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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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die Leute, so sich vor ihm fürchteten, von ihrer
Furcht befreyte, indem es, vor Aller Augen,
seinen Schädel von den Schultern herabnahm,
und jedem zeigte, daß er inwendig ganz hohl und
leer sey.

Ich kann nicht umhin nachträglich zu erzäh¬
len, daß ich Gelegenheit fand, den dicken Mann
mit den glänzend neuen Hosen genauer zu beob¬
achten, und mich zu überzeugen, daß er kein
Jesuit war, sondern ein ganz gewöhnliches Vieh
Gottes. Ich traf ihn nemlich in der Gaststube
meines Wirthshauses, wo er zu Nacht speiste,
in Gesellschaft eines langen, magern Excellenz ge¬
nannten Mannes, der jenem alten, hagestolz¬
lichen Landjunker, den uns Shakespear geschil¬
dert, so ähnlich war, daß es schien, als habe die
Natur ein Plagiat begangen. Beide würzten
ihr Mahl, indem sie die Aufwärterin mit Ca¬
ressen bedrängten, die das liebe, bildschöne Mäd¬

die Leute, ſo ſich vor ihm fuͤrchteten, von ihrer
Furcht befreyte, indem es, vor Aller Augen,
ſeinen Schaͤdel von den Schultern herabnahm,
und jedem zeigte, daß er inwendig ganz hohl und
leer ſey.

Ich kann nicht umhin nachtraͤglich zu erzaͤh¬
len, daß ich Gelegenheit fand, den dicken Mann
mit den glaͤnzend neuen Hoſen genauer zu beob¬
achten, und mich zu uͤberzeugen, daß er kein
Jeſuit war, ſondern ein ganz gewoͤhnliches Vieh
Gottes. Ich traf ihn nemlich in der Gaſtſtube
meines Wirthshauſes, wo er zu Nacht ſpeiſte,
in Geſellſchaft eines langen, magern Excellenz ge¬
nannten Mannes, der jenem alten, hageſtolz¬
lichen Landjunker, den uns Shakespear geſchil¬
dert, ſo aͤhnlich war, daß es ſchien, als habe die
Natur ein Plagiat begangen. Beide wuͤrzten
ihr Mahl, indem ſie die Aufwaͤrterin mit Ca¬
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[60/0068] die Leute, ſo ſich vor ihm fuͤrchteten, von ihrer Furcht befreyte, indem es, vor Aller Augen, ſeinen Schaͤdel von den Schultern herabnahm, und jedem zeigte, daß er inwendig ganz hohl und leer ſey. Ich kann nicht umhin nachtraͤglich zu erzaͤh¬ len, daß ich Gelegenheit fand, den dicken Mann mit den glaͤnzend neuen Hoſen genauer zu beob¬ achten, und mich zu uͤberzeugen, daß er kein Jeſuit war, ſondern ein ganz gewoͤhnliches Vieh Gottes. Ich traf ihn nemlich in der Gaſtſtube meines Wirthshauſes, wo er zu Nacht ſpeiſte, in Geſellſchaft eines langen, magern Excellenz ge¬ nannten Mannes, der jenem alten, hageſtolz¬ lichen Landjunker, den uns Shakespear geſchil¬ dert, ſo aͤhnlich war, daß es ſchien, als habe die Natur ein Plagiat begangen. Beide wuͤrzten ihr Mahl, indem ſie die Aufwaͤrterin mit Ca¬ reſſen bedraͤngten, die das liebe, bildſchoͤne Maͤd¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/68>, abgerufen am 10.11.2024.