ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die Fratzen mein Werk beschnüffeln! Accidenti! fluchte er in den Bart. -- Ein Echo kam zurück. Er sah betroffen umher. Keine Hütte, kein Hügel war auf eine halbe Stunde im Umkreis zu sehn, noch konnte er einen Menschen nahe glauben. Er ging endlich weiter und dachte, ein Windstoß äfft dich. Da klang es plötzlich wieder, näher und lauter. Er stand und horchte scharf. Bin ich einer Capanne nah, oder einem Schuppen, aus dem die Rinder brüllen? Es kann nicht sein -- es klang anders -- es klingt an¬ ders -- und jetzt, jetzt -- und ein Schauder schüt¬ telte ihn; -- es sind die Hunde, sagte er dumpf.
Das Geheul kam näher, heiser wie von Wölfen, kein Bellen und Kläffen, sondern ein Gestöhn, rauh vorgestoßen, das die Stimme des Winds in Eine ununterbrochene furchtbare Melodie zusammenwehte. Eine lähmende Kraft schien in ihr zu liegen. Denn der Wanderer stand regungslos, den Mund und die Augen starr geöffnet, das Gesicht der Seite zugewen¬ det, von der der Schlachtruf der wüthenden Thiere heranschwoll. Endlich richtete er sich gewaltsam in seinen Gliedern auf und sagte: Es ist zu spät; sie haben längst die Witterung, und bei dem falschen Zwielicht stürzt' ich nach dem zehnten Schritt, wenn ich laufen wollte. Nun denn, wie ein Hund gelebt und von meinesgleichen umgebracht! es ist doch Sinn
ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die Fratzen mein Werk beſchnüffeln! Accidenti! fluchte er in den Bart. — Ein Echo kam zurück. Er ſah betroffen umher. Keine Hütte, kein Hügel war auf eine halbe Stunde im Umkreis zu ſehn, noch konnte er einen Menſchen nahe glauben. Er ging endlich weiter und dachte, ein Windſtoß äfft dich. Da klang es plötzlich wieder, näher und lauter. Er ſtand und horchte ſcharf. Bin ich einer Capanne nah, oder einem Schuppen, aus dem die Rinder brüllen? Es kann nicht ſein — es klang anders — es klingt an¬ ders — und jetzt, jetzt — und ein Schauder ſchüt¬ telte ihn; — es ſind die Hunde, ſagte er dumpf.
Das Geheul kam näher, heiſer wie von Wölfen, kein Bellen und Kläffen, ſondern ein Geſtöhn, rauh vorgeſtoßen, das die Stimme des Winds in Eine ununterbrochene furchtbare Melodie zuſammenwehte. Eine lähmende Kraft ſchien in ihr zu liegen. Denn der Wanderer ſtand regungslos, den Mund und die Augen ſtarr geöffnet, das Geſicht der Seite zugewen¬ det, von der der Schlachtruf der wüthenden Thiere heranſchwoll. Endlich richtete er ſich gewaltſam in ſeinen Gliedern auf und ſagte: Es iſt zu ſpät; ſie haben längſt die Witterung, und bei dem falſchen Zwielicht ſtürzt' ich nach dem zehnten Schritt, wenn ich laufen wollte. Nun denn, wie ein Hund gelebt und von meinesgleichen umgebracht! es iſt doch Sinn
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ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die
Fratzen mein Werk beſchnüffeln! Accidenti! fluchte
er in den Bart. — Ein Echo kam zurück. Er ſah
betroffen umher. Keine Hütte, kein Hügel war auf
eine halbe Stunde im Umkreis zu ſehn, noch konnte
er einen Menſchen nahe glauben. Er ging endlich
weiter und dachte, ein Windſtoß äfft dich. Da klang
es plötzlich wieder, näher und lauter. Er ſtand und
horchte ſcharf. Bin ich einer Capanne nah, oder
einem Schuppen, aus dem die Rinder brüllen? Es
kann nicht ſein — es klang anders — es klingt an¬
ders — und jetzt, jetzt — und ein Schauder ſchüt¬
telte ihn; — es ſind die Hunde, ſagte er dumpf.
Das Geheul kam näher, heiſer wie von Wölfen,
kein Bellen und Kläffen, ſondern ein Geſtöhn, rauh
vorgeſtoßen, das die Stimme des Winds in Eine
ununterbrochene furchtbare Melodie zuſammenwehte.
Eine lähmende Kraft ſchien in ihr zu liegen. Denn
der Wanderer ſtand regungslos, den Mund und die
Augen ſtarr geöffnet, das Geſicht der Seite zugewen¬
det, von der der Schlachtruf der wüthenden Thiere
heranſchwoll. Endlich richtete er ſich gewaltſam in
ſeinen Gliedern auf und ſagte: Es iſt zu ſpät; ſie
haben längſt die Witterung, und bei dem falſchen
Zwielicht ſtürzt' ich nach dem zehnten Schritt, wenn
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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/142>, abgerufen am 14.06.2024.
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