Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.Auch die Schwerpunktconstruction, welche im Übrigen viel §. 42. Hauptsätze einer neuen Theorie des Farbensinnes. Wir sind durch eine meiner Ansicht nach ganz vorurtheils- Die sechs Grundempfindungen der Sehsubstanz Jedem dieser drei Paare entspricht ein Dissimi- Die Richtigkeit dieser Vordersätze vorausgesetzt, eröffnen Auch die Schwerpunktconstruction, welche im Übrigen viel §. 42. Hauptsätze einer neuen Theorie des Farbensinnes. Wir sind durch eine meiner Ansicht nach ganz vorurtheils- Die sechs Grundempfindungen der Sehsubstanz Jedem dieser drei Paare entspricht ein Dissimi- Die Richtigkeit dieser Vordersätze vorausgesetzt, eröffnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0126" n="118"/> <p>Auch die Schwerpunktconstruction, welche im Übrigen viel<lb/> Verwirrung in der Farbenlehre verschuldet hat, läßt sich an-<lb/> wenden, um diese Verhältnisse anschaulich zu machen. Man<lb/> denke sich die drei Ecken des oben beschriebenen Nuancirungs-<lb/> dreieckes der gegebenen Grund- oder Mischfarbe belastet mit<lb/> den drei Gliedern des Verhältnisses<lb/><formula/> und construire den Schwerpunkt des im Übrigen schwerlosen<lb/> Dreieckes; die Lage dieses Punktes im Dreieck gestattet nach<lb/> §. 39 die Reinheit, nach §. 40 die Helligkeit der gegebenen<lb/> Farbennuance zu finden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 42.<lb/><hi rendition="#g">Hauptsätze einer neuen Theorie des Farbensinnes</hi>.</head><lb/> <p>Wir sind durch eine meiner Ansicht nach ganz vorurtheils-<lb/> freie Analyse der Gesichtsempfindungen zur Annahme von sechs<lb/> einfachen oder Grundempfindungen gelangt, von welchen zwei,<lb/> nämlich Weiß und Schwarz, bereits früher erörtert wurden. Es<lb/> gilt jetzt, die dort entwickelte Theorie der schwarzweißen oder<lb/> farblosen Gesichtsempfindungen durch eine Theorie der farbigen<lb/> zu ergänzen. Ich theile hier sofort die Hauptsätze derselben mit.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die sechs Grundempfindungen der Sehsubstanz<lb/> ordnen sich zu drei Paaren: Schwarz und Weiß, Blau<lb/> und Gelb, Grün und Roth</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Jedem dieser drei Paare entspricht ein Dissimi-<lb/> lirungs- und Assimilirungsproceß besonderer Qua-<lb/> lität, so daß also die Sehsubstanz in dreifach ver-<lb/> schiedener Weise der chemischen Veränderung oder<lb/> des Stoffwechsels fähig ist</hi>.</p><lb/> <p>Die Richtigkeit dieser Vordersätze vorausgesetzt, eröffnen<lb/> sich nunmehr zwei Möglichkeiten. Entweder die drei Arten des<lb/> Stoffwechsels stehen zu einander in gegenseitiger Abhängigkeit,<lb/> oder jede derselben verläuft unabhängig von der anderen. Die<lb/> letztere Möglichkeit ist nicht nur die einfachere, sondern stimmt<lb/> auch, so weit ich bis jetzt sehe, mit den Thatsachen. Deshalb<lb/> kann ich auch die Sehsubstanz gleichsam als ein Gemisch dreier<lb/> chemisch verschiedener Substanzen ansehen, deren jede (wenig-<lb/> stens innerhalb der hier in Betracht kommenden Grenzen) unab-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0126]
Auch die Schwerpunktconstruction, welche im Übrigen viel
Verwirrung in der Farbenlehre verschuldet hat, läßt sich an-
wenden, um diese Verhältnisse anschaulich zu machen. Man
denke sich die drei Ecken des oben beschriebenen Nuancirungs-
dreieckes der gegebenen Grund- oder Mischfarbe belastet mit
den drei Gliedern des Verhältnisses
[FORMEL] und construire den Schwerpunkt des im Übrigen schwerlosen
Dreieckes; die Lage dieses Punktes im Dreieck gestattet nach
§. 39 die Reinheit, nach §. 40 die Helligkeit der gegebenen
Farbennuance zu finden.
§. 42.
Hauptsätze einer neuen Theorie des Farbensinnes.
Wir sind durch eine meiner Ansicht nach ganz vorurtheils-
freie Analyse der Gesichtsempfindungen zur Annahme von sechs
einfachen oder Grundempfindungen gelangt, von welchen zwei,
nämlich Weiß und Schwarz, bereits früher erörtert wurden. Es
gilt jetzt, die dort entwickelte Theorie der schwarzweißen oder
farblosen Gesichtsempfindungen durch eine Theorie der farbigen
zu ergänzen. Ich theile hier sofort die Hauptsätze derselben mit.
Die sechs Grundempfindungen der Sehsubstanz
ordnen sich zu drei Paaren: Schwarz und Weiß, Blau
und Gelb, Grün und Roth.
Jedem dieser drei Paare entspricht ein Dissimi-
lirungs- und Assimilirungsproceß besonderer Qua-
lität, so daß also die Sehsubstanz in dreifach ver-
schiedener Weise der chemischen Veränderung oder
des Stoffwechsels fähig ist.
Die Richtigkeit dieser Vordersätze vorausgesetzt, eröffnen
sich nunmehr zwei Möglichkeiten. Entweder die drei Arten des
Stoffwechsels stehen zu einander in gegenseitiger Abhängigkeit,
oder jede derselben verläuft unabhängig von der anderen. Die
letztere Möglichkeit ist nicht nur die einfachere, sondern stimmt
auch, so weit ich bis jetzt sehe, mit den Thatsachen. Deshalb
kann ich auch die Sehsubstanz gleichsam als ein Gemisch dreier
chemisch verschiedener Substanzen ansehen, deren jede (wenig-
stens innerhalb der hier in Betracht kommenden Grenzen) unab-
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