Der Krieg, wo er nicht erzwungene Selbstvertheidigung, sondern ein toller An- griff auf eine ruhige, benachbarte Nation ist, ist ein unmenschliches, ärger als thie- risches Beginnen, indem er nicht nur der Nation, die er angreift, unschuldiger Weise Mord und Verwüstung drohet, sondern auch die Nation, die ihn führet, eben so unverdient als schrecklich hinopfert. Kann es einen abscheulichern Anblick für ein hö- heres Wesen geben, als zwei einander gegenüber stehende Menschenheere, die un- beleidigt einander morden? Und das Ge- folge des Krieges, schrecklicher als er selbst, sind Krankheiten, Lazarethe, Hunger, Pest, Raub, Gewaltthat, Verödung der Länder,
Ver-
Erſte Geſinnung.
Abſcheu gegen den Krieg.
Der Krieg, wo er nicht erzwungene Selbſtvertheidigung, ſondern ein toller An- griff auf eine ruhige, benachbarte Nation iſt, iſt ein unmenſchliches, aͤrger als thie- riſches Beginnen, indem er nicht nur der Nation, die er angreift, unſchuldiger Weiſe Mord und Verwuͤſtung drohet, ſondern auch die Nation, die ihn fuͤhret, eben ſo unverdient als ſchrecklich hinopfert. Kann es einen abſcheulichern Anblick fuͤr ein hoͤ- heres Weſen geben, als zwei einander gegenuͤber ſtehende Menſchenheere, die un- beleidigt einander morden? Und das Ge- folge des Krieges, ſchrecklicher als er ſelbſt, ſind Krankheiten, Lazarethe, Hunger, Peſt, Raub, Gewaltthat, Veroͤdung der Laͤnder,
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Erſte Geſinnung.
Abſcheu gegen den Krieg.
Der Krieg, wo er nicht erzwungene
Selbſtvertheidigung, ſondern ein toller An-
griff auf eine ruhige, benachbarte Nation
iſt, iſt ein unmenſchliches, aͤrger als thie-
riſches Beginnen, indem er nicht nur der
Nation, die er angreift, unſchuldiger Weiſe
Mord und Verwuͤſtung drohet, ſondern
auch die Nation, die ihn fuͤhret, eben ſo
unverdient als ſchrecklich hinopfert. Kann
es einen abſcheulichern Anblick fuͤr ein hoͤ-
heres Weſen geben, als zwei einander
gegenuͤber ſtehende Menſchenheere, die un-
beleidigt einander morden? Und das Ge-
folge des Krieges, ſchrecklicher als er ſelbſt,
ſind Krankheiten, Lazarethe, Hunger, Peſt,
Raub, Gewaltthat, Veroͤdung der Laͤnder,
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/135>, abgerufen am 17.06.2024.
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