Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.Rande desselben, und vergleiche dann die Helligkeit des Him- Wenn man eine beschränkte Stelle einer be- Alles, was von dem Contraste zwischen Hell und Dunkel Ich lasse vorläufig ganz dahingestellt, ob die indirecte Wirkung des Die zunächst räthselhaft erscheinende Thatsache, daß das Licht nicht Man denke sich z. B., die Ätherschwingungen lösten an der gereizten Rande desselben, und vergleiche dann die Helligkeit des Him- Wenn man eine beschränkte Stelle einer be- Alles, was von dem Contraste zwischen Hell und Dunkel Ich lasse vorläufig ganz dahingestellt, ob die indirecte Wirkung des Die zunächst räthselhaft erscheinende Thatsache, daß das Licht nicht Man denke sich z. B., die Ätherschwingungen lösten an der gereizten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="94"/> Rande desselben, und vergleiche dann die Helligkeit des Him-<lb/> mels mit der des leuchtenden Punktes; ersterer ist mäßig hell,<lb/> letzterer leuchtet intensiv. Hieraus erklärt sich mit die große<lb/> scheinbare Helligkeit der Sterne trotz ihrer objectiven Licht-<lb/> schwäche. Alle diese Versuche setzen feste Fixirung voraus.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wenn man eine beschränkte Stelle einer be-<lb/> liebig hellen oder dunklen Fläche eben merklich er-<lb/> hellt oder</hi> (z. B. durch Schatten) <hi rendition="#g">verdunkelt, so beruht<lb/> die Merklichkeit dieser Veränderung</hi> nach dem Gesagten<lb/><hi rendition="#g">keineswegs blos auf der Zu- oder Abnahme der Hel-<lb/> ligkeit der betroffenen Stelle</hi>, wie man dies zeither an-<lb/> genommen hat, <hi rendition="#g">sondern auch auf der Ab- oder Zunahme<lb/> der Helligkeit ihrer Umgebung</hi>. Dies kommt bei den<lb/> üblichen Methoden zur Messung der Unterschiedsempfindlichkeit<lb/> sehr in Betracht.</p><lb/> <p>Alles, was von dem Contraste zwischen Hell und Dunkel<lb/> gesagt worden ist, gilt selbstverständlich auch von Contrasten<lb/> zwischen Hell und Minderhell, Dunkel und Minderdunkel, was<lb/> ich hier nicht weiter ausführen will.</p><lb/> <p>Ich lasse vorläufig ganz dahingestellt, ob die indirecte Wirkung des<lb/> Lichtreizes blos darauf beruht, daß er die Assimilirung der Umgebung und<lb/> besonders der gereizten Stelle selbst begünstigt, oder ob er etwa gleich-<lb/> zeitig auch die Dissimilirung der Umgebung herabsetzt. Dies würde die<lb/> Erscheinungen zwar dem Maße, nicht aber der Richtung nach ändern.<lb/> Später werde ich bei der ausführlichen Erörterung der Contrasterschei-<lb/> nungen darauf zurückkommen. Hier beabsichtige ich nur eine kurze Skiz-<lb/> zirung meiner Theorie.</p><lb/> <p>Die zunächst räthselhaft erscheinende Thatsache, daß das Licht nicht<lb/> nur direct auf den von ihm getroffenen Theil, sondern auch indirect auf<lb/> die übrigen und insbesondere die Nachbartheile wirkt, muß man, wie jede<lb/> Thatsache, einfach hinnehmen. Denn daß eine solche indirecte Wirkung<lb/> und überhaupt eine Wechselwirkung der einzelnen Theile des Sehorganes<lb/> besteht, habe ich in meinen früheren Mittheilungen über Contrast und In-<lb/> duction bewiesen. Die Sache verliert viel von ihrer Räthselhaftigkeit, wenn<lb/> man bedenkt, daß es im Bereiche des physikalischen und chemischen Ge-<lb/> schehens zahlreiche Analogien dafür gibt, besonders da, wo es sich um Aus-<lb/> lösung von Kräften handelt.</p><lb/> <p>Man denke sich z. B., die Ätherschwingungen lösten an der gereizten<lb/> Stelle einen chemischen Proceß aus, durch welchen Wärme frei würde, so<lb/> wäre denkbar, daß diese Wärme nun ihrerseits die Assimilirung unter-<lb/> stützte und zwar nicht nur an der beleuchteten Stelle, sondern in Folge der<lb/> Fortleitung der Wärme auch, jedoch schwächer, in der Umgebung. Ich be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
Rande desselben, und vergleiche dann die Helligkeit des Him-
mels mit der des leuchtenden Punktes; ersterer ist mäßig hell,
letzterer leuchtet intensiv. Hieraus erklärt sich mit die große
scheinbare Helligkeit der Sterne trotz ihrer objectiven Licht-
schwäche. Alle diese Versuche setzen feste Fixirung voraus.
Wenn man eine beschränkte Stelle einer be-
liebig hellen oder dunklen Fläche eben merklich er-
hellt oder (z. B. durch Schatten) verdunkelt, so beruht
die Merklichkeit dieser Veränderung nach dem Gesagten
keineswegs blos auf der Zu- oder Abnahme der Hel-
ligkeit der betroffenen Stelle, wie man dies zeither an-
genommen hat, sondern auch auf der Ab- oder Zunahme
der Helligkeit ihrer Umgebung. Dies kommt bei den
üblichen Methoden zur Messung der Unterschiedsempfindlichkeit
sehr in Betracht.
Alles, was von dem Contraste zwischen Hell und Dunkel
gesagt worden ist, gilt selbstverständlich auch von Contrasten
zwischen Hell und Minderhell, Dunkel und Minderdunkel, was
ich hier nicht weiter ausführen will.
Ich lasse vorläufig ganz dahingestellt, ob die indirecte Wirkung des
Lichtreizes blos darauf beruht, daß er die Assimilirung der Umgebung und
besonders der gereizten Stelle selbst begünstigt, oder ob er etwa gleich-
zeitig auch die Dissimilirung der Umgebung herabsetzt. Dies würde die
Erscheinungen zwar dem Maße, nicht aber der Richtung nach ändern.
Später werde ich bei der ausführlichen Erörterung der Contrasterschei-
nungen darauf zurückkommen. Hier beabsichtige ich nur eine kurze Skiz-
zirung meiner Theorie.
Die zunächst räthselhaft erscheinende Thatsache, daß das Licht nicht
nur direct auf den von ihm getroffenen Theil, sondern auch indirect auf
die übrigen und insbesondere die Nachbartheile wirkt, muß man, wie jede
Thatsache, einfach hinnehmen. Denn daß eine solche indirecte Wirkung
und überhaupt eine Wechselwirkung der einzelnen Theile des Sehorganes
besteht, habe ich in meinen früheren Mittheilungen über Contrast und In-
duction bewiesen. Die Sache verliert viel von ihrer Räthselhaftigkeit, wenn
man bedenkt, daß es im Bereiche des physikalischen und chemischen Ge-
schehens zahlreiche Analogien dafür gibt, besonders da, wo es sich um Aus-
lösung von Kräften handelt.
Man denke sich z. B., die Ätherschwingungen lösten an der gereizten
Stelle einen chemischen Proceß aus, durch welchen Wärme frei würde, so
wäre denkbar, daß diese Wärme nun ihrerseits die Assimilirung unter-
stützte und zwar nicht nur an der beleuchteten Stelle, sondern in Folge der
Fortleitung der Wärme auch, jedoch schwächer, in der Umgebung. Ich be-
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