Vertrauen -- Du sollst mir beichten und es wird Dir, wenn Du büßest, Trost der Kirche werden!" In dem Augenblick schien es mir, als sey der Prior jener alte Pilger aus der heiligen Linde, und nur der sey das einzige Wesen, auf der ganzen weiten Erde, dem ich mein Leben voller Sünde und Fre¬ vel offenbaren müsse. Noch war ich keines Wortes mächtig, ich warf mich vor dem Greise nieder in den Staub. "Ich gehe in die Capelle des Klosters" sprach er, mit feier¬ lichem Ton, und schritt von dannen. -- Ich war gefaßt -- ich eilte ihm nach, er saß im Beichtstuhl, und ich that augenblicklich, wo¬ zu mich der Geist unwiderstehlich trieb; ich beichtete Alles -- Alles! -- Schrecklich war die Buße, die mir der Prior auflegte. Ver¬ stoßen von der Kirche, wie ein Aussätziger verbannt aus den Versammlungen der Brü¬ der, lag ich in den Todtengewölben des Klo¬ sters, mein Leben kärglich fristend durch un¬ schmackhafte in Wasser gekochte Kräuter,
Vertrauen — Du ſollſt mir beichten und es wird Dir, wenn Du buͤßeſt, Troſt der Kirche werden!“ In dem Augenblick ſchien es mir, als ſey der Prior jener alte Pilger aus der heiligen Linde, und nur der ſey das einzige Weſen, auf der ganzen weiten Erde, dem ich mein Leben voller Suͤnde und Fre¬ vel offenbaren muͤſſe. Noch war ich keines Wortes maͤchtig, ich warf mich vor dem Greiſe nieder in den Staub. „Ich gehe in die Capelle des Kloſters“ ſprach er, mit feier¬ lichem Ton, und ſchritt von dannen. — Ich war gefaßt — ich eilte ihm nach, er ſaß im Beichtſtuhl, und ich that augenblicklich, wo¬ zu mich der Geiſt unwiderſtehlich trieb; ich beichtete Alles — Alles! — Schrecklich war die Buße, die mir der Prior auflegte. Ver¬ ſtoßen von der Kirche, wie ein Ausſaͤtziger verbannt aus den Verſammlungen der Bruͤ¬ der, lag ich in den Todtengewoͤlben des Klo¬ ſters, mein Leben kaͤrglich friſtend durch un¬ ſchmackhafte in Waſſer gekochte Kraͤuter,
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Vertrauen — Du ſollſt mir beichten und
es wird Dir, wenn Du buͤßeſt, Troſt der
Kirche werden!“ In dem Augenblick ſchien es
mir, als ſey der Prior jener alte Pilger
aus der heiligen Linde, und nur der ſey das
einzige Weſen, auf der ganzen weiten Erde,
dem ich mein Leben voller Suͤnde und Fre¬
vel offenbaren muͤſſe. Noch war ich keines
Wortes maͤchtig, ich warf mich vor dem
Greiſe nieder in den Staub. „Ich gehe in
die Capelle des Kloſters“ ſprach er, mit feier¬
lichem Ton, und ſchritt von dannen. — Ich
war gefaßt — ich eilte ihm nach, er ſaß im
Beichtſtuhl, und ich that augenblicklich, wo¬
zu mich der Geiſt unwiderſtehlich trieb; ich
beichtete Alles — Alles! — Schrecklich war
die Buße, die mir der Prior auflegte. Ver¬
ſtoßen von der Kirche, wie ein Ausſaͤtziger
verbannt aus den Verſammlungen der Bruͤ¬
der, lag ich in den Todtengewoͤlben des Klo¬
ſters, mein Leben kaͤrglich friſtend durch un¬
ſchmackhafte in Waſſer gekochte Kraͤuter,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/196>, abgerufen am 31.10.2024.
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