Diejenigen, welche kein Zäpfchen haben (m), fehlen ost sehr in der Stimme, und es geschiehet dabei eben das, was von der gar zu offnen Nase herrühret (n), nemlich daß sie die Buchstaben k. t. p., welche durch die Nase gehen müssen, übel aussprechen. Einige haben noch das l. s. r. und ch aus eben der Ursache nur unvollkommen aussprechen können (o). Es konnte jemand nicht alle Buchstaben heraus bringen, dem das Zäpfchen von der Geburt an fehlete (p). Leute, bei denen das Zäpfchen ge- theilet war, sprechen so undeutlich (q), als wenn man durch die Nase zu reden pflegt (r).
Ein Fehler am Gaumen (s), bei der Hasenscharte, oder wenigstens, wenn die Knochen des Kinnbakkens feh- leten, und die Oeffnung von dem Gewölbe des Mundes- nach der Nase in eins fortgieng, verursachte eine unan- genehme, und übel gebildete Sprache. Ammann erin- nert (u), daß davon die Lippenbuchstaben o. u. öe. ü. b. m. p. f. v. verdorben würden, und daß die Buch- staben b. p. m. f. in einigen amerikanischen Sprachen aus der Ursach vermisst würden, weil sich diese Völker eine Ehre daraus machen, die Lippen zu durchlöchern, und Ringe darin zu tragen (y). Er stimmet damit über- (t) (x)
ein,
(m)[Spaltenumbruch]AMMANN. S. 113. Von einem weggeschnittenen Zäpfchen entstand eine unangenthme, und schlechte Aussprache, PARE ad- ministr. S. 47. L. V. c. 14. rav beim boetticher de loquela, und morg. Ep. IX. n. 9. Derjenige litte nicht viel, dem man einen Theil des Zäpfchens weggeschnitten hatte. Ebenders. ebendas. Denen das ganze Zäpfchen weggenommen war, die be- hielten eine klingende, rohe Sprache. Dergleichen beschreibt van der MondeJournal. T. XII. S. 161.
(n)AMMANN. S. 109.
(o)Eph. Nat. Cur. angef. Ort.
(p)[Spaltenumbruch]WEDEL de morb. infan- tum.
(q)Storch Kinderkranheiten. S. 157.
(r)Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann. 3. S. 512. v. der Monde. ebendas. paee.
(s) Davon entstand eine undeut- liche Sprache, Eph. Nat. Cur. nov. vol. 1. obs. 103.
(u) S. 115.
(y)WAFER deseript. of the Isthinus. u. s. f.
(t)AMMANN. S. 109.
(x) S. 56.
Die Stimme. IX. Buch.
Diejenigen, welche kein Zaͤpfchen haben (m), fehlen oſt ſehr in der Stimme, und es geſchiehet dabei eben das, was von der gar zu offnen Naſe herruͤhret (n), nemlich daß ſie die Buchſtaben k. t. p., welche durch die Naſe gehen muͤſſen, uͤbel ausſprechen. Einige haben noch das l. ſ. r. und ch aus eben der Urſache nur unvollkommen ausſprechen koͤnnen (o). Es konnte jemand nicht alle Buchſtaben heraus bringen, dem das Zaͤpfchen von der Geburt an fehlete (p). Leute, bei denen das Zaͤpfchen ge- theilet war, ſprechen ſo undeutlich (q), als wenn man durch die Naſe zu reden pflegt (r).
Ein Fehler am Gaumen (s), bei der Haſenſcharte, oder wenigſtens, wenn die Knochen des Kinnbakkens feh- leten, und die Oeffnung von dem Gewoͤlbe des Mundes- nach der Naſe in eins fortgieng, verurſachte eine unan- genehme, und uͤbel gebildete Sprache. Ammann erin- nert (u), daß davon die Lippenbuchſtaben o. u. oͤe. uͤ. b. m. p. f. v. verdorben wuͤrden, und daß die Buch- ſtaben b. p. m. f. in einigen amerikaniſchen Sprachen aus der Urſach vermiſſt wuͤrden, weil ſich dieſe Voͤlker eine Ehre daraus machen, die Lippen zu durchloͤchern, und Ringe darin zu tragen (y). Er ſtimmet damit uͤber- (t) (x)
ein,
(m)[Spaltenumbruch]AMMANN. S. 113. Von einem weggeſchnittenen Zaͤpfchen entſtand eine unangenthme, und ſchlechte Ausſprache, PARE ad- miniſtr. S. 47. L. V. c. 14. rav beim boetticher de loquela, und morg. Ep. IX. n. 9. Derjenige litte nicht viel, dem man einen Theil des Zaͤpfchens weggeſchnitten hatte. Ebenderſ. ebendaſ. Denen das ganze Zaͤpfchen weggenommen war, die be- hielten eine klingende, rohe Sprache. Dergleichen beſchreibt van der MondeJournal. T. XII. S. 161.
(n)AMMANN. S. 109.
(o)Eph. Nat. Cur. angef. Ort.
(p)[Spaltenumbruch]WEDEL de morb. infan- tum.
(q)Storch Kinderkranheiten. S. 157.
(r)Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann. 3. S. 512. v. der Monde. ebendaſ. paee.
(s) Davon entſtand eine undeut- liche Sprache, Eph. Nat. Cur. nov. vol. 1. obſ. 103.
(u) S. 115.
(y)WAFER deſeript. of the Iſthinus. u. ſ. f.
(t)AMMANN. S. 109.
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[740[742]/0748]
Die Stimme. IX. Buch.
Diejenigen, welche kein Zaͤpfchen haben (m), fehlen
oſt ſehr in der Stimme, und es geſchiehet dabei eben das,
was von der gar zu offnen Naſe herruͤhret (n), nemlich
daß ſie die Buchſtaben k. t. p., welche durch die Naſe
gehen muͤſſen, uͤbel ausſprechen. Einige haben noch das
l. ſ. r. und ch aus eben der Urſache nur unvollkommen
ausſprechen koͤnnen (o). Es konnte jemand nicht alle
Buchſtaben heraus bringen, dem das Zaͤpfchen von der
Geburt an fehlete (p). Leute, bei denen das Zaͤpfchen ge-
theilet war, ſprechen ſo undeutlich (q), als wenn man
durch die Naſe zu reden pflegt (r).
Ein Fehler am Gaumen (s), bei der Haſenſcharte,
oder wenigſtens, wenn die Knochen des Kinnbakkens feh-
leten, und die Oeffnung von dem Gewoͤlbe des Mundes-
nach der Naſe in eins fortgieng, verurſachte eine unan-
genehme, und uͤbel gebildete Sprache. Ammann erin-
nert (u), daß davon die Lippenbuchſtaben o. u. oͤe. uͤ.
b. m. p. f. v. verdorben wuͤrden, und daß die Buch-
ſtaben b. p. m. f. in einigen amerikaniſchen Sprachen
aus der Urſach vermiſſt wuͤrden, weil ſich dieſe Voͤlker
eine Ehre daraus machen, die Lippen zu durchloͤchern,
und Ringe darin zu tragen (y). Er ſtimmet damit uͤber-
ein,
(t)
(x)
(m)
AMMANN. S. 113. Von
einem weggeſchnittenen Zaͤpfchen
entſtand eine unangenthme, und
ſchlechte Ausſprache, PARE ad-
miniſtr. S. 47. L. V. c. 14. rav
beim boetticher de loquela,
und morg. Ep. IX. n. 9. Derjenige litte
nicht viel, dem man einen Theil des
Zaͤpfchens weggeſchnitten hatte.
Ebenderſ. ebendaſ. Denen das ganze
Zaͤpfchen weggenommen war, die be-
hielten eine klingende, rohe Sprache.
Dergleichen beſchreibt van der
Monde Journal. T. XII. S. 161.
(n) AMMANN. S. 109.
(o) Eph. Nat. Cur. angef. Ort.
(p)
WEDEL de morb. infan-
tum.
(q) Storch Kinderkranheiten. S.
157.
(r) Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann. 3. S.
512. v. der Monde. ebendaſ. paee.
(s) Davon entſtand eine undeut-
liche Sprache, Eph. Nat. Cur. nov.
vol. 1. obſ. 103.
(u) S. 115.
(y) WAFER deſeript. of the
Iſthinus. u. ſ. f.
(t) AMMANN. S. 109.
(x) S. 56.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 740[742]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/748>, abgerufen am 10.11.2024.
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