Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.die Spectralfarben, welche sich den absolut reinen mit am meisten nähern, §. 41. Von der numerischen Bezeichnung der farbigen Empfindungen. Dasselbe Princip, nach welchem im §. 22 die einzelnen Keine der vier Grundfarben kommt, auch wenn sie im Tone Die Reinheit einer Grundfarbe ergibt sich schon aus die Spectralfarben, welche sich den absolut reinen mit am meisten nähern, §. 41. Von der numerischen Bezeichnung der farbigen Empfindungen. Dasselbe Princip, nach welchem im §. 22 die einzelnen Keine der vier Grundfarben kommt, auch wenn sie im Tone Die Reinheit einer Grundfarbe ergibt sich schon aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="116"/> die Spectralfarben, welche sich den absolut reinen mit am meisten nähern,<lb/> eine so verschiedene Helligkeit zeigen. So ist beispielsweise das Gelb im<lb/> Spectrum des zerstreuten Tageslichtes viel heller als das Blau. Dies hat<lb/> aber seinen Grund darin, daß dieses Gelb viel mehr Weiß enthält als das<lb/> Blau, wie man dies auch sofort erkennt. Da nun das Gelb oder das Blau<lb/> der Pigmente eben auch nichts weiter ist, als zurückgeworfenes Spectral-<lb/> gelb oder Spectralblau, nur noch stark versetzt mit gemischtem farblosen<lb/> Lichte, so ist begreiflich, daß auch die gelben Pigmente durchschnittlich<lb/> heller erscheinen als die blauen. Daher kann das Vorurtheil entstehen, daß<lb/> auch die absolut reinen Farben verschiedene Helligkeit besitzen würden.<lb/> Eine später zu gebende physiologische Analyse des Spectrums wird dies<lb/> näher zu erörtern haben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 41.<lb/><hi rendition="#g">Von der numerischen Bezeichnung der farbigen<lb/> Empfindungen</hi>.</head><lb/> <p>Dasselbe Princip, nach welchem im §. 22 die einzelnen<lb/> schwarzweißen Empfindungen bezeichnet wurden, läßt sich auch<lb/> auf die farbigen Empfindungen anwenden.</p><lb/> <p>Keine der vier Grundfarben kommt, auch wenn sie im Tone<lb/> ganz rein wäre, jemals wirklich rein zur Empfindung, sondern<lb/> hat immer einen Zusatz von Schwarzweiß, d. h. also jede Em-<lb/> pfindung vom Tone einer Grundfarbe ist ternär zusammengesetzt.<lb/> Ihre Qualität läßt sich daher ausdrücken durch ein dreiglie-<lb/> driges numerisches Verhältniß, welches dem Verhältnisse der<lb/> Deutlichkeit der drei gemischten einfachen Empfindungen ent-<lb/> spricht. So bedeutet die Gleichung<lb/><hi rendition="#c">Blau : Weiß : Schwarz = 1 : 1 : 1</hi><lb/> eine Empfindung, welche aus zwei Theilen mittlem Grau<lb/> (1 Schwarz + 1 Weiß) und einem Theile Blau, oder aus gleichen<lb/> Theilen Weiß, Schwarz und Blau gemischt ist, an alle drei<lb/> gleich stark erinnert, mit allen dreien gleich sehr verwandt ist.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Reinheit</hi> einer Grundfarbe ergibt sich schon aus<lb/> dem Verhältnisse, in welchem das der Farbe entsprechende Glied<lb/> des dreigliedrigen Verhältnisses zur Summe der beiden anderen<lb/> Glieder steht. Dies Verhältniß wäre für die oben erwähnte<lb/> Farbe Blau : (Weiß + Schwarz) = 1 : 2. Da es überhaupt nur<lb/> auf Verhältnisse ankommt, und man deshalb die Gesammt-<lb/> empfindung immer = 1 setzen kann, so läßt sich die Reinheit<lb/> der Farbe, in unserem Falle ihre <hi rendition="#g">Bläue</hi>, ausdrücken durch das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0124]
die Spectralfarben, welche sich den absolut reinen mit am meisten nähern,
eine so verschiedene Helligkeit zeigen. So ist beispielsweise das Gelb im
Spectrum des zerstreuten Tageslichtes viel heller als das Blau. Dies hat
aber seinen Grund darin, daß dieses Gelb viel mehr Weiß enthält als das
Blau, wie man dies auch sofort erkennt. Da nun das Gelb oder das Blau
der Pigmente eben auch nichts weiter ist, als zurückgeworfenes Spectral-
gelb oder Spectralblau, nur noch stark versetzt mit gemischtem farblosen
Lichte, so ist begreiflich, daß auch die gelben Pigmente durchschnittlich
heller erscheinen als die blauen. Daher kann das Vorurtheil entstehen, daß
auch die absolut reinen Farben verschiedene Helligkeit besitzen würden.
Eine später zu gebende physiologische Analyse des Spectrums wird dies
näher zu erörtern haben.
§. 41.
Von der numerischen Bezeichnung der farbigen
Empfindungen.
Dasselbe Princip, nach welchem im §. 22 die einzelnen
schwarzweißen Empfindungen bezeichnet wurden, läßt sich auch
auf die farbigen Empfindungen anwenden.
Keine der vier Grundfarben kommt, auch wenn sie im Tone
ganz rein wäre, jemals wirklich rein zur Empfindung, sondern
hat immer einen Zusatz von Schwarzweiß, d. h. also jede Em-
pfindung vom Tone einer Grundfarbe ist ternär zusammengesetzt.
Ihre Qualität läßt sich daher ausdrücken durch ein dreiglie-
driges numerisches Verhältniß, welches dem Verhältnisse der
Deutlichkeit der drei gemischten einfachen Empfindungen ent-
spricht. So bedeutet die Gleichung
Blau : Weiß : Schwarz = 1 : 1 : 1
eine Empfindung, welche aus zwei Theilen mittlem Grau
(1 Schwarz + 1 Weiß) und einem Theile Blau, oder aus gleichen
Theilen Weiß, Schwarz und Blau gemischt ist, an alle drei
gleich stark erinnert, mit allen dreien gleich sehr verwandt ist.
Die Reinheit einer Grundfarbe ergibt sich schon aus
dem Verhältnisse, in welchem das der Farbe entsprechende Glied
des dreigliedrigen Verhältnisses zur Summe der beiden anderen
Glieder steht. Dies Verhältniß wäre für die oben erwähnte
Farbe Blau : (Weiß + Schwarz) = 1 : 2. Da es überhaupt nur
auf Verhältnisse ankommt, und man deshalb die Gesammt-
empfindung immer = 1 setzen kann, so läßt sich die Reinheit
der Farbe, in unserem Falle ihre Bläue, ausdrücken durch das
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