rechtfertigen konnten durch die Hinweisung auf das englische Vorbild. Trifft unsere Parallele zu, so werden noch zehn Jahre etwa der Abhängigkeit unserer politischen Begriffe von den französischen Theorien hingehen, und sich dann neue Begründungen über Politik und praktische Staatsrechtslehre von der Lage des öffentlichen Geistes her in England entwickeln.</p> <p>Was dürfte dies nun seyn, was Europa von der Wendung der englischen Politik zu erwarten hätte? Schwerlich eine neue Theorie, aber dafür ein desto schlagenderes Beispiel. Man kann von der englischen Literatur und Geschichte sehr gut Maximen abziehen, wenn auch weniger Systematik, worin die Franzosen stärker sind. Ja sogar das Persönliche, die Entwickelung eines einzelnen Charakters, der mit dem geschickt angelegten Hebel seiner Talente die schwierigsten Situationen in der Schwebe seines Willens zu halten weiß, wird um so mehr auf die Urtheilsbildung Europas wirken, als die Theorien in Frankreich bis dahin vielleicht gänzlich verstummt und beigetreten sind. Die Politik <hi rendition="#g">Louis Philipps</hi> wird ihr Ziel nicht verfehlen. Sie wird durch eine fast leidenschaftliche </p> </div> </body> </text> </TEI> [407/0409]
bekämpfen! Die Revolution der Schönheitsbegriffe lehren und die Theorie Batteux verwerfen! Dies war der Widerspruch, welchen man jenen Geistern vorhielt, welche die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts zur klassischen Periode stempelten, die sich aber bald rechtfertigen konnten durch die Hinweisung auf das englische Vorbild. Trifft unsere Parallele zu, so werden noch zehn Jahre etwa der Abhängigkeit unserer politischen Begriffe von den französischen Theorien hingehen, und sich dann neue Begründungen über Politik und praktische Staatsrechtslehre von der Lage des öffentlichen Geistes her in England entwickeln.
Was dürfte dies nun seyn, was Europa von der Wendung der englischen Politik zu erwarten hätte? Schwerlich eine neue Theorie, aber dafür ein desto schlagenderes Beispiel. Man kann von der englischen Literatur und Geschichte sehr gut Maximen abziehen, wenn auch weniger Systematik, worin die Franzosen stärker sind. Ja sogar das Persönliche, die Entwickelung eines einzelnen Charakters, der mit dem geschickt angelegten Hebel seiner Talente die schwierigsten Situationen in der Schwebe seines Willens zu halten weiß, wird um so mehr auf die Urtheilsbildung Europas wirken, als die Theorien in Frankreich bis dahin vielleicht gänzlich verstummt und beigetreten sind. Die Politik Louis Philipps wird ihr Ziel nicht verfehlen. Sie wird durch eine fast leidenschaftliche
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