Organe mit einer so feinen Sensibilität begabt, verlangen nun aber auch eine rücksichtsvollere Be- handlung, als ihnen gewöhnlich aus Unkenntniß ihres zarten bewunderungswürdigen Baues zu Theil wird. Vorzuglich schädlich ist es, wenn man sie dem plötz- lichen Uebergang von einer kalten zu einer heißen Temperatur aussetzt, oder umgekehrt. Nicht nur daß ihr Schmelz bei solchen schnellen Wechseln leicht einen Sprung bekommt, der alsdann den knöchernen Theil ohne Schutz läßt, auch die Vitalität der Zähne muß darunter leiden und ihr frühes Ausfallen bedin- gen. So wie die Lebenskraft einer Haut, die rück- sichtslos den Witterungsveränderungen ausgesetzt wird, abnimmt: so wie der mit Reizen überstürmte Magen in Atonie verfällt, so muß auch die Energie der Zahnnerven und folglich die Nutrition der Zähne bei wiederholten schädlichen Einwirkungen dieser Art, beträchtlich leiden. Man lasse daher die Kinder nie zu warm essen und trinken. Sie dürfen ihre Suppen, ihre Speisen, ihre Getränke nur dann genießen, wenn alles hübsch kühl geworden ist. Zu kalte Sachen sind natürlich eben so schädlich, vorzüglich wenn man sie gleich nach etwas heißem genießt. Auch hier bewährt sich die Vortrefflichkeit der goldenen Mittelstraße. Ein herrliches Präservativ für die Zähne ist, sie be- ständig rein zu halten, wozu das tägliche Bürsten mit einem guten Zahnpulver gehört. Das Bürsten der
Organe mit einer ſo feinen Senſibilitaͤt begabt, verlangen nun aber auch eine rückſichtsvollere Be- handlung, als ihnen gewoͤhnlich aus Unkenntniß ihres zarten bewunderungswuͤrdigen Baues zu Theil wird. Vorzuglich ſchaͤdlich iſt es, wenn man ſie dem ploͤtz- lichen Uebergang von einer kalten zu einer heißen Temperatur ausſetzt, oder umgekehrt. Nicht nur daß ihr Schmelz bei ſolchen ſchnellen Wechſeln leicht einen Sprung bekommt, der alsdann den knoͤchernen Theil ohne Schutz laͤßt, auch die Vitalitaͤt der Zaͤhne muß darunter leiden und ihr fruͤhes Ausfallen bedin- gen. So wie die Lebenskraft einer Haut, die ruͤck- ſichtslos den Witterungsveraͤnderungen ausgeſetzt wird, abnimmt: ſo wie der mit Reizen uͤberſtuͤrmte Magen in Atonie verfaͤllt, ſo muß auch die Energie der Zahnnerven und folglich die Nutrition der Zaͤhne bei wiederholten ſchaͤdlichen Einwirkungen dieſer Art, betraͤchtlich leiden. Man laſſe daher die Kinder nie zu warm eſſen und trinken. Sie duͤrfen ihre Suppen, ihre Speiſen, ihre Getraͤnke nur dann genießen, wenn alles huͤbſch kuͤhl geworden iſt. Zu kalte Sachen ſind natuͤrlich eben ſo ſchädlich, vorzuͤglich wenn man ſie gleich nach etwas heißem genießt. Auch hier bewaͤhrt ſich die Vortrefflichkeit der goldenen Mittelſtraße. Ein herrliches Praͤſervativ fuͤr die Zaͤhne iſt, ſie be- ſtaͤndig rein zu halten, wozu das taͤgliche Buͤrſten mit einem guten Zahnpulver gehoͤrt. Das Buͤrſten der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0175"n="165"/><p>Organe mit einer ſo feinen Senſibilitaͤt begabt,<lb/>
verlangen nun aber auch eine rückſichtsvollere Be-<lb/>
handlung, als ihnen gewoͤhnlich aus Unkenntniß ihres<lb/>
zarten bewunderungswuͤrdigen Baues zu Theil wird.<lb/>
Vorzuglich ſchaͤdlich iſt es, wenn man ſie dem ploͤtz-<lb/>
lichen Uebergang von einer kalten zu einer heißen<lb/>
Temperatur ausſetzt, oder umgekehrt. Nicht nur<lb/>
daß ihr Schmelz bei ſolchen ſchnellen Wechſeln leicht<lb/>
einen Sprung bekommt, der alsdann den knoͤchernen<lb/>
Theil ohne Schutz laͤßt, auch die Vitalitaͤt der Zaͤhne<lb/>
muß darunter leiden und ihr fruͤhes Ausfallen bedin-<lb/>
gen. So wie die Lebenskraft einer Haut, die ruͤck-<lb/>ſichtslos den Witterungsveraͤnderungen ausgeſetzt<lb/>
wird, abnimmt: ſo wie der mit Reizen uͤberſtuͤrmte<lb/>
Magen in Atonie verfaͤllt, ſo muß auch die Energie<lb/>
der Zahnnerven und folglich die Nutrition der Zaͤhne<lb/>
bei wiederholten ſchaͤdlichen Einwirkungen dieſer Art,<lb/>
betraͤchtlich leiden. Man laſſe daher die Kinder nie<lb/>
zu warm eſſen und trinken. Sie duͤrfen ihre Suppen,<lb/>
ihre Speiſen, ihre Getraͤnke nur dann genießen, wenn<lb/>
alles huͤbſch kuͤhl geworden iſt. Zu kalte Sachen ſind<lb/>
natuͤrlich eben ſo ſchädlich, vorzuͤglich wenn man ſie<lb/>
gleich nach etwas heißem genießt. Auch hier bewaͤhrt<lb/>ſich die Vortrefflichkeit der goldenen Mittelſtraße.<lb/>
Ein herrliches Praͤſervativ fuͤr die Zaͤhne iſt, ſie be-<lb/>ſtaͤndig rein zu halten, wozu das taͤgliche Buͤrſten mit<lb/>
einem guten Zahnpulver gehoͤrt. Das Buͤrſten der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[165/0175]
Organe mit einer ſo feinen Senſibilitaͤt begabt,
verlangen nun aber auch eine rückſichtsvollere Be-
handlung, als ihnen gewoͤhnlich aus Unkenntniß ihres
zarten bewunderungswuͤrdigen Baues zu Theil wird.
Vorzuglich ſchaͤdlich iſt es, wenn man ſie dem ploͤtz-
lichen Uebergang von einer kalten zu einer heißen
Temperatur ausſetzt, oder umgekehrt. Nicht nur
daß ihr Schmelz bei ſolchen ſchnellen Wechſeln leicht
einen Sprung bekommt, der alsdann den knoͤchernen
Theil ohne Schutz laͤßt, auch die Vitalitaͤt der Zaͤhne
muß darunter leiden und ihr fruͤhes Ausfallen bedin-
gen. So wie die Lebenskraft einer Haut, die ruͤck-
ſichtslos den Witterungsveraͤnderungen ausgeſetzt
wird, abnimmt: ſo wie der mit Reizen uͤberſtuͤrmte
Magen in Atonie verfaͤllt, ſo muß auch die Energie
der Zahnnerven und folglich die Nutrition der Zaͤhne
bei wiederholten ſchaͤdlichen Einwirkungen dieſer Art,
betraͤchtlich leiden. Man laſſe daher die Kinder nie
zu warm eſſen und trinken. Sie duͤrfen ihre Suppen,
ihre Speiſen, ihre Getraͤnke nur dann genießen, wenn
alles huͤbſch kuͤhl geworden iſt. Zu kalte Sachen ſind
natuͤrlich eben ſo ſchädlich, vorzuͤglich wenn man ſie
gleich nach etwas heißem genießt. Auch hier bewaͤhrt
ſich die Vortrefflichkeit der goldenen Mittelſtraße.
Ein herrliches Praͤſervativ fuͤr die Zaͤhne iſt, ſie be-
ſtaͤndig rein zu halten, wozu das taͤgliche Buͤrſten mit
einem guten Zahnpulver gehoͤrt. Das Buͤrſten der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/175>, abgerufen am 14.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.