Es war schon Nacht als ich die Stadt Lukka erreichte.
Wie ganz anders erschien sie mir die Woche vorher, als ich am Tage, durch die wiederhallend öden Straßen wandelte, und mich in eine jener verwunschenen Städte versetzt glaubte, wovon mir einst die Amme so viel erzählt. Da war die ganze Stadt still wie das Grab, alles war so verblichen und verstorben, auf den Dächern spielte der Sonnenglanz, wie Goldflitter auf dem Haupte einer Leiche, hie und da aus den Fenstern eines altverfallenen Hauses hingen Epheuranken, wie vertrocknet grüne Thränen, überall glimmernder
CapitelV.
Es war ſchon Nacht als ich die Stadt Lukka erreichte.
Wie ganz anders erſchien ſie mir die Woche vorher, als ich am Tage, durch die wiederhallend oͤden Straßen wandelte, und mich in eine jener verwunſchenen Staͤdte verſetzt glaubte, wovon mir einſt die Amme ſo viel erzaͤhlt. Da war die ganze Stadt ſtill wie das Grab, alles war ſo verblichen und verſtorben, auf den Daͤchern ſpielte der Sonnenglanz, wie Goldflitter auf dem Haupte einer Leiche, hie und da aus den Fenſtern eines altverfallenen Hauſes hingen Epheuranken, wie vertrocknet gruͤne Thraͤnen, uͤberall glimmernder
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[[30]/0044]
Capitel V.
Es war ſchon Nacht als ich die Stadt Lukka
erreichte.
Wie ganz anders erſchien ſie mir die Woche
vorher, als ich am Tage, durch die wiederhallend
oͤden Straßen wandelte, und mich in eine jener
verwunſchenen Staͤdte verſetzt glaubte, wovon mir
einſt die Amme ſo viel erzaͤhlt. Da war die
ganze Stadt ſtill wie das Grab, alles war ſo
verblichen und verſtorben, auf den Daͤchern ſpielte
der Sonnenglanz, wie Goldflitter auf dem Haupte
einer Leiche, hie und da aus den Fenſtern eines
altverfallenen Hauſes hingen Epheuranken, wie
vertrocknet gruͤne Thraͤnen, uͤberall glimmernder
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. [30]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/44>, abgerufen am 21.05.2024.
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