der Hand stärker sein als der Herrgott? -- Zudem konntest du ja sehen, daß er dir wohl wollte. Hätte er dich sonst heirathen wollen?
Sie schwieg.
Und warum hast du ihn ausgeschlagen? Es soll ein braver Mann gewesen sein und ganz stattlich und hätte dich und deine Mutter besser ernähren können, als du es nun kannst mit dem bischen Spinnen und Seidewickeln.
Wir sind arme Leute, sagte sie heftig, und meine Mutter nun gar seit so lange krank. Wir wären ihm nur zur Last gefallen. Und ich tauge auch nicht für einen Signore. Wenn seine Freunde zu ihm gekommen wären, hätte er sich meiner geschämt.
Was du auch redest! Ich sage dir ja, daß es ein braver Herr war. Und überdies wollte er ja nach Sorrent übersiedeln. Es wird nicht bald so einer wiederkommen, der wie recht vom Himmel ge¬ schickt war, um euch aufzuhelfen.
Ich will gar keinen Mann, niemals! sagte sie ganz trotzig und wie vor sich hin.
Hast du ein Gelübde gethan, oder willst in ein Kloster gehn?
Sie schüttelte den Kopf.
Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigensinn vorhalten, wenn auch jener Name nicht schön ist. Bedenkst du nicht, daß du nicht allein auf der Welt bist und durch diesen Starrsinn deiner kranken
der Hand ſtärker ſein als der Herrgott? — Zudem konnteſt du ja ſehen, daß er dir wohl wollte. Hätte er dich ſonſt heirathen wollen?
Sie ſchwieg.
Und warum haſt du ihn ausgeſchlagen? Es ſoll ein braver Mann geweſen ſein und ganz ſtattlich und hätte dich und deine Mutter beſſer ernähren können, als du es nun kannſt mit dem bischen Spinnen und Seidewickeln.
Wir ſind arme Leute, ſagte ſie heftig, und meine Mutter nun gar ſeit ſo lange krank. Wir wären ihm nur zur Laſt gefallen. Und ich tauge auch nicht für einen Signore. Wenn ſeine Freunde zu ihm gekommen wären, hätte er ſich meiner geſchämt.
Was du auch redeſt! Ich ſage dir ja, daß es ein braver Herr war. Und überdies wollte er ja nach Sorrent überſiedeln. Es wird nicht bald ſo einer wiederkommen, der wie recht vom Himmel ge¬ ſchickt war, um euch aufzuhelfen.
Ich will gar keinen Mann, niemals! ſagte ſie ganz trotzig und wie vor ſich hin.
Haſt du ein Gelübde gethan, oder willſt in ein Kloſter gehn?
Sie ſchüttelte den Kopf.
Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigenſinn vorhalten, wenn auch jener Name nicht ſchön iſt. Bedenkſt du nicht, daß du nicht allein auf der Welt biſt und durch dieſen Starrſinn deiner kranken
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der Hand ſtärker ſein als der Herrgott? — Zudem
konnteſt du ja ſehen, daß er dir wohl wollte. Hätte
er dich ſonſt heirathen wollen?
Sie ſchwieg.
Und warum haſt du ihn ausgeſchlagen? Es ſoll
ein braver Mann geweſen ſein und ganz ſtattlich und
hätte dich und deine Mutter beſſer ernähren können,
als du es nun kannſt mit dem bischen Spinnen und
Seidewickeln.
Wir ſind arme Leute, ſagte ſie heftig, und
meine Mutter nun gar ſeit ſo lange krank. Wir
wären ihm nur zur Laſt gefallen. Und ich tauge
auch nicht für einen Signore. Wenn ſeine Freunde zu
ihm gekommen wären, hätte er ſich meiner geſchämt.
Was du auch redeſt! Ich ſage dir ja, daß es
ein braver Herr war. Und überdies wollte er ja
nach Sorrent überſiedeln. Es wird nicht bald ſo
einer wiederkommen, der wie recht vom Himmel ge¬
ſchickt war, um euch aufzuhelfen.
Ich will gar keinen Mann, niemals! ſagte ſie
ganz trotzig und wie vor ſich hin.
Haſt du ein Gelübde gethan, oder willſt in ein
Kloſter gehn?
Sie ſchüttelte den Kopf.
Die Leute haben Recht, die dir deinen Eigenſinn
vorhalten, wenn auch jener Name nicht ſchön iſt.
Bedenkſt du nicht, daß du nicht allein auf der Welt
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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/110>, abgerufen am 14.06.2024.
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